Auktion in der Pinakothek:"Wenn die Politik uns nicht kurzfristig das Haus zusperrt"

Lesezeit: 3 min

In der Online-Only-Auktion: Chen Weis "Yesterday Shop" von 2014. (Foto: Chen Wei, courtesy Galerie Rüdiger Schöttle)

Vergangenes Jahr fiel die Party aus, dieses Jahr soll wenigstens ein bisschen gefeiert werden: Die Freunde der Pinakothek der Moderne veranstalten eine hybride Benefiz-Auktion - und wollen dabei mindestens so viel wie im Vorjahr einnehmen.

Von Evelyn Vogel, München

Die Entspannung ist dahin. Noch vor wenigen Wochen hatten die Pin-Freunde gehofft, dass in diesem Jahr alles deutlich einfacher werden würde mit der großen Benefiz-Auktion, die unter dem Motto steht "Kunst küsst wach". Diese soll am 20. November ein ordentliches Sümmchen für das Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm der vier Museen in der Pinakothek der Moderne sowie dem Museum Brandhorst einbringen. Doch nun steigen die Inzidenzen wieder, die Krankenhausampel leuchtet dunkelrot - und bei Pin steigt die Anspannung. Aber Dorothee Wahl, Vorsitzende von Pin, der Freunde der Pinakothek der Moderne, ist bei aller Nervosität zuversichtlich: "Wir hatten sowieso schon mit 3G+ geplant und werden nun auf 2G umstellen. Wenn die Politik uns nicht kurzfristig das Haus zusperrt, dann wird unser Pin-Fest auch unter erneuten Pandemiebedingungen wieder ein Erfolg!"

Denn ein Erfolg - und zwar ein so in keiner Weise erwarteter - war die letztjährige Corona-Ausgabe der "Pin for Art"-Auktion. Plötzlich kamen Angebote von Menschen aus der ganzen Welt, die München und seine Museumslandschaft womöglich gar nicht oder nur von Fotos kannten. Ohne Party, stattdessen komplett digital spülte die Online-Auktion, die das Kunsthaus Ketterer im Auftrag von Pin veranstaltete, mehr als drei Millionen Euro in die Vereinskasse. Selbst nach Abzug der Hälfte des Erlöses - wegen Corona hatte man erstmals die einliefernden Künstlerinnen und Künstler sowie Galerien direkt beteiligt - blieben Pin 1,5 Millionen Euro und damit immer noch etwa eine halbe Million mehr als in den Vorjahren. Dennoch war die Sehnsucht nach Normalität und einer wenigstens teilweisen analogen Veranstaltung so groß, dass die diesjährige Ausgabe als Hybrid-Veranstaltung geplant wurde.

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Die eingelieferten Kunstwerke sind in ihrer Materialität und Thematik ebenso vielfältig wie vielversprechend: Teuerstes Los ist eine Tusche-Serie auf Buchseiten des südafrikanischen Künstlers William Kentridge, das mit einem Galeriepreis von 196 000 Euro angegeben ist. Versteigert werden zudem Werke von Damien Hirst, Kathryn Andrews, John Baldessari, Ed Ruscha, Pia Fries, Nathalie Djurberg und Hans Berg, Stan Douglas, Tomás Saraceno, Kendell Geers, Christopher Wool, Karin Sander, K.H. Hödicke, Jeremy Deller, Jeff Koons, Michaela Eichwald, Judith Milberg, Jorinde Voigt, Silvia Bächli, Omer Fast, Alex Katz, Jürgen Klauke, Alexandra Bircken - um nur einige der bekannteren Namen zu nennen. Insgesamt 84 Lose sind es, darunter Werke, die schon zu wenigen Tausend Euro aufgerufen werden.

Das teuerste Los in der Live-Auktion: William Kentridges Tuschezeichnung auf Buchseiten "Untitled (Calligraphic birds II)" von 2015. (Foto: Sibylle Forster, Bayerische Staatsgemäldesammlungen/Courtesy the Artist and Goodman Gallery)

Dass es auch in diesem Jahr keine Party mit Hunderten Flaniergästen geben würde, stand lange fest. Stattdessen sind maximal 250 Kunstinteressierte zugelassen, die an Tischen in der Rotunde der Pinakothek der Moderne platziert analog mitbieten können. Im Anschluss gibt es für sie ein gesetztes Dinner. Hohe Räume, starke Abluftanlagen, mehr als 1,5 Meter Tischabstand sollen ein sicheres Erlebnis in Pandemiezeiten garantieren. Daneben wird es in der "Tenne" in Kitzbühel einen Pin-Satelliten geben, wo sich ein kleinerer Kreis von geladenen Gästen einfinden wird. Sie können über Pin-Mitglieder vor Ort per Telefon mitsteigern. Für die Gäste dort wird es auch ein Abschied von der "Tenne" unter Innegrit Volkhardt werden. Die Inhaberin des Hotels Bayerischer Hof in München hat das Schwesterhotel "Tenne" in Kitzbühel verkauft, der Besitzerwechsel findet Ende November statt.

The Place to be: Karin Sanders "Map Icon", eine Neon-Leuchtschrift in Form des Google-Markierungszeichens, wird in der Live-Auktion der Pin-Freunde versteigert. (Foto: Karin Sander, VG Bild-Kunst, Bonn, 2021; Esther Schipper, Berlin; Barbara Gross, München)

Wer weder hier noch dort mit dabei sein kann, hat die Möglichkeit, die Auktion im Livestream zu verfolgen und - nach vorheriger Anmeldung - mitzubieten. Die Live-Auktion, bei der 35 Lose unter den Hammer von Auktionator Robert Ketterer kommen, beginnt am Samstag, 20. November, um 20.15 Uhr in der Pinakothek der Moderne und parallel online unter www.kettererkunstlive.de. Außerdem gibt es zusätzlich eine Online-only-Auktion mit weiteren 49 Losen. Hier kann man bereits seit 1. November unter www.ketterer-internet-auktion.de Gebote abgeben. Sie endet erst am Sonntag, 21. November, um 15 Uhr, wo die Lose im Anschluss im Minutentakt zugeschlagen werden. Frühzeitig ein Höchstgebot abzugeben, kann hier sehr hilfreich sein, um wirklich zum Zuge zu kommen.

Alle zur Versteigerung kommenden Kunstwerke sind derzeit in der Pinakothek der Moderne ausgestellt und können bis zum 20. November dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und donnerstags von 10 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden. Außerdem werden Experten-Führungen angeboten: am Donnerstag, 11. November, um 18 Uhr, am Samstag und Sonntag, 13. und 14. November, jeweils um 15 Uhr sowie am Donnerstag, 18. November, um 18 Uhr. Ein Blick in die Ausstellung lohnt sich. Erst von Angesicht zu Angesicht kommt vieles auf den Punkt.

Benefiz-Auktion der Freunde der Pinakothek der Moderne, Samstag, 20. Nov., 20.15 Uhr, alles zu den Auktionen: www.pin-freunde.de/wichtige-infos

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