Deutschrap:Auf der Seite der Guten

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In Ihrem aktuellen Video "11 Minuten" treten Fatoni und Edgar Wasser als Puppen auf. (Foto: Feliks Horn)

Fatoni und Edgar Wasser, die Koryphäen der Münchner Hip-Hop-Szene, haben nach acht Jahren eine zweite gemeinsame Platte rausgebracht. Bei ihrem Kultursommer-Konzert stellen sie ihr neues Album vor.

Von Anna Weiß, München

"Deutschrap ist ein Kinderparadies, in dem man nicht mehr abgeholt wurde und groß geworden ist", lautet eine Zeile in dem Track "Deutscher Rap" der Münchner Rapper Edgar Wasser und Fatoni, in dem sie das Genre persiflieren. Das Stück ist von ihrer ersten gemeinsamen Platte, "Nocebo" aus dem Jahr 2013. Seitdem hat sich viel verändert, manch einer mag Deutschrap nicht mal mehr ironisch als albernes Kinderparadies bezeichnen und beinahe kann die Frage aufgemacht werden, ob es da überhaupt noch was zu persiflieren gibt. Gerade in der aktuellen Debatte um #deutschrapmetoo - unter diesem Hashtag werden im Internet sexuelle Übergriffe seitens verschiedener Rapper öffentlich gemacht - wird jahrelanges Wegsehen angeprangert, auch in Sachen Sprachnutzung hat bei einigen Künstlern ein Umdenken stattgefunden und misogyne, homophobe und ableistische Beschimpfungen werden - immer noch zu langsam - weniger.

Und in diese Zeit des Umbruchs haben Edgar Wasser und Fatoni ihre lang ersehnte zweite Kollaboration rausgeschossen, "Delirium" ist diesen Mai erschienen, entstanden ist sie im Pandemie-Jahr 2020, in dem im öffentlichen Diskurs viel über die Grenzen des Sagbaren diskutiert worden ist. Anton Schneider alias Fatoni positioniert sich auf Twitter gegen die Strukturen, die sexuelle Übergriffe möglich machen und Täter schützen, in Interviews hat er in den letzten Monaten die Verwendung von Schimpfwörtern reflektiert.

In den Texten auf "Delirium" geschieht das meist auf der Ebene der derben Ironie, etwa in "Alle 11 Minuten" gegen sexistische Rapper, doch ausgeteilt wird in alle Richtungen, auf dem szenekritischen Stück "Newcomer des Jahres" etwas harmloser mit "Ich war Newcomer des Jahres, doch der Zug ist abgefahren / heute bin ich Rumpelstilzchen, keiner kennt meinen Namen".

Alle, die von dieser Spielart des Deutschrap abgeholt werden, können Fatoni und Edgar Wasser am Freitag bei ihrem Kultursommer-Konzert auf dem Königsplatz zusehen. Unterstützt werden sie dabei von den Rapperinnen Mola und Taby Pilgrim.

Fatoni und Edgar Wasser, Kultursommer, Fr., 2. Juli, 19 Uhr, Tickets 32,80 Euro

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