Energiewende:München will "Beginn eines Solar-Jahrzehnts" einläuten

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Geht doch: Mehrfamilienhäuser in München mit Solardach. (Foto: Solarenergie-Förderverein Deutschland)

Ab 2030 möchte die Stadt ein Viertel ihres Stromverbrauchs mit Photovoltaik abdecken. Ausreichend Sonnenstunden gibt es - nun braucht es vor allem Flächen und Handwerker.

Von Joachim Mölter

Ganz ohne Stichelei geht es natürlich nicht, wenn im Stadtrat debattiert wird. Das war am Dienstag nicht anders bei der Abstimmung über den "Masterplan solares München". Nachdem der CSU-Vertreter Sebastian Schall die weitgehende Zustimmung seiner Partei zur Vorlage von Referentin Christine Kugler signalisiert und "großes Interesse, dass wir mit der Photovoltaik vorankommen" bekundet hatte, sah sich Grünen-Sprecher Dominik Krause genötigt, ans Mikrofon zu treten: Im Ausschuss für Klima- und Umweltschutz positioniere sich die CSU klar für Photovoltaik, aber in anderen Ausschüssen verhindere sie die Umsetzung entsprechender Pläne, stellte Krause fest und riet der CSU, "in eine innere Klausur zu gehen", um eine konsequente Haltung zu finden.

Abgesehen von diesem Schlenker waren die Vertreter aller Fraktionen aber erstaunlich harmonisch auf einer Linie. Nach einigen wenigen marginalen Änderungen votierten sie einstimmig für 37 der 38 Punkte im Antrag der Referentin. Bloß Punkt 19 lehnten CSU und Freie Wähler ab, womöglich, um wenigstens etwas Opposition zu betreiben: Da ging es darum, wie das Referat für Stadtplanung den Masterplan in die Bauleitplanung übernimmt.

Mit dem Masterplan will die Stadt die Energiewende vorantreiben, den "Beginn eines Solar-Jahrzehnts" einläuten, wie es Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) formulierte, und in absehbarer Zeit klimaneutral werden. Mona Fuchs, die Co-Sprecherin der Grünen-Fraktion, sagte: "München hat 1800 Sonnenstunden im Jahr, die wir gratis bekommen - die müssen wir jetzt nutzbar machen." Ab 2030 will München ein Viertel des innerstädtischen Stromverbrauchs mit Sonnenenergie abdecken. "Wir sind auf einem guten Weg", befand Bürgermeisterin Habenschaden in der Ausschusssitzung: "Die Photovoltaik boomt wie noch nie in dieser Stadt."

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Im ersten Halbjahr 2023 seien bereits mehr Kapazitäten durch Photovoltaik-Anlagen aufgebaut worden als früher in ganzen Jahren, rechnete Habenschaden vor. Mit einem Photovoltaik-Zubau von aktuell bereits mehr als zehn Megawatt Peak (MWp) könnte der für dieses Jahr angepeilte Zuwachs von 15 MWp deutlich überschritten werden. Im Stufenplan sind jährliche Zuwächse von zunächst 20 MWp (2024) und 30 MWp (2025) vorgesehen; später soll das auf jährlich 60 MWp (ab 2026) und sogar 100 MWp (ab 2030) gesteigert werden. Für die Hälfte der neuen Photovoltaik-Kapazitäten sollen die Stadtwerke sorgen; für die andere Hälfte hofft die Stadt auf private Initiativen. Die sollten von den Stadtwerken "wohlwollend und konstruktiv begleitet" werden, mahnte der FDP-Mann Fritz Roth.

Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Plans dürften sein, geeignete Flächen für Photovoltaik-Anlagen zu identifizieren und dann genug Handwerker zu finden, die sie installieren. Um weitere Hindernisse bei der Umsetzung umgehend zu erkennen, sollen die Maßnahmen des Masterplans regelmäßig überprüft werden. Nicht nur Marie Burneleit (Linke/Die Partei) hofft auf elementare Fortschritte durch den Masterplan: "Wir dürfen uns nicht mehr über eine Photovoltaik auf Parkscheinautomaten freuen. Wir müssen auf größere Flächen losgehen."

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