Hanns-Seidel-Platz:Neue Geschäfte und Lokale für Neuperlach

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Die Perlach Plaza auf dem Hanns-Seidel-Platz geht der Fertigstellung entgegen. (Foto: Robert Haas)

In der Perlach Plaza, direkt gegenüber von Münchens größtem Einkaufszentrum, entstehen ein Hotel, Mietwohnungen, Studentenapartments - und eine große Ladenstraße.

Von Patrik Stäbler

Aus dem Radio schmalzt italienischer Schlager als Hintergrundmusik für die gut ein Dutzend Männer, die hier unten auf Metallleitern stehen. Fast schon im Takt der Schnulze schrauben sie Dämmplatte um Dämmplatte an die Decke, was der Szene eine beinahe orchestrale Anmutung verleiht. Die Männer sind keine Chirurgen und machen sich doch an einem Herz zu schaffen - am "neuen Herz von Neuperlach", so sieht es zumindest Peter Fritsche, Geschäftsführer der Concrete Capital GmbH, die hier am Hanns-Seidel-Platz direkt am Bahnhof Neuperlach Zentrum mit dem Bauträger BHB die Perlach Plaza errichtet. Oder ist es der Perlach Plaza? "Wir sagen das Perlach Plaza", antwortet Fritsche und zuckt mit den Schultern - allzu große Bedeutung scheint er dem Artikel nicht beizumessen.

Unabhängig davon ist der Geschäftsführer aber überzeugt, dass mit dem Gebäudekomplex entlang der Thomas-Dehler-Straße etwas Besonderes entsteht: "Das ist ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft." Und eines, das den angekratzten Ruf von Neuperlach aufpolieren solle, den das Viertel zu unrecht habe, betont Fritsche. Er hat bis hierhin mit einer Mischung aus Stolz und Vorfreude über die Baustelle geführt - vom nördlichsten Gebäudeteil, in dem ein Ibis-Hotel mit 172 Betten einziehen wird, bis zum südlichen Ende, wo die Hälfte der gut 100 Studentenapartments bereits bezogen ist.

Dazu kommen in den oberen Stockwerken 111 Mietwohnungen sowie im Unter- und Erdgeschoss jener Bereich, in dem die Bauarbeiter gerade die Dämmplatten anbringen: eine Ladenstraße mit 12 000 Quadratmetern Fläche für den Einzelhandel. Nebst einer Bank und einem Fitnessstudio werden hier ab Herbst fast 30 Geschäfte, Supermärkte, Cafés und Restaurants öffnen.

Die Arbeiten auf dem Gelände, das lange Zeit eine Brache war, sind weit fortgeschritten. (Foto: Robert Haas)
Die Baustelle der Perlach Plaza besichtigen der technische Projektleiter Daniel Hüfner (links) und Peter Fritsche, Geschäftsführer der Concrete Capital GmbH. (Foto: Robert Haas)

Zugleich dürften dann auch die Umzugswagen anrollen, um die Habseligkeiten jener Menschen heranzukarren, die eine der Mietwohnungen ergattert haben. Ihre Vermarktung starte in wenigen Wochen, sagt Fritsche. Die Quadratmetermiete werde bei 19 Euro aufwärts liegen. Und auch die Studentenapartments dürften mit Preisen ab 800 Euro pro Monat eher etwas für junge Menschen mit reichen Eltern oder zwei Nebenjobs sein. Dafür gibt's dort stylishe Gemeinschaftsräume, moderne Technik wie beispielsweise Waschmaschinen, die sich per Handy-App steuern lassen, sowie eine Dachterrasse mit herrlicher Weitsicht.

Von hier oben überblickt man auch, was auf dem sogenannten Kulturquadrat am Hanns-Seidel-Platz bereits entstanden ist und noch entstehen wird. Auf dem Areal, das entgegen der ursprünglichen Pläne für die Satellitenstadt Neuperlach jahrzehntelang als Brachfläche und Parkplatz missbraucht wurde, sind in der Südostecke zwei Häuser mit 174 Eigentumswohnungen der Immobilienfirma BHB bezogen.

Dazu kommen im Nordosten 140 Sozialwohnungen der Gewofag, die überdies im Süden an der Von-Knoeringen-Straße derzeit mehr als 200 Apartments für Auszubildende errichtet. Nördlich davon erstreckt sich die Perlach Plaza bis zu jenem städtischen Grundstück am Busbahnhof, das für ein Kultur- und Bürgerzentrum vorgesehen ist. Selbiges wird den Menschen in Neuperlach bereits seit Jahrzehnten versprochen - allein bislang waren dies leere Ankündigungen. Von 2023 bis 2026 ist nun abermals eine Zwischennutzung auf dem Gelände geplant, vermutlich in Form eines Pavillons.

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Wer die unendliche Geschichte dieses Kultur- und Bürgerzentrums kennt, den verblüfft es umso mehr, wenn Peter Fritsche berichtet, dass die Perlach Plaza voll im Zeitplan liege - trotz Pandemie, trotz Bauboom, trotz Lieferengpässen. Allein den Kostenrahmen habe man nicht einhalten können, räumt er ein und verweist auf die jüngsten Baupreissprünge. "Wenn ich mir zum Beispiel die Dämmung für die Tiefgarage anschaue, dann haben sich die Preise da vervierfacht", sagt er. Entsprechend seien die reinen Baukosten auf 100 Millionen Euro gestiegen, was für Concrete Capital und BHB insofern zum Nachteil gereicht, als sie bereits 2020 den Verkauf der Perlach Plaza an die KGAL Investment Management GmbH aus Grünwald vereinbart haben - für 250 Millionen Euro. Dennoch versichert Peter Fritsche: "Für uns ist das ein wirtschaftliches Projekt."

Ohnehin gibt sich der Geschäftsführer überzeugt, dass hier im Herzen Neuperlachs nicht nur Bedarf an Mietwohnungen, Studentenapartments und einem Hotel besteht, sondern auch an Nahversorgern und Gastronomie - wiewohl sich direkt gegenüber das PEP befindet, Münchens größtes Einkaufszentrum. "Das hat uns schon Respekt eingeflößt", gesteht Fritsche. "Aber wir haben gezielt nach Lücken gesucht. Und die Angebote, die wir haben, gibt's im PEP nicht." Während man dort etwa im Edeka einkauft, wird die Perlach Plaza einen Discounter und einen Bio-Supermarkt von Tegut beheimaten; dazu kommen ein türkischer sowie ein asiatischer Supermarkt. Und Kleidung oder Elektronik werde es in der Perlach Plaza gar nicht geben, betont Fritsche. "Wir wollen keine Konkurrenz zum PEP sein."

Alle Arbeiten liegen voll im Zeitplan, versichert der Geschäftsführer. (Foto: Robert Haas)

Wobei der Geschäftsführer keinesfalls zu erwähnen vergisst, dass die gastronomischen Angebote in der Perlach Plaza wie die Filialen von L'Osteria und Five Guys sowie die drei Höflinger-Bäckereien auch nach 20 Uhr und am Sonntag geöffnet sein werden - anders als der Food Court im PEP auf der anderen Straßenseite. Und während man dort "schon Rollschuhe braucht, um vom Parkplatz zum Einkaufen zu kommen", so Fritsche, setze die Perlach Plaza auf kurze Wege - dank einer Tiefgarage mit 435 Stellplätzen sowie eines direkten Zugangs zum U-Bahnhof Neuperlach Zentrum.

Dieser ist bereits seit Längerem angelegt und wird nun im Herbst geöffnet. Das Hotel wolle bereits im September die ersten Gäste begrüßen, "um das Wiesn-Geschäft noch mitzunehmen", sagt Fritsche. Ab 1. Oktober sollen dann die Läden und Lokale in der Perlach Plaza aufsperren, ehe am 19. Oktober die Eröffnungsfeier ansteht.

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