Große Pläne beim Verkehrsverbund:MVV-Gebiet wächst im Dezember Richtung Süden

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Die S-Bahnen fahren künftig noch weiter ins Umland. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Erweiterung soll künftig bis zu 600 000 Autofahrten überflüssig machen. Geht es nach dem Plan des Chefs des Verkehrs- und Tarifverbunds, soll das Liniennetz noch deutlich größer werden - und die Straßen noch mehr entlasten.

Von Andreas Schubert

Für Bernd Rosenbusch ist der 10. Dezember dieses Jahres ein besonderer Termin. Denn zum Fahrplanwechsel an diesem Tag wächst der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) wie seit seiner Gründung vor 51 Jahren nicht, wie der MVV-Chef am Donnerstag erläuterte. Künftig sind auch der südliche Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, der Kreis Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim mit einem einzigen MVV-Ticket erreichbar.

Diese Erweiterung wird nach Einschätzung Rosenbuschs mindestens 600 000 Autofahrten sparen. Wenn von 2025 auch die Landkreise Landsberg am Lech, Mühldorf und Weilheim sowie von 2026 womöglich auch die Kreise Garmisch-Partenkirchen und Landshut samt kreisfreier Stadt beitreten, könnten bis zu 1,5 Millionen Autofahrten wegfallen. Der Kreis Weilheim hat kürzlich den Beitritt zum 1. Januar 2025 beschlossen.

So könnte das MVV-Gebiet bis Ende nächsten Jahres erweitert werden. (Foto: SZ-Karte: Mainka/Mapcreator.io/OSM)

Die Verkehrsprognose leitet der MVV aus den bestehenden Pendlerbewegungen und dem Freizeitverkehr von München ins Umland ab. Rund 422 000 Menschen pendeln laut Rosenbusch täglich von außerhalb in den MVV-Raum oder umgekehrt, die meisten dürften aktuell das nur 49 Euro teure Deutschlandticket nutzen. Für sie spielen Verbundgrenzen keine Rolle.

Bei Gelegenheitsfahrern sieht das anders aus. Viele von ihnen brauchen das Deutschland-Ticket, das es nur im Abo gibt, nicht. Sie kaufen eben Einzel- oder Tagestickets. Bei zwölf Millionen Fahrten (Stand: 2019) lassen sich nach MVV-Rechnung bis zu einer Million Autofahrten sparen. 90 Millionen Tickets, seien es Streifen-, Einzel- oder Tageskarten, setzt der MVV pro Jahr immer noch ab.

Und es könnten noch mehr werden. Erfahrungswerte aus anderen Verbünden zeigten eine Zunahme an ÖPNV-Nutzungen von zehn bis 15 Prozent. Damit rechnet Rosenbusch für den MVV auch. Denn durch einen Einheitstarif wird nicht nur vieles leichter, sondern teilweise auch viel billiger, wie Beispiele zeigen.

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Wenn etwa eine fünfköpfige Wandergruppe von München aus zum Spitzingsee fahren will, nimmt sie heute in der Regel ein Bayernticket für 69 Euro. Künftig gibt es für sie eine Gruppen-Tageskarte für nur 35,80 Euro.

Nur gering fällt die Ersparnis aus, wenn eine Einzelperson vom Münchner Ostbahnhof in Rosenheims Stadtmitte fahren möchte. Wer aktuell bei der Bayerischen Regiobahn (BRB) eine einfache Fahrt für 15,60 Euro bucht, braucht in Rosenheim dann noch eine Einzelfahrt für den Stadtverkehr, die weitere 2,10 Euro kostet. Mit einem MVV-Ticket wird das künftig zwar nur 60 Cent billiger, dafür muss der Fahrgast aber keine zwei Tickets lösen. Wer am selben Tag wieder zurückreist, kommt mit dem Bayernticket für 29 Euro immer noch günstiger weg.

Für Wintersportler dürften die neuen Ski-Kombitickets für die Skigebiete Brauneck (Lenggries), Spitzingsee und Sudelfeld (Bayrischzell) attraktiv sein. Die Tickets gibt es am MVG-Automaten und in den Kundencentern der BRB. Sie kosten 59 Euro (55 Euro für Jugendliche und 31 Euro für Kinder bis 14 Jahre) respektive 56 Euro am Spitzingsee (ermäßigt 52 und 31 Euro) und beinhalten einen Tagesskipass, den es mit dem MVV-Ticket an der Kasse des jeweiligen Skigebiets gibt, und die Rückreise. Zum Vergleich: Allein ein Ski-Tagespass am Brauneck kostet für Erwachsene bereits 49,50 Euro.

Neues MVV-Gebiet soll auch den Straßenverkehr entlasten

Je mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, desto entspannter wird die Situation auf den Straßen, nicht nur in München. Sollte der Landkreis Garmisch-Partenkirchen beitreten, könnten Ausflügler aus der Landeshauptstadt unkompliziert und günstig ohne Auto anreisen, gleichzeitig hätte der beliebte Ausflugsort wohl weniger Verkehrsprobleme als derzeit.

Wer ein Smartphone nutzt, für den oder die ist die Nutzung der neuen MVV-Tarife mit der MVV-App übersichtlich und einfach. Vom nächsten September an soll es auch ein elektronisches Ticket geben, bei dem sich die Nutzer über Entfernungen gar keine Gedanken mehr machen müssen. Sie checken mit einem Wisch in der App ein und am Ziel wieder aus. Am Ende des Tages, so verspricht es Rosenbusch, soll dem Fahrgast der günstigste Preis berechnet werden.

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