Corona-Demo:5000 Menschen demonstrieren in München - Polizei wird überrannt

Lesezeit: 2 min

Trotz eines Verbots protestieren Tausende gegen die Corona-Maßnahmen. Rund um die Uni entwickeln sich chaotische Szenen.

Von Bernd Kastner

Etwa 5000 Menschen haben am Mittwochabend laut Polizei gegen eine Impfpflicht protestiert. Die meisten Demonstranten versammelten sich auf der Ludwigstraße zwischen Siegestor und Altstadtring. Die Polizei war mit etwa 500 Beamten im Einsatz und wirkte zunächst überfordert. Später wurden mindestens zweimal Polizeiketten von den Gegnern der Corona-Maßnahmen überrannt.

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Vor dem Uni-Hauptgebäude sollte der ursprünglich geplante Demozug starten, er war jedoch vom Kreisverwaltungsreferat untersagt worden. Daraufhin bliesen die Organisatoren ihre Versammlung formal ab, im Internet verbreiteten sich aber Aufrufe zu "Spaziergängen" in der Innenstadt.

Bereits kurz nach 18 Uhr entwickelten sich chaotische Szenen rund um die Uni. Hunderte Menschen drängten von den Fußwegen auf die Fahrbahn, rasch war die Schellingstraße komplett eingenommen, später die Ludwigstraße. Zunächst war rund um die Uni kaum Polizei zu sehen. Die üblichen Auflagen bei Demonstrationen, Maskenpflicht und eineinhalb Meter Abstand, beachtete so gut wie niemand, die Menschen standen bald eng an eng, die Polizei ließ sie gewähren.

"Hände weg von den Kindern" - viele Impfgegner drücken ihre Sorgen mit Bannern oder Plakaten aus. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

"Friede, Freiheit, keine Diktatur": Dieser Slogan wurde immer wieder skandiert, und: "Widerstand". Viele hatten Trillerpfeifen dabei, vereinzelt wurde Pyrotechnik gezündet. Ein Polizeisprecher nannte die Grundstimmung aufgeheizt. Man habe keine Auflagen erteilen können, weil man keine Ansprechpartner gehabt habe; es sei eine "nicht zugängliche Menschenmasse" gewesen, ihre Zusammensetzung nannte er "extrem bunt". Als sich gegen 20 Uhr die Lage auf der Ludwigstraße entspannte, zogen kleinere Protestgruppen weiter durch die Innenstadt, die Polizei hinterher.

In der Sonnenstraße betraten mehrere Personen die Tramgleise und die Fahrbahn, der Verkehr musste kurzzeitig unterbrochen werden. Noch um 21.30 Uhr, so schreibt die Polizei am späten Abend in ihrem Bericht, wurden vereinzelte Gruppen in der Stadt gesichtet. Elf Personen nahmen die Beamten vorläufig fest, 43 Platzverweise wurden ausgesprochen. Mehrere Polizisten sowie ein bei der Veranstaltung anwesender Medienvertreter seien tätlich angegriffen worden.

Der wilde, weil nicht angemeldete Protest hatte sich im Vorfeld angedeutet. Die Stadt hatte den Protestierenden die Theresienwiese zugewiesen: stationär, maximal 2000 Personen, Masken- und Abstandspflicht. Diese Auflagen bezeichneten die Organisatoren als "inakzeptabel" und "menschenunwürdig" und sagten den geplanten Umzug ab. Zugleich deuteten sie in einer Mitteilung an, dass der Protest außer Kontrolle geraten könnte. "Frust und Enttäuschung sind bei einigen verständlicherweise sehr groß", hieß es. Man wolle "auf die Menschen einwirken, damit am Mittwoch alles friedlich bleibt. Das ist aber enorm schwierig in der aufgeheizten Stimmung."

Hinweis der Redaktion: Zunächst war von 3000 Demonstranten die Rede, die Polizei hat die Zahlen im Laufe des Abends aktualisiert.

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