Prinzregentenstraße in München:Neue Ampelschaltungen belasten umliegende Straßen

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Dort stehen Autofahrer inzwischen bis zu dreimal so lange im Stau. Immerhin: Auf der Prinzregentenstraße fließt der Verkehr seit der Umstellung etwas besser.

Von Andreas Schubert, München

Die östlichen Einfallstraßen Münchens waren zu den Hauptverkehrszeiten schon lange eine Staufalle. Auch der Ausbau der A94 hat noch deutlich mehr Verkehr aus den östlichen Regionen angezogen, etwa aus der Gegend um Mühldorf. Dies besagt eine Analyse des Verkehrsdatenanbieters Tomtom. Doch nach Angaben des Unternehmens, das etwa ein Achtel aller Fahrten aufzeichnet, habe das Münchner Straßennetz den Ausbau der Autobahn bisher gut verkraftet. Nun aber hat die Stadt den Verkehr im Osten eingebremst. Seit gut zwei Wochen sind an der Prinzregentenstraße die Ampelschaltungen so verändert, dass der Verkehr dosiert wird. Ziel der Stadt ist, die Stickstoffdioxid-Werte an den Messstellen Prinzregentenstraße 64 und 66 zu verringern.

Wie nicht anders zu erwarten, wirkt sich das auf andere Straßenzüge aus, weil Autofahrer sich alternative Routen suchen. Tomtom hat nun Zahlen vorgelegt, die Aufschlüsse über den Verkehrsfluss auf der Prinzregentenstraße als auch auf potenziellen Ausweichrouten geben könnten. Die Zahlen beziehen sich auf die Zeit vom 18. bis 31. Mai vor der neuen Ampelschaltung und auf den 8. bis 21. Juni nach der Umstellung.

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Beispiel Töginger Straße: Für das knapp zehn Kilometer lange Stück Autobahn zwischen Kreuz München Ost und Stadt - inklusive dem innerstädtischen Teilstück bis zur Prinzregentenstraße - benötigte man stadteinwärts vor der neuen Ampelschaltung nach Tomtom-Messungen im Schnitt gut sechs Minuten, und zwar in der Zeit von 6 bis 9 Uhr morgens. In den vergangenen zwei Wochen brauchten Pendler mit dem Auto für dasselbe Stück fast elf Minuten. Zu den übrigen Tageszeiten und an Wochenenden waren die gemessenen Fahrzeiten nur geringfügig über dem vorherigen Durchschnitt.

Schlimmer staute es sich auf dem kurzen Abschnitt auf der Einsteinstraße bis zur Truderinger Straße. Es sind nur knapp 300 Meter - doch die haben es in sich. Statt 48 Sekunden benötigten die Autofahrer mehr als drei Minuten. Im Berufsverkehr am Nachmittag stieg der Wert von 50 Sekunden auf knapp drei Minuten. So lange war man auch zwischen den Verkehrsspitzen unterwegs, das entspricht dem viereinhalbfachen Wert. Betrachtet man allerdings die gesamten 1,9 Kilometer der Einsteinstraße, relativiert sich dann alles wieder, denn insgesamt benötigten Autofahrer am Morgen sogar fünf Prozent weniger Zeit, und zu den anderen Tageszeiten bis maximal 17 Prozent mehr - das entspricht gerade einmal 35 Sekunden.

Für die Prinzregentenstraße selbst ergaben sich auf der Gesamtlänge von rund 3,2 Kilometern in der Tomtom-Statistik nur geringfügige Änderungen. Morgens hat sich der Verkehr stadteinwärts um ein Prozent beschleunigt, am Abend um ein Prozent verlangsamt. Insgesamt fließt der Verkehr laut Tomtom nun aber auf der Prinzregentenstraße in beiden Richtungen besser. Stadtauswärts waren die gemessenen Autofahrer mit der neuen Ampelschaltung Abends sogar um elf Prozent schneller unterwegs. Zu den anderen Tageszeiten blieben die Werte nahezu unverändert.

Eine Analyse der Verkehrsdichte zeigt, welche Ausweichrouten die Autofahrer nehmen, um möglichen Staus auszuweichen. So hat die Verkehrsdichte abschnittsweise um bis zu 70 Prozent zugenommen. Nördlich der Autobahn erreichen etwa die Brodersenstraße und die Englschalkinger Straße sowie die Denninger Straße solche Werte.

Nach Angaben eines Verkehrsexperten von Tomtom sind die nun vorgelegten Zahlen allerdings mit Einschränkungen zu werten. Man kenne den Einfluss, den die aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation - wie Kurzarbeit oder Home-Office - auf den Autoverkehr und das Mobilitätsverhalten der Menschen habe, noch nicht komplett. Der Untersuchungszeit von zweimal 14 Tagen sei zudem vergleichsweise kurz und aufgrund der Pfingstferien, zweier Feiertage inklusive Brückentagen und einer Demo am 15. Juni eher untypisch. Bei Tomtom nennt man diese Einflüsse "starkes Rauschen".

Was den Ausbau der A94 angeht, so verleitet dieser gerade Pendler aus entfernteren Gegenden dazu, mit dem Auto direkt nach München zu fahren und nicht etwa an einer S-Bahnstation in der Region auf den Zug umzusteigen. Wer weiter als eine Autostunde entfernt wohne, bleibe lieber gleich im Auto sitzen, sagt ein Tomtom-Sprecher. Gewinner des Autobahnausbaus seien dagegen die Anwohner Bundesstraße 12. Dort sei der Verkehr, anders als im Münchner Osten, um 50 Prozent zurückgegangen.

© SZ vom 25.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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