Rock und Pop:Diese Stars und Bands kommen 2022 nach München

Lesezeit: 4 Min.

Die Fantastischen Vier. (Foto: Mumpi Künster Monsterpics)

Endlich sollen wieder große Tourneen starten: In München treten Stars wie "Die Fantastischen Vier", Ed Sheeran, Herbert Grönemeyer, "Guns n' Roses" und Dua Lipa auf.

Von Michael Zirnstein

Jede und jeder Pop- oder Rock-Schaffende kann ihr oder sein eigenes Lied singen zur Pandemie. Die Hamburger-Schule-Lehrmeister Tocotronic hätten gleich einen ganzen Corona-Soundtrack: "Sag alles ab!" passt seit dem ersten Lockdown eigentlich meistens in der Branchen-Krise, oder auch "Die Karriere macht mal Pause". Andererseits konnten die Indie-Deutschrocker zwischendrin - wie viele im Homeoffice - uralte Erinnerungen archivieren und in einer Lockdown-Lücke mit einem Werkschau-Album Nostalgie-Konzerte spielen. Viele andere Bands konnten gar nicht touren, die Veranstalter schieben einen Konzertstau vor sich her. 2022 könnte also ein mit Popstars dicht gepacktes Live-Jahr werden - wenn alles gut geht, einige Termine im Januar wie die von Rea Garvey wurden bereits abgesagt. Zumindest laut einem Song von Tocotronic, die es am 6. April in der Tonhalle auch wieder versuchen wollen, besteht "Hoffnung".

Schmeißen "bei Bedarf" Kuscheltiere ins Publikum - "als Zeichen der Dankbarkeit": die Band "Tocotronic". (Foto: Boris Breuer)

Die Ärzte versus Die Toten Hosen

Man sollte nicht von Corona-Gewinnern sprechen, schon gar nicht im Medizin-begrifflichen Umfeld. Aber die Berliner Fun-Punk-Pioniere Die Ärzte gehen zumindest gestärkt und erhobenen Hauptes aus der Krise: Weil sie als Initiatoren einer Impf-Kampagne Haltung gezeigt und etliche zuvor schnarchige Kollegen damit angesteckt haben. Überhaupt sind sie wieder voll da, und das gleich mit zwei Alben ("Hell" und "Dunkel"). Statt ihrer abgeblasenen Hallen-Tour nachzujammern, werden sie nun auf der neu konzipierten "Buffalo Bill in Rom"-Tour erstmals landesweit in den größten Arenen spielen, in München im Olympiastadion.

In dieser Spielstätten-Liga treten die Ärzte-Erzfeinde schon längst an, Die Toten Hosen, wenn auch sie 2022 tatsächlich erstmals solo das Olympiastadion bespielen. Punk ist nicht tot, er ist jetzt legendär und mobilisiert die Massen.

Die Ärzte, 16. Juni; Die Toten Hosen, 18. Juni; jeweils Olympiastadion

Jungs, wie ihr wieder ausseht: "Die Ärzte" mit Werkzeug. (Foto: Nela König)

Fanta Vier versus Jan Delay

Schon 2019 wollten Die Fantastischen Vier "30 Jahre live" feiern. Das können sie 2022 immer noch, weil die Jahre dazwischen kaum zählen, in denen sie vorrangig mit dem Promoten der Kontaktverfolgungs-App Luca beschäftigt waren. Aber ist der deutsche Hip-Hop wirklich schon so alt? Nun, noch viel älter, die 1986 gegründeten Stuttgarter Vier haben den deutschsprachigen Hip-Hop nicht erfunden (Thomas Gottschalk hat früher gerappt), aber sie haben ihn Charts-tauglich gemacht - und mit ihrer Live-Band sind sie eh die Zeremonienmeister.

Darin steht ihnen allerdings Jan Delay in nichts nach. Einst als Eizi Eiz der kompromisslosere, stylischere Deutsch-Rapper aus Hamburg, ist er inzwischen eine wandelbare Soul-Maschine mit seiner Band Disco No. 1. Da ist auf der neuen Platte "Earth Wind & Feiern" sogar das niedliche Puppenspiel mit einer kleinen Eule lässig.

Die Fantastischen Vier, 25. Juni, Königsplatz

Jan Delay und seine Soul Big-Band "Disco No. 1" wollen im Zenith die Riesensause aufziehen. (Foto: JD Grünspan)

Rap-Rabauken versus Cro

Wenn es nach dem Mainstream-Radio ginge, gäbe es für junge Rap-Fans eigentlich nur Cro, den Schlingel mit der Panda-Maske. Dass den die Hip-Hop-Puristen nicht ernst nehmen, stört ihn, bürgerlich Carlo Waibel, gar nicht. Er nennt seinen Radio-Rap-Gesang eh Rap-Pop, kurz Raop, und ist im eigenen Genre unschlagbar. Das Album "Trip" landete 2021 auf Platz 1.

Wie so ziemlich jede Single der Heerscharen an "echten" Rappern, also harten, an denen Hip-Hop-Huldiger wahrhaft hängen und mit denen sie die Olympiahalle füllen. Randschichten-Rap ist die Leitkultur der Jungen, sei es von Capital Bra (12.2.), Shindy (11.4.), Bones MC (19.4.) oder Juju (23. Mai).

Cro, 27. Juni, Tollwood-Arena

Herberts Sportfreunde

Wer mag die Sportfreunde Stiller nicht? Nette Burschen von einem Münchner Vorort-Bolzplatz sind das. Herbert Grönemeyer zumindest mag sie, so trat er gerne 2015 bei ihrem "Danke"-Festival für Flüchtlingshelfer auf. Die Verbundenheit begann wohl 2004, als die sportlichen Drei mit Bundes-Herbert als Vorgruppe auf Tour waren. Jetzt unterstützen sie ihn wieder auf der "20 Jahre Mensch"-Reise. Da kommt aber noch mehr, wie Grönemeyer haben auch die Sportfreunde ein neues Album in der Tasche, das sie erst mal mit Club-Konzerten und auf den Open-Airs wie "Rock im Park" (3.-5.6.) feiern.

Herbert Grönemeyer & Sportfreunde Stiller, 8. Juni, Olympiahalle

Erst schaute Herbert Grönemeyer den "Sportfreunden Stiller" vom Bühnenrand aus zu, dann trat er 2015 selbst beim Flüchtlingshelferkonzert am Königsplatz auf. (Foto: Stephan Rumpf)

Ed Sheeran versus Robbie Williams

Der Rekord im Olympiastadion schien unantastbar: An drei Abenden anno 2006 spielte Robbie Williams vor insgesamt 200 000 Fans, noch mal so viele hörten im Park drumherum zu. Es gab keinen Mister "Let Me Entertain You" außer dem einstigen Take That-Lümmel zu jener Zeit. Auch wenn es stiller um ihn geworden ist, der Schelm zieht noch, hofft zumindest ein Grazer Konzertveranstalter, der für Williams die Freifläche der Messe gebucht hat.

Robbie Williams will auf der Freifläche der Messe München großes Entertainment bieten. (Foto: Giovanni Dominice Easy Agency)

Solokünstler Nummer 1 der aktuellen Ära ist aber ein anderer Brite: Ed Sheeran bietet verwuschelten Charme und liefert Radiohits am Fließband ("Shape of You"). Nun tritt er drei Mal hintereinander im Olympiastadion auf. Rekord eingestellt.

Robbie Williams, 27. Aug., Messe München; Ed Sheeran, 10. 11. & 12. Sep., Olympiastadion

Ed Sheeran kommt mit dem aktuellen Album "=" drei Tage in Folge ins Olympiastadion. (Foto: Dan Martensen)

Helene versus Celine

Helene Fischer hält auch einen Rekord: Sechs Mal trat die Schlager-Pop-Königin 2018 im Olympiapark auf (fünf Mal Halle, einmal Stadion). Bevor sie 2023 in Kooperation mit dem Cirque du Soleil wieder durch die Hallen turnt, gibt sie 2022 ein Riesen-Open-Air in der Messe Riem für geplante 150 000 Fans (wie auch Andreas Gabalier, 6.8.). So viel Emporstreben braucht Vorbilder: Die kanadische Pop-Sirene Celine Dion dürfte eines sein, zumindest singt Helene Fischer gern deren "My Heart Will Go On".

Helene Fischer, 20.8., Messe; Celine Dion, 3. Juli, Olympiahalle

Oben angekommen: Helene Fischer will sich in der Messe München vor mehr als 100000 Fans zu neuen Höhen aufschwingen. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Dua Lipa

Der Vorname Dua stammt von ihren albanischen Eltern und heißt "ich liebe". Tatsächlich wird die britischen Hitmaschine Dua Lipa wegen ihrer schmissigen Nummer wie "Don't Start Now", "Physical" oder "Break My Heart" geliebt wie wenige andere derzeit. Dafür gibt es Werbeverträge (Yves Saint Laurent) und drei Grammys.

Dua Lipa, 22.5., Olympiahalle

Körperlich zeigt sich Dua Lipa nicht nur in ihrem Hit "Physical". (Foto: Live Nation)

Scorpions versus Guns n' Roses

Rock mit Blitz und Donner von Weltformat: Das gibt es aus Hannover 50 Jahre nach deren erstem Album "Lonesome Crow" immer noch von den Scorpions, mit denen sich 2020 sogar ein US-Journalist in einem achtteiligen Podcast beschäftigte, um zu klären, ob "Wind Of Change" vom CIA beauftragt wurde. Derweil widmete sich Nebenerwerbs- AC/DC-Sänger Axl Rose auf dem jüngsten Gunners-Album (von 2008) politisch der "Chinese Democracy".

Scorpions, 10. Juni, Olympiahalle; Guns n' Roses, 8. Juli, Olympiastadion

TV-Popstars

Mehr Popstars auf einer Bühne geht nicht: Bei der Live-Version der Eigentherapie-Sendung "Das Tauschkonzert" sagen die Pop-Patienten der siebten Staffel Michael Patrick Kelly, Max Giesinger, Lea, MoTrip, Nico Santos, Jan Plewka und Ilse DeLange: "Sing meinen Song!" Wer weitere TV-Popper live sehen will, findet Shows zuhauf: Mark Forster (7.7.), Johannes Oerding (26.6.), Sido (5.7., alle Tollwood), Sarah Connor (5.4.), Wincent Weiss (25.5., beide Olympiahalle), Max Herre (19. März, Prinzregententheater), Vanessa Mai (11.4., Circus Krone), Yvonne Catterfeld (22.5., Muffathalle).

Das Tauschkonzert, 19. Jan., Olympiahalle

Gemeinsam unterwegs: die Künstler von "Sing meinen Song". (Foto: Boris Breuer)

Die Heilung

Schnulzen, Balladen, Slowrock sind die große Kunst des Tröstens, geballt gibt es sie von den Genre-Großmeistern Bryan Adams (16.3.), James Blunt (27.3.), Engelbert (8.4.) und Eric Clapton (2.6.) in der Olympiahalle. Und natürlich, auch eine dreistündige Wave-Ekstase kann heilsam nach dem Corona-Leid sein, und da gibt es keine bessere Medizin als The Cure.

The Cure, 29. Okt., Olympiahalle

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKultur in der Corona-Krise
:"Ich kann natürlich damit leben, dass ich wenig reise"

Immer wieder hat die Geigerin Julia Fischer in der Pandemie für Konzerte geprobt, die dann nicht stattfanden. Ein Gespräch über das, was Musik einem gibt, und Dinge, die vor allem junge Menschen nicht werden nachholen können.

Interview von Gerhard Summer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: