Neujahrsbrauch:"Dem Eisschwimmer ist das egal"

Lesezeit: 1 min

Isaranschwimmen am Flauchersteg: Abgehärtete Münchnerinnen und Münchner beginnen die Badesaison. (Foto: Catherina Hess)

Etwa 80 Unentwegte lassen sich am Neujahrstag auf das sogenannte Isaranschwimmen ein, ein Regenschauer wird einfach ignoriert. Vertreten sind alle Altersklassen, und die Frauen sind stark im Kommen.

Von Anna Hoben

Die einen legen sich am Neujahrstag am liebsten im warmen Wohnzimmer auf die Couch und ruhen sich von den Strapazen der Silvesternacht aus. Für die anderen muss es am ersten Tag des Jahres auf jeden Fall ein ausgedehnter Spaziergang sein. Und dann gibt es noch diejenigen, die ins eiskalte Wasser gehen, so wie Norbert Mayer und seine Truppe. Jedes Jahr treffen sie sich zum sogenannten Isaranschwimmen am Flauchersteg. Und noch nie seien es so viele gewesen wie in diesem Jahr, sagt Mayer vergnügt, als man ihn am Neujahrsnachmittag am Telefon erwischt. "Es war ein Knaller."

Ungefähr 80 Menschen hätten sich in die Isar gewagt, gerechnet hatte Mayer mit 30 bis 50. Immer mehr Menschen würden erkennen, "was die Kälte an gesundheitlichen Vorteilen bringt, auch seelisch", glaubt er. Da komme man bei trübem Wetter gar nicht erst in die Phase des Winterblues, das Eisbaden putze sozusagen das Gehirn frei. "Man geht ins Wasser und vergisst alles, was man vorher an Sorgen hatte." Leider habe es mittags um zwölf beim gemeinsamen Anschwimmen kurz geregnet - "aber dem Eisschwimmer ist das egal". Danach gab es zum Aufwärmen Gemüseeintopf mit Würsteln, Kuchen, Prosecco und Bier.

Die Kälte putzt sozusagen das Gehirn frei. (Foto: Catherina Hess)

Norbert Mayer ist 65 Jahre alt, vor zwölf Jahren hat er mit dem Eisbaden angefangen. Seitdem hätten sich immer mehr Menschen angeschlossen, und mittlerweile sei in München eine richtige Bewegung daraus geworden, sagt er. Von Studenten bis zu Angehörigen seiner Altersklasse sei an diesem Neujahrstag alles dabei gewesen. Und während früher mehr Männer eisig baden gegangen seien, seien es heute mindestens genauso viele oder sogar eher mehr Frauen. Mayer hat fest vor, weiterhin zwei- oder dreimal pro Woche in die Isar zu steigen. "Man muss dranbleiben."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusEin guter Vorsatz fürs Neue Jahr: Verzeihen
:"Menschen merken oft gar nicht, wie sie sich in ihrer Opferrolle suhlen"

Beim Verzeihen geht es gar nicht so sehr um eine andere Person, sondern um einen selbst, sagt die Philosophin Barbara Schellhammer. Sie erklärt, warum es oft schwierig ist, sich mit Verwandten zu versöhnen - und wie es trotzdem gelingt.

Interview von Sabine Buchwald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: