Null Acht Neun:Der Wonnemonat Mai und seine Rituale

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Ob Manuel Neuer und sein FC Bayern auch dieses Jahr wieder die Meisterschale vom Rathausbalkon präsentieren dürfen, ist noch ungewiss. (Foto: Catherina Hess)

Junggesellenabschiede, Baumaufstellen, Wiesn-Vergabe: Im Mai wird wichtige Tradition gelebt. Doch um eine machen sich die Brauchtumspfleger heuer ernsthafte Sorgen.

Glosse von Andreas Schubert

Der Mai - da kann er's noch so regnen lassen - gilt nicht umsonst als einer der beliebtesten Monate des Jahres, insbesondere in München. Wenn die Stadt zum Beispiel wieder verkündet, wer bei der Wiesn mitmachen darf, freuen sich die betroffenen Wirte, dass sie im Herbst ausnahmsweise ein paar Euro verdienen und sich auch im nächsten Winter noch einen Teller warme Suppe werden leisten können.

Zu mehr als einer einfachen Brennsuppe wird es zwar voraussichtlich dieses Jahr nicht reichen, nachdem die Stadt nun verlangt, dass Wiesn-Gutscheine zwei Monate länger gültig sein müssen und die Zelte unter der Woche erst um 10 Uhr öffnen dürfen. Aber die Wirtinnen und Wirte machen halt aus Altruismus weiter - freilich nicht ohne das übliche Wehklagen über den drohenden Ruin.

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Oh mei, Mai: Irgendwas findet sich immer, um darüber jammern und im selben Atemzug die Erhöhung der Bierpreise ankündigen zu können. Das gehört zur Folklore wie Baumaufstellen, Angrillen oder das Gewinke der FC-Bayern-Spieler vom Rathausbalkon, um das sich Brauchtumspfleger heuer allerdings ernsthafte Sorgen machen.

Ein weiterer Brauch, den der durchaus hinterfotzige Wonnemonat den Münchnern nicht erspart, sind die vielen Junggesellenabschiede. Vor allem Junggesellinnen schätzen den Mai, weil sie da zum letzten Mal in der Fußgängerzone die Jungeselinnen raushängen lassen dürfen, bevor sie mit den jeweils auserkorenen Jungeseln zum Standesamt traben, die natürlich ihrerseits das ledige Dasein in kastenweise Bier ertränkt haben.

Ja, so ein Esel kann ganz schön viel saufen, die männlichen Exemplare müssen sogar. Nur so vergessen sie irgendwann, dass sie im rosa Tutu am Viktualienmarkt weder sexy noch lustig, sondern einfach nur wie Esel im Tutu ausschauen.

Die meisten stammen übrigens aus mehr oder minder artgerechter Haltung in Gegenden, wo sie "Minga" sagen, wenn sie den Schauplatz des schönsten Tages im Leben meinen, bevor mit dem drittschönsten Tag (Heirat) die Vorbereitung auf den zweitschönsten (Scheidungstermin) beginnt. So manche Liebe kühlt irgendwann ab. Darauf können sich viele bei den aktuellen Temperaturen schon mal bestens einstellen.

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