Kundgebung gegen Rechtsextremismus:"Wir müssen uns hart abgrenzen von jeglicher Form des Rassismus"

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Demo-Organisator Till Hofmann. (Foto: Catherina Hess)

Am Mittwoch, 4. Oktober, findet auf dem Odeonsplatz die Kundgebung "Zammreißen! Bayern gegen Rechts" statt, zu der viele Künstler, Sportler und Sprecher geladen wurden. Mitinitiator Till Hofmann vom Bellevue di Monaco erklärt die Hintergründe.

Von Katharina Haase

Was haben die Kabarettistin Luise Kinseher, die Blasmusikgruppe LaBrassBanda und die Direktorin der Politischen Akademie in Tutzing, Ursula Münch, gemeinsam? Sie alle werden am Mittwoch, 4. Oktober, bei der Kundgebung "Zammreißen! Bayern gegen Rechts", die von 18 Uhr an am Odeonsplatz stattfindet, auf der Bühne zu sehen sein. Zu dieser hat das Integrationshaus Bellevue di Monaco zusammen mit den Bündnissen München ist bunt, Lichterkette und Offen bleiben aufgerufen. Till Hofmann, Mitbegründer und Vorstand des Bellevue, erklärt die Motivation hinter der Veranstaltung.

SZ: Warum braucht es diese Veranstaltung und warum so kurz vor der Landtagswahl?

Till Hofmann: Wir hatten den Eindruck, dass es angesichts des aktuellen Rechtsrucks in ganz Europa und auch in Bayern gut wäre, wenn auch sehr kurzfristig, vor der Wahl noch ein Zeichen zu setzen. Vor allem für die, die noch zweifeln oder die, aus Protest oder einer Emotionalität heraus, dazu tendieren, rechtsaußen zu wählen. Unsere Hoffnung ist, dass diese Menschen kurz innehalten und sich überlegen: "Ist das wirklich die bestmögliche Lösung für meine Sorgen?" Es gibt aktuell sehr viele Probleme in der Welt, das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber uns ist wichtig zu zeigen, dass die Lösung dessen sicher nicht stramm rechte Politiker sind, die die Vergangenheit nicht verstanden haben, und dass wir uns hart abgrenzen müssen von jeglicher Form des Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Populismus.

Wie haben Sie da die Auswahl der Personen auf der Bühne getroffen?

Wir wollen mit der Auswahl an Künstlern, Sportlern und Sprechern ein möglichst breites Publikum anziehen, auch die eher Konservativen. Wir setzen da gerade im künstlerischen Bereich auch auf Menschen, die eine gewisse bayerische Wärme ausstrahlen und mit denen man sich identifizieren kann. Günther Sigl zum Beispiel, von der Spider Murphy Gang, der ein glühender Europäer ist, oder die Band Dreiviertelblut.

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Sie wollen also alle gesellschaftlichen Gruppen im kleinsten gemeinsamen Nenner vereinen?

Ja, genau so ist es. Ich habe mit Ludwig Spaenle (CSU, Anmerkung der Redaktion) telefoniert, der ja auch Antisemitismusbeauftragter der Landesregierung ist, und gefragt, ob er sich als eher wertkonservativer Mensch auch sehen würde auf so einer Veranstaltung. Er hat ohne zu zögern "Ja" gesagt und dass er selbst auch teilnehmen wolle. Und das ist genau das Ziel, dass wir uns auf unsere gemeinsamen Werte besinnen, dass wir optimistisch in die Zukunft schauen und erkennen, dass rechtsextreme Politik dafür keine Lösung darstellt. Auf aktuellen Parteienveranstaltungen werden Leute niedergeschrien, teilweise sogar mit Steinen beworfen. Die Leute müssen reflektieren: "Wieso mache ich das? Wieso diskreditiere ich diese Personen oder die freie Presse?" Dieser Ton ist so nicht mehr haltbar, wir müssen zurückkehren in eine ordentliche, gerne scharfe, aber immer respektvolle Debatte, auch der Parteien untereinander.

Sie sprachen vorhin von Sportlern. Wird da auch jemand auf der Bühne stehen?

Rassismus im Sport ist ein altbekanntes Problem, das immer wieder aufflammt, zum Beispiel wenn schwarze Fußballspieler angegriffen und beleidigt werden. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, da auch anzusetzen. Auf der Bühne wird Isaac Bonga vom FC Bayern München Basketball sprechen, der gerade vor Kurzem auch mit der Nationalmannschaft Weltmeister geworden ist. Und zur Versammlung selbst wird noch eine größere Abordnung des Vereins kommen, zum Beispiel Marco Pesic, der Geschäftsführer des FC Bayern Basketball, Herbert Hainer und Uli Hoeneß. Auch ein paar Spielerinnen aus dem Fußballbundesliga-Team der Frauen haben sich angemeldet.

Sie haben sich bewusst gegen Politiker auf der Bühne entschieden.

Wir wollen, dass die Leute nicht das Gefühl haben, ihnen wird eine politische Richtung vorgegeben. Viele Politiker haben ihre Teilnahme an der Kundgebung angekündigt, auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Bürgermeisterin Katrin Habenschaden werden an der Kundgebung teilnehmen.

Welche Wirkung erhoffen Sie sich von der Veranstaltung über die Landtagswahl hinaus?

Wir würden uns wünschen, dass alle Politiker sehen, dass da mehrere tausend Menschen friedlich, Seite an Seite für die selbe Sache einstehen. Dass wir im Kern alle denselben Wunsch haben, nämlich einen humanen Umgangston und ein respektvolles Miteinander auf Augenhöhe. Wir sind alle ein Teil dieser Demokratie, nicht nur die Regierenden, sondern eben auch wir Wählerinnen und Wähler. Und das wollen wir zeigen.

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