SZ-Adventskalender:Ein Elternhaus für München

Lesezeit: 3 min

Das Gebäude 21 befindet sich in der Nähe des zentralen Eingangs des Schwabinger Krankenhauses, nahe an der Kinderklinik. Das denkmalgeschützte Haus soll umfangreich modernisiert und umgestaltet werden, äußerlich aber unverändert bleiben. (Foto: Florian Peljak)

Für 16 Millionen Euro soll im Klinikum Schwabing ein Haus der Begegnung entstehen, in dem Familien rund um die Uhr bestens betreut in der Nähe ihrer schwerkranken Kinder bleiben können. Finanziert wird das Projekt vom SZ-Adventskalender und der Stiftung "Wir helfen München".

Von Ulrike Heidenreich und René Hofmann

Die München Klinik Schwabing soll ein Elternhaus bekommen. Bis 2025 soll ein Gebäude in der Nachbarschaft das Kinderklinikums so umgestaltet werden, dass dort auf drei Etagen 20 Zimmer entstehen, in denen Eltern von schwerkranken Kindern unterkommen und betreut werden können. Am kommenden Mittwoch soll der Stadtrat den Weg für das Projekt freimachen, indem er der Übertragung eines Erbbaurechts an Gebäude Nummer 21 der städtischen Klinik an die "Stiftung Kinderklinik" zustimmt. Im kommenden Jahr könnte der Umbau dann beginnen, der bis 2025 abgeschlossen sein soll. Die Kosten werden aktuell auf 16 Millionen Euro geschätzt. Für diese aufkommen wollen der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V. und die Stiftung "Wir helfen München".

"Ich bin sehr zufrieden, dass dies gelungen ist und wir etwas wirklich Gutes für die Kinder und deren Familien tun", sagt Dieter Reiter, der in seiner Funktion als Oberbürgermeister dem Aufsichtsrat des Klinikums vorsteht und die Kooperation angebahnt hat. Alles andere als ein positives Votum des Stadtrats, so der SPD-Politiker, könne er sich nicht vorstellen.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

"Dieser Schritt ist nicht groß genug einzuschätzen", sagt Michael Diederich, der Vorstandsvorsitzende der "Stiftung Kinderklinik". Das Haus soll mehr werden "als ein reiner Hotelbetrieb", so sein Stellvertreter Armin Grübl, der als leitender Oberarzt in der Kinderklinik tätig ist. Eltern soll in der neuen Institution in jeder Form Unterstützung angeboten werden. "Wir wollen ein Haus der Begegnung schaffen, in der eine soziale Betreuung gewährleistet ist, eine psychologische Betreuung und auch eine Betreuung für die Geschwister der schwerkranken Kinder, die bei uns behandelt werden", so Irene Teichert-von Lüttichau, die Leiterin des Schwerpunktes Onkologie.

In der neuen Kinderklinik ist für Eltern noch weniger Platz

Aktuell kann nicht immer gewährleistet werden, dass Eltern rund um die Uhr in der Nähe bleiben können, wenn ihre Kinder für einen längeren Zeitraum zur Behandlung im Klinikum Schwabing bleiben müssen. In den aktuell genutzten Räumen tun sich mitunter Möglichkeiten auf, gewiss aber ist dies nicht; mitunter werden in Feldbetten provisorische Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Eine belastende Situation - für die Eltern wie auch für das medizinische Personal.

Mit der Fertigstellung des Neubaus für die Kinderklinik im kommenden Jahr werden die Möglichkeiten zudem eingeschränkt. Das neue Kinderzentrum ist stark auf die Bedürfnisse der jungen Patienten ausgelegt; in ihm wird es ausschließlich Zwei-Bett-Zimmer geben - womit der Raum für Begleitpersonen noch enger wird. "Wir brauchen das Elternhaus deshalb wirklich dringend", so der leitende Oberarzt Armin Grübl.

Entstehen soll dieses in Gebäude 21 der Anlage, das sich in der Nähe des zentralen Einganges an der Parzivalstraße befindet und direkt an die Klinikkirche angrenzt. Das neue Elternhaus befände sich nahe an der Kinderklinik, wäre mit dieser aber nicht direkt verbunden. Diese Lage wird von den Ärzten als optimal empfunden. Das denkmalgeschützte Gebäude soll umfangreich modernisiert und umgestaltet werden, äußerlich aber unverändert bleiben. Die Schule der Kranken, die bisher in ihm untergebracht ist, soll innerhalb des Klinikgeländes umziehen.

Besprechung des Projektes Elternhaus (von links): Karl Ulrich, Irene Teichert-von Lüttichau, Dieter Reiter, Armin Grübl und Stephan Heller. (Foto: Daniel Hofer)

"Unsere Leserinnen und Leser helfen damit ungemein! Für den Adventskalender wird dies das größte Einzelinvest in seiner fast 75-jährigen Geschichte sein. Wir haben uns schon lange mit dem Gedanken getragen, ein solches Leuchtturmprojekt zu unterstützen", sagt SZ-Geschäftsführer und Adventskalender-Vorsitzender Karl Ulrich.

Obwohl die geschätzten Baukosten für das Projekt in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Preissteigerung um 35 Prozent gestiegen sind, sichert Stephan Heller als Vorsitzender des Vorstands der Stiftung "Wir helfen München" zu: "Das bekommen wir hin." Die Stiftung will dem Haus zudem "dauerhaft verbunden bleiben".

Am laufenden Betrieb kann sie sich - wie der SZ-Adventskalender - aus stiftungsrechtlichen Gründen allerdings nicht beteiligen. Dass dieser aufrecht erhalten wird, garantiert für die ersten fünf Jahre nach Fertigstellung die "Stiftung Kinderklinik".

Die langfristige Perspektive ist auch Oberbürgermeister Dieter Reiter ein Anliegen. Für ihn ist die aktuelle Situation der Kinder- und Jugendmedizin unbefriedigend. "Ich ärgere mich, dass so ein Elternhaus keine normale abrechnungsfähige Investition ist. Das sieht das Krankenhausfinanzierungsgesetz nicht vor. Wir geben Milliarden für neue Krankenhäuser aus, dürfen etwas so Wichtiges aber nicht finanzieren und sind deshalb auf Stiftungen angewiesen", so Reiter, der deshalb auf Änderungen dringen will, sowohl bei seinem SPD-Parteikollegen, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wie auch beim bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). "Für unsere Kinderklinik in Schwabing lösen wir es jetzt, aber wir sind ja keineswegs die einzigen, die dieses Dilemma erleben", so Reiter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Spendenaktion
:Was der SZ-Adventskalender bewirkt

In schwierigen Lebenslagen trägt das Spendenhilfswerk der SZ-Leserinnen und -Leser dazu bei, Menschen neue Perspektiven zu eröffnen. Drei Beispiele.

Von Bernd Kastner, Sven Loerzer und Berthold Neff

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: