Luftreinhaltung:Pendler sehen länger Rot

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Neue Ampelphasen sollen die Abgasbelastung in der Prinzregentenstraße verringern - die Stadt warnt vor Stau

Von Andreas Schubert

Die Maßnahme ist durchaus umstritten. Doch nun setzt die Verwaltung um, was der Stadtrat bereits vor mehr als einem Jahr nach hitziger Debatte beschlossen hat: Von Montag, 8. Juni, an soll das Verkehrsaufkommen auf der Prinzregentenstraße zwischen Grillparzer- und Ismaninger Straße durch verkürzte Ampelgrünphasen dosiert werden. Dann ist nach Angaben der Stadt vor allem während der Hauptverkehrszeiten mit "erheblichen Staus" zu rechnen, vor allem auf der A 94.

Stadteinwärts, so der Plan, werden auch die Ampelanlagen im Zulauf auf die Prinzregentenstraße weniger Grün zeigen. Betroffen sind die Ampelanlagen Prinzregenten-/Töginger Straße, Prinzregenten-/Vogelweidestraße, Eggenfeldener-/Weltenburger Straße, Einstein-/ Truderinger Straße, Leuchtenbergring/Prinzregentenstraße, Grillparzer-/ Prinzregentenstraße und Einstein-/Grillparzerstraße. Um lange Staus zu vermeiden, rät die Stadt allen Pendlern, möglichst auf alternative Verkehrsmittel umzusteigen.

Die neuen Ampelschaltungen sollen dazu beitragen, die zu hohe Schadstoffbelastung an den Messstellen in der Prinzregentenstraße 64 und 66 zu reduzieren. Dort hatte das Landesamt für Umwelt (LfU) 2018 Stickstoffdioxidwerte von 56 respektive 57 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als Jahresmittelwerte gemessen. Der gesetzliche Jahresgrenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Der Stadtrat sah sich deshalb gezwungen, zu handeln und beschloss, der Empfehlung des LfU zu folgen und den Verkehr in dem belasteten Abschnitt um 15 Prozent zu reduzieren, indem die Autos vorher ausgebremst werden. Zwischen Prinzregentenplatz und Ismaninger Straße soll der Verkehr dann flüssiger rollen, was auch den Bussen der Münchner Verkehrsgesellschaft zugute käme. Die Idee einer eigenen Busspur in der Prinzregentenstraße wird allerdings vorerst nicht umgesetzt.

Ab einem Jahresmittelwert von 50 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft kann der Freistaat Fahrverbote verhängen. Im vergangenen Jahr haben sich die Abgaswerte in München allerdings verbessert - auch an der Prinzregentenstraße. Dort wurden zwischen dem 1. April 2019 und dem 31. März 2020 Werte von 48 und 43 Mikrogramm gemessen. Diese Tendenz, so teilt die Verwaltung mit, sei auch durch die Verkehrsreduzierung aufgrund der pandemiebedingten Ausgangsbeschränkungen unterstützt worden. Deshalb soll der Verkehr zunächst nur um sieben Prozent verringert werden. Wenn die Werte nicht signifikant sinken, will die Stadt die Verkehrsreduzierung später auf die ursprünglich vorgesehenen 15 Prozent verschärfen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der sich damals vor dem Beschluss skeptisch gezeigt hatte, weil er nur ein kurzes Straßenstück entlaste, hat sich nun an Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gewandt und ihn gebeten, aufgrund der positiven Entwicklung von schärferen Maßnahmen, sprich Fahrverboten, abzusehen.

Hauptverursacher für Stickstoffdioxidimmissionen ist der Verkehr. Überschreitungen konzentrieren sich auf Abschnitte des Mittleren Rings und auch auf die Prinzregentenstraße. Die neuen Ampelschaltungen sind Teil des Luftreinhalteplans der Regierung von Oberbayern und sollen explizit Fahrverbote vermeiden helfen. Grundlage für die Entwicklung der Maßnahme ist ein vom LfU beauftragtes Gutachten, das verschiedene Varianten zur Reduzierung der Stickstoffdioxidbelastung geprüft hat. Das höchste Potenzial ergibt sich demnach durch eine Reduzierung des durchschnittlichen Tagesverkehrs und mit dem Einsatz von E-Bussen auf der Linie 100. Die E-Busse fahren dort inzwischen bereits.

Der Bezirksausschuss Bogenhausen zeigte sich vergangenes Jahr weniger begeistert von der Maßnahme. Denn der Verkehr, so die Befürchtung, werde sich dann in die umliegenden Wohnstraßen verlagern. Dem will die Verwaltung entgegenwirken, indem auch die Ampelanlagen in der näheren Umgebung angepasst werden.

© SZ vom 05.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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