Kurse und Ferien-Workshops:Rein ins Rampenlicht

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Eine Einladung zu Gesang und Tanz bietet der Schnupper-Workshop der Sarré-Musikakademie in den Faschingsferien (hier mit einer Szene aus der "Zauberflöte"). (Foto: Joanie Fotografie)

Theater und Musical zum Mitspielen: Wo Kinder und Jugendliche sich in Schauspiel, Gesang und Tanz ausprobieren können.

Von Barbara Hordych

Endlich mal ein Löwe oder Tiger sein? Aber was, wenn einem ein Räuber das Fleisch stiehlt, weil oben im Schloss hungrige Prinzessinnen warten? Damit wäre schon einige der Eckpfeiler genannt, die häufig in den Szenarien auftauchen, die Kinder im Theaterspielhaus auf die Bühne bringen.

"Erfahrungsgemäß ist in den Geschichten, die wir gemeinsam mit den Kindern entwickeln, immer viel los: Häufig geht es um Diebstahl, Verfolgungsjagden, Räuber und Detektive", sagt Eva Koblin. Vor mehr als 25 Jahren gründete sie ihr Theaterspielhaus für Kinder und Jugendliche in der Rottmannstraße 7a, derzeit betreuen fünf Angestellte 21 Kurse mit rund 200 Teilnehmern und Teilnehmerinnen - Anfang Februar gab es die 280. Produktion.

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Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? "Gar keine", sagt Koblin und lacht. Denn sowohl die Workshops als auch die Kurse in ihrem Haus seien niederschwellig, inklusiv und auch für Kinder geeignet, die die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen. "Oft sind Eltern sehr erleichtert, dass sie endlich ein Freizeitangebot für ihr Kind gefunden haben, bei dem es sich traut, mitzumachen und Spaß an der spielerischen Verwandlung hat", sagt Koblin.

Die Geschichten entwickeln die Mitwirkenden selbst und für garantiert jeden ist im Theaterspielhaus eine Rolle dabei. (Foto: Theaterspielhaus)

Spielend sich verwandeln

Am Anfang jedes Workshops oder Kurses steht die selbst ausgedachte Geschichte, bei der garantiert jedes Kind eine Rolle erhält - und am Ende immer eine Aufführung vor Elternpublikum. Im Faschingsworkshop vom 22. bis 24. Februar gibt es noch freie Plätze. Dazu startet Koblin nach Ostern zwei neue Kurse, erstmals am Wochenende. Ein Angebot, das insbesondere für jüngere Ganztagsschüler interessant ist, denen unter der Woche kaum Zeit für einen Theaterkurs bleibt.

"Die Kinder kommen, da ist die Nachfrage groß", erzählt sie. Sorge bereiten ihr eher die 13- bis 15 Jährigen. "Das sind diejenigen, die in der Pandemie ständig vor dem Monitor und im Zoom-Unterricht gesessen sind, die haben praktisch verlernt, raus zu gehen." Zwei Kurse für Jugendliche habe sie deshalb in den vergangenen Wochen schließen müssen. "Trotzdem hoffe ich sehr, dass auch sie auf Dauer wiederkommen". Denn dass das Theaterspielen auch jungen Erwachsenen Freude bereitet, weiß sie von denjenigen, die bereits seit 20 Jahren dabei sind. "Die studieren heute Biologie oder Mathematik, und spielen immer noch leidenschaftlich gerne bei mir Theater."

Auch die Jungs zum Tanzen bringen

"Ganz niederschwellig und wirklich ein Angebot zum Ausprobieren" ist der Faschings-Workshop "Mama Mia" der Sarré Musikakademie im Werk 1, sagt Verena Sarré, die Gründerin und musikalische Leiterin. Genau wie in ihren Kursen gibt es auch in diesem "Schnupperangebot" von 21. bis 24. Februar Unterricht in den vier Disziplinen Singen, Tanzen, Schauspielen und Sprechen.

"Wir teilen die Teilnehmer in zwei altersgestaffelte Gruppen von 8 bis 16 Jahre ein; danach proben wir bekannte Abba-Songs, erarbeiten dazu kurze Choreografien und lernen kleine Texte für die Rollen", sagt Sarré. Das Ergebnis wird zum Abschluss in den Akademieräumen vor Elternpublikum aufgeführt. Wer keinen Platz mehr im Faschingsferien-Workshop ergattert, kann sich schon jetzt für die Sommerferien (31. Juli bis 4. August) anmelden unter info@sarre-musikprojekte.de oder telefonisch unter 08170/92 55 64.

Erfahrungsgemäß entscheiden sich etwa ein Drittel der Workshop-Teilnehmer dazu, in der gemeinnützigen Akademie Mitglied zu werden. Deshalb ist es ihr auch wichtig, dass die Workshops von den Dozenten geleitet werden, die auch bei ihr unterrichten. Allen voran die Opernregisseurin Julia Riegel, die für alle Inszenierungen seit Gründung der Akademie vor zwölf Jahren verantwortlich ist.

Stimmgewaltiger Pirat mit schlaksig-dämonischem Charme: Florian Nyncke (Mitte) gab im Januar in der Alten Kongresshalle sein Debüt als Capitän Hook. (Foto: Barbara Hordych)

Von dem Bild auf dem Workshop-Flyer, das ein Motiv aus der Produktion "Zauberflöte" zeigt, sollte man sich übrigens nicht täuschen lassen: "Wir haben es geschafft, dass der Mädchen- und Jungenanteil bei uns jeweils 50 Prozent beträgt." So war es für Sarré auch kein Problem, bei der Wiederaufnahme des Familienmusicals Peter Pan in diesem Januar in der Alten Kongresshalle die männlichen Hauptrollen neu und doppelt zu besetzen: Weil der "Peter Pan" aus dem vergangenen Jahr, Moritz Spender, inzwischen Schauspiel in Leipzig studiert, rückten langjährige Akademisten, die zuvor seinen Gegenspieler Captain Hook verkörpert hatten, nach. Als neuer Hook-Darsteller wiederum gab Florian Nyncke mit schlaksig-dämonischem Charme, hinreißend singend und tanzend sein Debüt. Bühnenerfahrung hat er bereits im Grundschulalter gesammelt, als Mitglied des Kinderchors im Gärtnerplatztheater - den leitet Verena Sarré seit nunmehr 20 Jahren ebenfalls. Jetzt plant das 20 Jahre junge Bühnentalent seine Bewerbung an der August-Everding-Akademie.

Gerade beim Thema Tanz seien Jungs zwar oft eher zurückhaltend. "Da gibt es eine Schwelle; zu uns kommen Zwölfjährige, die noch nie getanzt haben und auf einmal feststellen, dass ihnen das unheimlich Spaß macht. Aber wir akzeptieren auch, wenn einer sagt, nein, nur das bitte nicht", sagt Sarré. Auch sie merkt am Zuspruch für ihre Akademie, "dass es wieder richtig los geht, Eltern suchen für ihren Nachwuchs dringend Angebote, in denen diese sich ausdrücken, bewegen und mit anderen messen können, da war der Mangel sehr groß während der Pandemie".

Kleine Engländer als große Vorbilder

Wenn das kein Anreiz ist: Emma Watson war Stagecoach-Schülerin, bevor sie für die Rolle der Hermine, der besten Freundin des weltberühmten Zauberers Harry Potter entdeckt wurde - genauso wie Jamie Bell, Darsteller des "Billy Elliott" in dem gleichnamigen Film über einen ballettbegeisterten Jungen. Das Konzept kommt aus England, wo sich die Stagecoach-Idee seit der Gründung der ersten drei Theatre Arts Schools 1988 als so erfolgreich erwies, dass heute rund 700 Schulen in acht Ländern weltweit aktiv sind - womit die Institution "Stage Coach" (englisch für "Bühne" und "Training") eines der größten Netzwerke für Freizeitschulen in den darstellenden Künsten für Kinder und Jugendliche ist. Seit 2012 ist sie auch mitten in München, in der Tumblinger Straße 21, vertreten.

Erfolgreiches Filmtrio (von links): Stagecoach-Schüler Levi Kazmeier (Rolle Paul) neben Peggy Marie Hussong (Lotta) und Yola Streese (Cheyenne) in "Mein Lotta-Leben: Alles Bingo mit Flamingo". (Foto: Martin Rottenkolber/Wild Bunch)

Dort bildet die Münchner Theaterpädagogin und Schulleiterin Konstanze Wolf 160 junge Nachwuchstalente zwischen vier und 18 Jahren in Schauspiel, Gesang und Tanz aus. Darunter war beispielsweise Levi Kazmaier, der eine Hauptrolle in den beiden Verfilmungen der erfolgreichen Kinderbuchreihe "Mein Lotta-Leben" als Lottas Freund Paul spielt. Auch Ralph Siegels Tochter Ruby ist ihre Schülerin, sie wird ab 10. März wieder in einer der Kinderrollen in dem Musical-Großprojekt "Zeppelin" ihres Vaters über Ferdinand Graf von Zeppelin, den Pionier der Luftfahrt, im Festspielhaus Füssen zu sehen sein. Doch die Vorbereitung auf eine künftige Bühnenkarriere ist nicht das Wichtigste für Konstanze Wolf. Jedenfalls nicht nur. "Im Vordergrund steht für mich die Auszeit vom oft sehr anstrengenden Schulalltag, das gemeinsame Ausleben von Kreativität, aufgefangen in der Gruppe", sagt sie.

Jedes Jahr zeigen die Stagecoach-Talente eine große Musical-Aufführung: Im vergangenen Jahr hieß sie "We will rock you". (Foto: Stagecoach München)

Erste Bühnenschritte können bei ihr sogar schon Vorschulkinder bei den "Early Stages" wagen. Für alle Theaterbegeisterten im Alter von 8 bis 16 Jahren gibt es im Osterferien-Workshop "Auf die Bühne, fertig, los!" vom 3. bis 6. April nach vorheriger Anmeldung unter Telefon 0800/7235015 die Gelegenheit, in die Stagecoach-Theaterwelt einzutauchen. Auch hier entsteht eine Musical-Präsentation, die zum Abschluss dem Publikum in den Schulräumen vorgestellt wird.

Die Sopranistin Annette Nödinger hat soeben mit den Proben für das Kindermusical "Max und die Käsebande" begonnen - und freut sich über Nachwuchs für ihre "Nachtigallen". (Foto: Nachtigallen e.V.)

Mit Nachtigallen den Käse mausen

Ein viel kleineres, aber nicht minder feines Bühnen-Angebot hat die Chorleiterin und Sopranistin Annette Nödinger mit ihrem vor zwölf Jahren gegründeten Kinderchor "Die Nachtigallen" in petto. "Mir geht es um ein stimmliches und soziales Miteinander", sagt sie. Neun große Kindermusical-Projekte hat ihr Chor schon auf die Bühne gebracht, darunter Produktionen wie "Tom Sawyer" oder "Zirkus Furioso". Soeben startet sie ein neues Projekt, Peter Schindlers Krimi-Musical "Max und die Käsebande". "Mein Chor hat sich verjüngt und ich freue mich über Neuzugänge, weil die Sechzehnjährigen aufgehört haben und ich wieder neue Kinder ab fünf Jahren aufnehme", sagt die Chorleiterin. Ein guter Zeitpunkt also, um zu den aktuell noch 35 Mitgliedern dazuzustoßen. Geprobt wird altersgestaffelt von fünf bis 15 Jahren jeden Donnerstagnachmittag in der Weilerschule am Regerplatz, Interessenten können sich für eine unverbindliche Schnupperstunde unter annette.noedinger@t-online.de anmelden.

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