Internet-Kriminalität:"Love Scamming": Elf Festnahmen bei Razzia gegen nigerianische Mafia

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Ein LKA-Ermittler hält am Mittwoch in München eine schwarze Axt mit der Aufschrift "King Zulu" in den Händen. (Foto: Britta Schultejans/dpa)

Sieben Männer griffen die Ermittler in Bayern auf. Sie sollen der Organisation "Confraternity Black Axe" angehören. Das Hauptgeschäftsfeld der kriminellen Bruderschaft: die digitale Variante des Heiratsschwindels.

Von Stephan Handel

Bei einer bundesweiten Durchsuchungsaktion mit bayerischem Schwerpunkt hat die Polizei am Dienstag elf Männer festgenommen, die Mitglieder der "Confraternity Black Axe" sind. Nach Ansicht der Ermittlungsbehörden ist diese "Bruderschaft" eine kriminelle Vereinigung mit Wurzeln in Nigeria. Internet-Kriminalität soll ihr Hauptgeschäft in Deutschland sein - vor allem das sogenannte Love oder Romance Scamming.

Bei der Aktion, die um 6 Uhr morgens begann und an der rund 350 Einsatzkräfte beteiligt waren, wurden in München zwei Männer festgenommen und jeweils einer in Rosenheim, Fürstenfeldbruck, Augsburg, Landsberg am Lech und Miesbach. Außerhalb Bayerns gab es Festnahmen in Filderstadt und Tübingen (Baden-Württemberg), im Hochtaunuskreis (Hessen) und in Hamburg. Die Männer sind zwischen 29 und 53 Jahre alt und allesamt nigerianische Staatsbürger. Das gaben Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt.

Die "Confraternity Black Axe" soll weltweit 30000 Mitglieder haben, in Deutschland wird ihre Zahl auf mehrere Hundert geschätzt. Die Organisation ist streng hierarchisch gegliedert, auf allen Ebenen gibt es unter anderem einen "Head", sozusagen der oberste Chef, einen "Chief Priest", eine Art Zeremonienmeister, und einen "Butcher", der über die Disziplin wacht und sein Ehrenzeichen, eine Peitsche, nicht nur aus dekorativen Gründen mit sich trägt.

In Deutschland widmet sich "Black Axe" nach den Ermittlungen hauptsächlich der Internet-Kriminalität und hier vor allem dem sogenannten Love Scamming: Auf Dating-Plattformen wird geeigneten Personen eine Liebesbeziehung vorgegaukelt, die aber nie ins reale Leben überführt wird. Stattdessen gerät der angebliche Liebhaber ständig in Situationen, in denen er dringend und sofort Geld braucht.

Die Opfer überweisen oft Tausende Euro, die zur Verschleierung sofort auf diverse Konten verteilt, reingewaschen und schließlich nach Nigeria transferiert werden. Die Umsätze - und damit der Schaden für die Opfer - gehen in die Millionen. In anderen Ländern ist "Black Axe" außerdem in Prostitution, Menschen- und Rauschgifthandel tätig.

Bei den am Dienstag festgenommenen Männern handelt es sich nach Überzeugung von Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt um aktuelles oder ehemaliges Führungspersonal der "Black Axe". Sie sollen nach Abschluss der Ermittlungen vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts München I unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt werden.

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