Etwa zwei Jahre hat es gedauert, in denen bei den Stadtteilpolitikern aus Verwunderung Kopfschütteln wurde. Das liegt vor allem an einem Schreiben aus dem Planungsreferat, das sich einigen Nachfragen zum ehemaligen Paulaner-Gelände widmet. Fragen, die aufkamen, als die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) 2018 "verwundert" - wie sie in ihrer damaligen Anfrage feststellten - aus der Zeitung erfahren hatten, dass Thomas Müller und die Nicolaidis-Young-Wings-Stiftung ein Haus für trauernde Kinder und Jugendliche an der Regerstraße bauen lassen. Dort, wo mit der Entwicklung des ehemaligen Paulaner-Geländes bis dato noch Wohnungen vorgesehen waren.
Ihre damalige Befürchtung: Um den dadurch wegfallenden Wohnraum zu kompensieren, könnte das ehemalige Brauerei-Gelände noch dichter bebaut werden als im Bebauungsplan vorgesehen. Deshalb stellte der BA damals seine Anfrage. Wie sich nun herausstellt, war die Befürchtung nicht unbegründet. Und da kommt das "Kopfschütteln" her, das Nikolaus Haeusgen (CSU) stellvertretend für die anderen BA-Mitglieder auf der Aprilsitzung zu Protokoll gibt.

Wohnen in München:27 000 Euro für einen Quadratmeter
Auf dem einstigen Gelände der Paulaner-Brauerei entstehen 13 Wohnhäuser - teilweise mit den wohl teuersten Preisen der Stadt. Die Immobilienfirma glaubt, dass sich genügend Wohlhabende finden werden.
Wie das Planungsreferat nun in zwei Schreiben mitteilt, dürften an der Regerstraße "zusätzliche Staffelgeschosse auf zwei Häusern" genehmigt werden, etwa 650 Quadratmeter Wohnfläche würden auf diese Art und Weise den Wegfall des Wohnhauses kompensieren. Unterm Strich bliebe aber ein Verlust von etwa 800 Wohn-Quadratmetern stehen. Das sei allerdings eine Änderung, die "nicht die Grundzüge der Planung" berühre, wie das Referat betont, und zudem bereits vom Gestaltungsbeirat der Stadt als "städtebaulich verträglich" durchgewunken sei. Außerdem trage eine "soziale Einrichtung zur Nutzungsvielfalt im neuen Quartier" bei, argumentiert das Referat. Soll heißen: Bebauungspläne können im Nachhinein geändert werden, und auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände baut man sowohl dichter als auch weniger Wohnungen. "Da haben sie uns geblitzt", sagte Martin Wiesbeck (Grüne) daraufhin.
Dabei geht es den Lokalpolitikern nicht in erster Linie um das Sternenhaus, sie haben das Engagement der Stiftung im Viertel stets begrüßt. Sie stören sich daran, dass nun - quasi durch die Hintertür - mehr Baurecht entsteht. Noch dazu in oberen Geschossen, die traditionell teurer verkauft oder vermietet werden können als Wohnungen im Erdgeschoss. Laut Planungsreferat ist der Umfang der geförderten, also billigeren Wohnungen von all dem allerdings nicht betroffen, da er vertraglich festgeschrieben sei.