Tötungsdelikt in München:Obdachloser im Englischen Garten verbrannt: Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

Lesezeit: 2 min

Unter der Fußgängerbrücke am Isarring ist ein Mann verbrannt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Das Opfer kam Ende November unter einer Fußgängerbrücke ums Leben. Die Ermittler gehen von einem Verbrechen aus - und haben nun einen 56-jährigen Mann festgenommen.

Von Stephan Handel und Thomas Schmidt

Nach dem gewaltsamen Tod eines Obdachlosen unter einer Brücke in München hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen obdachlosen Mann, laut Polizeiangaben um einen 56-jährigen Arbeitslosen. Die Indizien gegen den Verdächtigen reichten für einen Haftbefehl aus, den die Polizei am Donnerstagnachmittag vollstreckt hat. Nun wird weiter gegen den Mann ermittelt.

Das mutmaßliche Tötungsdelikt ereignete sich am Abend des 23. Novembers kurz vor 22 Uhr. Unterhalb der Fußgängerbrücke am Isarring, der Kleinhesseloher Brücke, verbrannte ein Obdachloser. Mehrere Zeugen versuchten noch, das Feuer zu löschen, und setzten einen Notruf ab. Doch die Hilfe kam zu spät. Ein Notarzt stellte am Fundort den Tod des Mannes fest.

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Das Opfer wurde wenige Tage nach der Tat als ein 78 Jahre alter Mann identifiziert, geboren im Landkreis München und seit einigen Jahren in München als Obdachloser lebend. Der Ort seines Todes war auch sein fester Lagerplatz. In dessen Umfeld und in Schwabing war er bekannt, weil er oft mit seinem roten Fahrrad unterwegs war. Auch am Tattag wurde er nachmittags in der Ungerer- und der Leopoldstraße gesehen. Insgesamt 34 Hinweise aus der Bevölkerung halfen bei der Identifizierung des Toten. Personalpapiere wurden zunächst nicht gefunden, der Leichnam war so stark verbrannt, dass auch eine Personenbeschreibung nicht möglich war.

Schon bei der Leichenschau am Tatort kam bei den Ermittlern der Verdacht auf, dass es sich um ein Verbrechen handeln könnte. Diese Hinweise erhärteten sich dann bei der Obduktion. Diese ergab, dass der Mann, bevor er angezündet worden war, massive stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper erlitten hatte. Brandbeschleuniger wie Benzin oder Ähnliches wurde allerdings nicht festgestellt.

Die Polizei gründete die "Ermittlungsgruppe Isarring" mit 17 Beamten und ermittelte zunächst auch in Richtung Hasskriminalität gegen Obdachlose. Schnell jedoch geriet ein Zeuge des Vorfalls in den Fokus der Beamten. Tatsächlich hatte er als Erster versucht, das Feuer zu löschen. Am Tag nach der Tat durchsuchten Beamte den 56-Jährigen und dessen Schlafstätte, die wenige Hundert Meter vom Tatort entfernt liegt, und fanden bei ihm diverse Gegenstände, darunter eine Lupe, eine Zange und einen Schraubenzieher. An den Gegenständen fanden die Ermittler DNA-Spuren, die sie eindeutig dem Opfer zuordnen konnten.

Zu den Motiven des Verdächtigen ist der Polizei zunächst noch nichts bekannt - er konnte noch nicht vernommen werden, da noch kein Pflichtverteidiger bestellt war. Seit der Tat fehlen jedoch wichtige persönliche Gegenstände des Opfers, darunter seine EC-Karte, seine AOK-Karte, sein Handy und sein Personalausweis. Der Tatverdächtige sei bereits zwölf Mal polizeilich aufgefallen - hauptsächlich wegen Diebstahls und Körperverletzung. Nach eigenen Angaben ist er seit 2018 obdachlos.

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