Verkehr in München:Stadt lässt in der Fraunhoferstraße Radwege farbig markieren

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Am Dienstag hat das Baureferat in der Fraunhoferstraße begonnen, zwei neue Radstreifen zu markieren. Zunächst mit einem weißen Trennstrich und weißen Radsymbolen am Straßenrand. Anschließend wird der Streifen rot eingefärbt. (Foto: Corinna Guthknecht)
  • Das Baureferat hat in der Fraunhoferstraße begonnen, zwei neue Radstreifen zu markieren.
  • Anwohner und Geschäftsleute hatten bis kurz vor dem Stadtratsbeschluss protestiert. Ihnen fehlen Parkplätze und Haltemöglichkeiten.

Von Andreas Schubert

Dass es bei Neuerungen im Straßenverkehr immer wieder ein paar Anlaufschwierigkeiten gibt, zeigt sich dieser Tage besonders gut in München. Zum Beispiel in der Schwanthalerstraße. Nachdem dort vor ein paar Tagen der neue Radstreifen abmarkiert worden war, wollten es viele Autofahrer offenbar nicht begreifen, dass der durchgehende Strich, den die Stadt da auf die Straße hat pinseln lassen, wirklich eine Bedeutung hat. Sie sind trotzdem einfach auf der Radspur gefahren, vermutlich nach dem zutiefst subjektiven Motto: Nicht sein kann, was nicht sein darf. Inzwischen sieht es so aus, als hätten es die meisten begriffen.

Am Dienstag hat das Baureferat nun auch in der Fraunhoferstraße begonnen, zwei neue Radstreifen zu markieren. Zunächst mit einem weißen Trennstrich und weißen Radsymbolen am Straßenrand. Anschließend wird der Streifen rot eingefärbt, wie es der Stadtrat beschlossen und das Kreisverwaltungsreferat angeordnet hat. Das wird etwa zwei Wochen dauern. Zusätzlich entstehen 30 neue Radstellplätze - 20 am U-Bahnausgang Baaderstraße, zehn an der Ecke Klenzestraße. Im letzten Abschnitt der Fraunhoferstraße zwischen Baaderstraße und Auenstraße soll dann noch eine Autofahrspur zugunsten einer Radspur entfallen.

120 Autoparkplätze sind allerdings schon jetzt für die Radstreifen weggefallen. Und weil nun auch Lieferfahrzeuge nicht mehr legal direkt in der Fraunhoferstraße stehen bleiben können, ließ sich bereits zu Beginn beobachten, dass die Zusteller sich in naher Zukunft wohl erst noch an die neuen Lieferzonen, die für sie in den Seitenstraßen eingerichtet werden, gewöhnen müssen. Denn was macht so ein Lieferwagenfahrer, wenn er nicht weiß, wo er sonst hin soll? Er stellt sich halt illegal halb auf den Gehweg, halb auf die neue Spur, die eigentlich den Radlern vorbehalten bleiben sollte.

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Eine spontane Kurzumfrage unter einigen morgendlichen Pedaleuren zeigte jedenfalls, dass sie die Wildparker nicht so toll, ansonsten die Idee der Radstreifen gar nicht so verkehrt finden - im Gegensatz zu den Anwohnern und Geschäftsleuten in der Straße. Die nämlich haben bis kurz vor dem Beschluss des Stadtrats vergeblich gegen die Streichung sämtlicher Parkplätze und Haltemöglichkeiten protestiert. Ihr Argument: Die Kunden blieben künftig aus, Lieferanten könnten die Anfahrt zu den Läden künftig scheuen. Und: Wenn es in der Straße keine Parkplätze mehr gibt, wirkt sie optisch breiter, was die Autofahrer dazu veranlassen werde, künftig richtig Gas zu geben.

Auch die CSU hatte sich dem Widerstand angeschlossen und beantragt, die Planungen zu stoppen. Die betroffenen Anwohner und Geschäftsleute sollten sich auch einbringen können. Wie die CSU betonte, wurden die nicht groß gefragt. Allerdings, so das Argument der SPD und der Grünen, die das Projekt durchgesetzt hatten, gehen die Radwege auf einen Beschluss einer Bürgerversammlung zurück. Am Ende haben auch die 500 Unterschriften, welche die Gegner gesammelt haben, nichts genutzt.

Jetzt startet also der Verkehrsversuch, zunächst für ein Jahr. Hierbei wird unter anderem auch darauf geschaut, wie sich die neue Situation auf den öffentlichen Nahverkehr auswirkt. Denn an der Einmündung der Fraunhoferstraße zur Isarparallele fällt auch die Rechtsabbiegespur für Autos weg, mit der Folge, dass die Fahrzeuge auf den Tramschienen stehen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hatte sich deshalb vorab skeptisch gezeigt. Wenn sich der Versuch bewährt, werden in einem nächsten Schritt dann auch die Gehwege verbreitert.

Was Münchens Zweiter Bürgermeister und CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl als "praktizierte Rücksichtslosigkeit" bezeichnet, die mit einer Verkehrswende nichts zu tun habe und nur alteingesessene Familienunternehmen in ihrer Existenz bedrohe, sehen die Befürworter anders. Ihr Ansatz: Breitere Fußgängerwege und sichere Radwege führten sogar zu mehr Leben in der von vielen kleinen und traditionsreichen Läden und Gastronomie gesäumten Verbindung zwischen Isar und Innenstadt. Ganz vergessen wurden die Autofahrer übrigens nicht. Die Fraunhoferstraße gehört auf der Südwestseite zum Parklizenzgebiet Glockenbachviertel, gegenüber zum Gebiet Gärtnerplatz. In Ersterem stehen Anwohnern und Besuchern insgesamt etwa 2100 Parkplätze zur Verfügung, in Letzterem rund 1350. Um einen Ausgleich zu schaffen, wird die bisherige, aus 24 Stellplätzen bestehende Mischparkzone in der Corneliusstraße in einer reine Bewohnerparkzone umgewandelt. 65 Stellplätze in der Westermühlstraße sollen von 18 Uhr an nur noch Anwohnern zur Verfügung stehen. Lieferzonen gibt es künftig in der Reichenbachstraße, in der Klenze- und in der Müllerstraße.

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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