Ursula Rogg hat sich viel vorstellen können für ihr Leben, aber eines nicht: Lehrerin zu sein. Und sie wurde es dann doch, "spät, widerständig, hadernd". So beschreibt sie es in ihrem Buch kurz nach der Stelle mit dem toten Tier. "Eine flach und fahl gewordene, struppige, stinkige Ratte", die Rogg zu Beginn des Schuljahres 2004/05 im Hof des Gymnasiums im Berliner Stadtteil Neukölln fand. Die Ratte lag einfach da, niemand kümmerte sich darum. Ursula Rogg unterrichtete zu einer Zeit an der Schule, in der die meisten Schülerinnen und Schüler zu Hause eine andere Sprache als im Unterricht verwendeten. Sie sprachen im Deutschen ein "sch" aus, wo hochsprachlich ein "ch" hingehört, sagten zu "i" eher "ü", also "üsch bün". Dieses "Gezische" hörte Rogg damals täglich, und sie erlebte viele kritische Momente wie jenen, als ein Schüler, wütend über eine Klausurnote, eine schwere Metallkette aus seiner Tasche auf den Tisch gleiten ließ. Um ihr zu drohen. Nicht immer war sie im Zentrum des Geschehens. Manchmal saß sie auch nur am Rand der Gefahrenzone, wenn es abging im Klassenzimmer, das zur Arena wurde und die Schüler zu Gladiatoren, wie sie schreibt.
Künstler an die Schulen:"Das Interesse für junge Menschen aber muss man mitbringen"
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In Deutschland fehlen Lehrkräfte. Deshalb gibt es Menschen wie Ursula Rogg, die Quereinsteiger auf den Beruf im Klassenzimmer vorbereiten. Was braucht es für den Job?
Von Sabine Buchwald, München
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