Schauplatz Kapstadt:Der Mann mit der Zaubermaschine

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In Kapstadt laufen gleich zwei Ausstellungen, die den Künstler William Kentridge ehren. Ein später Triumph, denn in seiner Heimat war er bislang weniger gefeiert worden als in Europa.

Von Bernd Dörries

Man kann die beiden Ausstellungen so sehen, dass William Kentridge nicht viel anderes übrig bleibt, als mit sich selber zu konkurrieren, weil nach ihm erst mal eine Weile nichts kommt in der Kunst Südafrikas, deren weltweit bekanntester Vertreter er ist. Es ist eine Deutung, der Kentridge wiedersprechen würde, was bleibt ihm auch anderes übrig. Letztlich ist sein Werk mittlerweile einfach zu groß geworden für ein einziges Museum, weshalb in Kapstadt gerade zwei Ausstellungen gleichzeitig beginnen: "Why Should I Hesitate: Putting Drawings to Work" und "Why Should I Hesitate: Sculpture". Es ist eine große Retroperspektive eines Künstlers, dessen Werk in Europa viel gezeigt wurde, immer in den ersten Adressen, der in Südafrika aber lange keine wirklich große Ausstellung hatte. Was auch daran lag, dass die Museen zu klein geworden sind für einen Universalkünstler, der alles macht: Theater, Oper, Zeichnungen, Filme, Skulpturen und Sachen, für die es nicht unbedingt eine Kategorie gibt, wie die Wunderschmaschinen, die nun in der neuen Norval-Foundation zu sehen sind: Fahrradfelgen, die durch einen einigermaßen komplizierten Antriebsmechanismus Lautsprecher anzutreiben scheinen, die suggerieren, man könne hier der Kunst bei der Produktion ihrer selbst zuschauen. Es ist eine Mischung aus Rummelplatz und Sozialkommentar.

Kentridge spielt in den aktuellen politischen Debatten des Landes eigentlich nie eine Rolle, er äußert sich fast nie konkret, nur durch sein Werk, hat kaum ein soziales Thema ausgelassen, vom Kolonialismus über die Apartheid bis zur Flüchtlingskrise und Lampedusa. Kentridge produziert seine Kommentare in fast schon industrieller Stetigkeit, die sich dann aber doch nie gleichen. Das auch noch recht neue Zeitz MOCAA Museum zeigt Kentridge gleich auf drei Etagen, von den düsteren Zeichnungen aus der Zeit der Apartheid über neuere Klanginstallationen bis zum Künstler selbst bei der Arbeit. Der so wirkt, als sei er nur ein Teil des Produktionsprozesses, nicht sein Schöpfer.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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