Fachkräfte aus dem Ausland:Wie München Pflegekräfte schnell in den Job bringen will

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Weil so viele Pflegefachkräfte fehlen, werden Fachkräfte aus dem Ausland gebraucht. (Foto: IMAGO/Ute Grabowsky/photothek.de)

Länger als ein Jahr dauert es oft, bis Ausbildungen aus anderen Ländern anerkannt und Fortbildungen absolviert sind. Das deutschlandweit einzige Anpassungszentrum soll bald alle Maßnahmen koordinieren - und den Sprung auf den Arbeitsmarkt beschleunigen.

Von Nicole Graner

Pflegefachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen stellen daher verstärkt Fachkräfte aus dem Ausland ein. Doch bis ihre Ausbildung vom Freistaat Bayern anerkannt wird, dauert es lang. Viel zu lang. Auf dem Gelände der München Klinik (Mük) Schwabing soll darum im Juni 2024 das deutschlandweit erste kommunal geförderte "Anpassungszentrum" öffnen - damit Fachkräfte besser gefördert werden und schneller in ihrem Beruf arbeiten können.

441 Tage hat es im Jahr 2020 durchschnittlich gedauert, bis eine Pflegefachkraft aus dem Ausland den finalen Bescheid bekommen hat, in Deutschland arbeiten zu können. Das hat eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung ergeben. Für das Bundesland Bayern prüft der Freistaat als zuständige Behörde die eingegangenen Anträge und die "Gleichwertigkeit" der Ausbildung. Danach werden Maßnahmen festgelegt, in welchem Umfang unter anderem Fortbildungen nötig sind, damit die Arbeitserlaubnis erteilt werden kann.

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"Wir wollen jetzt einen Beitrag dazu leisten, dass diese Weiterbildungsmaßnahmen schneller und koordinierter umgesetzt werden können", sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD). Das "Anpassungszentrum" soll, wie sie den etwas sperrigen Begriff umschreibt, als eine Art "VHS für die Pflege" zu verstehen sein. Gezielt würden dort Fort- und Weiterbildungen angeboten, die die Pflegefachkräfte aus dem Ausland bräuchten, um die Arbeitserlaubnis für ihr Fachgebiet zu erhalten. "Es ist einfach wichtig, dass die Antragstellerinnen und Antragsteller zügig die Kurse machen können und alles den Anforderungen entsprechend gut organisiert wird", erklärt Zurek.

Am Ende steht eine Kenntnisprüfung

Das "Anpassungszentrum" wird von einem Träger betrieben, der bislang nicht feststeht und soll auch allen Kliniken und Einrichtungen der Langzeitpflege zur Verfügung stehen. Die Stadt München nimmt rund 630 000 Euro für Personalkosten jährlich in die Hand. Bis zu acht Vollzeitstellen soll es, so die Gesundheitsreferentin, in dem Zentrum geben. Die Projektlaufzeit ist zunächst bis 2026 geplant. In Kooperation mit den Münchner Pflegefachschulen werden dort unter anderem Pflegepädagogen und Praxisanleiter eingesetzt. Am Ende der Fortbildung stehe dann eine Eignungs- und Kenntnisprüfung.

Ist die Prüfung bestanden, wird das Ergebnis sofort an den Freistaat weitergegeben, der zügig die finale Arbeitserlaubnis erteilen kann. Zehn Personen täglich sollen in Zukunft im "Anpassungszentrum" eine Kenntnisprüfung ablegen können. "Mit diesem Verfahren hoffen wir sehr, erheblich schneller Pflegefachkräfte zum Einsatz zu bringen", sagt die Gesundheitsreferentin.

Welches Gebäude auf dem Schwabinger Klinikgelände für das Anpassungszentrum zur Verfügung stehen könnte, werde gerade noch geprüft. Das Zentrum ist Teil eines großen Maßnahmenpakets, das die Stadt München auf den Weg bringen wird, um die Situation der Pflege in München zu verbessern. 7,5 Millionen Euro wird die Stadt zur Stärkung der beruflich Pflegenden in den Jahren 2024 bis 2027 ausgeben.

Seit 2022 hat die Stadt mit dem Lenkungskreis Pflege sowie der Taskforce Pflege intensiv gearbeitet, um mit dem Gesundheitsreferat, dem Sozialreferat, dem Referat für Arbeit und Wirtschaft sowie dem Referat für Bildung und Sport zahlreiche neue Projekte ins Leben zu rufen. Dazu gehört unter anderem die Stärkung der Schulsozialarbeit an den Berufsfachschulen für Pflege und Pflegefachhilfe, die Einführung eines kommunalen, jährlichen Ausbildungsmonitorings, um die Entwicklungen zu analysieren, sowie der Aufbau einer neuen Homepage.

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