Tessa Bar:Und dann wird getanzt

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In der Tessa Bar sind die DJs genauso wichtig wie die Drinks. (Foto: Leonhard Simon)

Gute Musik, gute Drinks und raumfüllende Kunst: In der Tessa Bar in der Maxvorstadt geht das Konzept zur Zwischennutzung auf.

Von Laura Kaufmann

Draußen leuchtet das Schild der Tessa Bar gelb durch die regnerische Nacht. Die schmalen Holztische sind schnell besetzt mit Grüppchen, die Augustinerflaschen und Weingläser neben ihr Teelicht gestellt haben und quatschen. Die Terrasse liegt wettergeschützt unter dem Dach. Und der Münchner mag es eben an der frischen Luft, so lange es die Temperaturen zulassen. Die Temperaturen und das Kreisverwaltungsreferat, um 23 Uhr werden die Gäste nach drinnen gescheucht.

Wenn sie dort nicht schon freiwillig sind. Die Tessa Bar ist nämlich nicht die Art von gediegener Bar, wo in Polstersesseln versunken an komplizierten Cocktails genippt wird. In der Tessa Bar werden um 23 Uhr die dicken Vorhänge zugezogen, auch als Lärmschutz. Und dann wird getanzt.

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Deniz Sevengül und Andrea Calafato haben die Bar zusammen aufgezogen. Innerhalb von zwei, drei Wochen haben sie im Sommer die Decke rausgebrochen, die Wände neu gestrichen und um Genehmigungen gebangt. Für die Möbel und die Einbauten, wie die Bänke im Schaufenster, sind sie zu "treibgut" gefahren, einer Initiative, die Baumaterialien von Festivals, Theaterkulissen, Zwischennutzungen und ähnlichen Events recycelt und wieder zur Verfügung stellt. Günstig und umweltfreundlich.

Wie lange Sevengül und Calafato in den Räumlichkeiten bleiben dürfen, wissen sie nicht, ihr Vertrag läuft erst einmal ein halbes Jahr, sie hoffen auf mindestens doppelt so lange. Irgendwann wird das Gebäude kernsaniert. "Zwischennutzungen bieten so viel Potenzial", sagt Deniz Sevengül. "Es gibt so viel temporären Leerstand in der Stadt." Aus wenig viel machen, so nennen sie ihr Konzept, einfach gute Drinks, gute Musik, gute Kunst. Temporäre Räume sind oftmals günstiger zu haben. "Sonst müsste man in einer solchen Lage locker 200 000 Euro nur an Ablöse zahlen", sagt Calafato. Geld, das junge Gastronomen nicht auf dem Konto liegen haben. Und den beiden macht es Spaß, immer wieder neue Konzepte zu entwickeln.

(Foto: Leonhard Simon)
(Foto: Leonhard Simon)
(Foto: Leonhard Simon)

Es ist nicht ihre erste Zwischennutzung. Auch bei anderen Gastroprojekten haben sie zusammengearbeitet, unter anderem mit dem Künstlerkollektiv Broke.Today. Darüber kennen sie etwa den Künstler Simon Bitterlich, der ihnen für die Tessa Bar ein abstraktes Graffitokunstwerk gestaltet hat. Das hängt in vier Teilen an den aquamarinfarbenen Wänden.

Jeden Öffnungstag, also Mittwoch bis Samstag, hat ein anderer Barkeeper und ein anderer DJ Position hinter der Bar und dem Pult, und jeder zieht wiederum sein eigenes Publikum an. Die Getränkekarte aber bleibt gleich: Sprizz-Variationen für 8 Euro, ein paar Klassiker wie Negroni oder Gin Basil Smash für 10,50 Euro, Sours und Longdrinks für 9,50 Euro, das Augustiner Helle in der 0,33-Flasche für 3,80 Euro. Und immer ist es House und Elektro, der durch den Raum in der Theresienstraße wummert. Eintritt kostet die Tessa Bar nicht; sie ist eben eine Bar. Aber eine, in der später ausgelassen getanzt wird.

Tessa Bar, Theresienstraße 36, 80333 München, Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 18 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag 18 bis 3 Uhr (auch zum Oktoberfest).

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