Gesundheitsbericht für den Stadtrat:Kinderkliniken an der Kapazitätsgrenze

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Die Teams in den Kinderkliniken arbeiten derzeit an der Kapazitätsgrenze. (Foto: Catherina Hess)

Influenza, RSV-Virus und Corona: Die Zahl der Infektionen steigt. Dennoch sind 30 Prozent der Kinderbetten abgemeldet, weil Pflegefachkräfte fehlen.

Von Nicole Graner

"Die Lage ist durchaus besorgniserregend." Münchens Gesundheitsreferentin Beatrik Zurek (SPD) spricht insbesondere von der aktuellen Situation der Münchner Kinderkliniken. Die Zahl der Kinder, die sich mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) infiziert hätten, sei sehr hoch, und die Kinderintensivstationen kämen an die "Kapazitätsgrenze".

Das kann der scheidende Geschäftsführer der München Klinik (Mük), Axel Fischer, in der Sitzung des Gesundheitsausschusses am Donnerstag nur bestätigen. Man versuche, alle planbaren Operationen zu verschieben, Eltern in die Pflege ihrer Kinder miteinzubeziehen und zur Not auch Kinder in anderen Stationen unterzubringen.

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Keine München-spezifische Situation. In ganz Bayern sei die Lage "akut", wie Zurek sagt. 30 Prozent der Kinderbetten in der Landeshauptstadt seien aber derzeit wegen des Pflegefachkräftemangels "abgemeldet". Ein weiterer Grund: die seit Langem anhaltende Unterfinanzierung in der Kinder- und Jugendmedizin. "Wir dürfen nicht zulassen, dass kranke Kinder in weit entfernte Krankenhäuser geschickt werden, auf dem Klinikflur oder schlimmstenfalls zu spät behandelt werden", sagt die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

Ihre Kritik geht an den Bund: Neue Finanzierungsmodelle müssten erarbeitet und die Kinder- und Jugendmedizin aus dem Fallpauschalen-Vergütungssystem herausgenommen werden. "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betont auch Hannah Gerstenkorn (Grüne). "Die Kindermedizin muss dringend anders aufgestellt werden."

1000 Influenza-Fälle wurden in der vergangenen Woche gemeldet

Auch der Influenza-Virus tut sein Übriges, dass die Lage in den Krankenhäusern weiter angespannt bleibt. 1000 Fälle seien laut Zurek in der vergangenen Woche gemeldet worden. Man habe damit die Spitze aus den Jahren 2017 und 2018 "schon jetzt erreicht". Denn normalerweise verzeichne man Maximalwerte meist erst "Anfang des Jahres". Und: Da ist auch noch Corona. Die Zahlen steigen wieder leicht. Was sich auch an der Belegung der Intensivbetten wieder bemerkbar mache. 25 sind in den Krankenhäusern derzeit belegt.

Corona, RSV- und Influenza-Virus. Eine "Infektionspandemie" nennt der Mük-Geschäftsführer die aktuelle Lage. 8000 Corona-Patienten seien seit Pandemiebeginn in München versorgt worden, allein 4000 in diesem Jahr. "Dass die Zahlen nun wieder ansteigen, macht mich schon etwas nervös", sagt Fischer. Er verweist auf den noch immer hohen Krankenstand des Personals und blickt von München nach Berlin: Dort sage die Charité wegen Personalnotstands alle planbaren Operationen bis zum Jahresende ab.

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