Familienmusical:Unterwegs nach Nimmerland

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Im vergangenen Jahr war es noch Moritz Spender, der als Peter Pan Käptn Hook (Lorin Wäscher) das Fürchten lehrte. Jetzt wird der Hook-Darsteller die Rolle von Peter Pan übernehmen. (Foto: Connie Gerharz Photography)

Sarré Musikprojekte zeigt die Wiederaufnahme von "Peter Pan" in der Alten Kongresshalle. Noch proben die jungen Bühnentalente im Werksviertel - von Juli an sucht die Akademie neue Räume.

Von Barbara Hordych

Zum Treffen in Haidhausen kommt Verena Sarré direkt aus dem Hasenbergl, von einem Workshop in der Grundschule an der Eduard-Spranger-Straße. "Man muss früh anfangen", sagt die Gründerin und musikalische Leiterin der Sarré Musikakademie. Ihre jahrelange Erfahrung als Kinder- und Jugendchorleiterin des Staatstheaters am Gärtnerplatz lässt sie nicht nur den jungen Bühnentalenten zu Gute kommen, die sie in ihrer Musikakademie ausbildet, sondern auch in die Arbeit mit Kindern an Brennpunktschulen einfließen. Wenn sie dort auf besonders begabte Kinder aufmerksam wird oder ihr Lehrer solche empfehlen, vermittelt sie ihnen Patenschaften, um die Gebühren von 140 Euro monatlich für die Teilnahme an ihren gemeinnützigen Sarré Musikprojekten aufzufangen- davon profitieren immerhin ein Drittel ihrer Akademisten.

80 Bühnentalente im Alter von sieben bis Anfang zwanzig bildet Sarré mit ihrem Team derzeit im Werk 1 in den Fächern Gesang, Tanz und Schauspiel aus. 60 von ihnen wirken bei der Wiederaufnahme des Familienmusicals "Peter Pan" nach dem Buch und Schauspiel von J.M. Barrie mit Musik von George Stiles mit, das vom 20. bis 22. Januar in der Alten Kongresshalle zu sehen ist.

Vor der Pandemie hatte Sarré 140 Akademisten, aber es gab viele Abmeldungen, auch wenn sie auf Online-Unterricht umgestellt hatte. "Ich habe und hatte viele Kinder, deren Eltern in der Kulturbranche tätig sind. Und da waren viele in Kurzarbeit oder sind sogar arbeitslos geworden, das bekamen wir zu spüren."

Aber die Kinder kommen zurück. Sowieso gibt es die Älteren, die ihr über Jahre verbunden bleiben, dort in die Hauptrollen "hineinwachsen", wie sie sagt. So tritt Lorin Wäscher, einer der beiden Käptn-Hook-Darsteller aus der romantisch-fantasievollen "Peter Pan"-Premiere im vergangenen Jahr, dieses Jahr als Peter Pan in die Fußstapfen von Moritz Spender. Denn der studiert seit dem Wintersemester Schauspiel in Leipzig. Lorin Wäscher studiert inzwischen zwar auch, aber Tontechnik in München. So kann er jetzt als der Junge, der nie erwachsen werden will, seine Zuschauer nach Nimmerland entführen, in die faszinierende Welt der Elfen, Meerjungfrauen, Piraten und Kriegerinnen - "denn Indianer heißen sie bei uns nun auch nicht mehr", sagt Sarré.

Verena Sarré gründete 2012 die Sarré Musikakademie, in der sie junge Bühnentalente in den Fächern Gesang, Tanz und Schauspiel unterrichtet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Lebenswege ihrer Akademisten verfolgt sie mit großem Interesse. Lorin Wäschers Schwester Arabella sang etwa 2016 die "Königin der Nacht" in der Akademie-Produktion "Zauberflöte". "Arabella hat im Anschluss Musical studiert, reist mittlerweile für diverse Engagements durch die Lande", erzählt Sarré. Kilian Bohnensack, ein anderer Akademist, ist als Regieassistent an der Schauburg verpflichtet. "Man sieht daran, dass meine Akademisten den Bühnen-Berufen verbunden bleiben, auch gute Chancen an den entsprechenden Hochschulen haben. Sicher kommt ihnen zugute, dass sie bei mir Praxis erlangen in einem professionellen Setting", sagt Sarré.

Professionalität garantiert einmal die kontinuierliche Zusammenarbeit etwa mit der Opernregisseurin Julia Riegel, die seit der Gründung der Akademie im Jahr 2012 für alle Inszenierungen verantwortlich zeichnet. Dazu kommen Musiker der Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Liviu Petcu, der als Korrepetitor an der August-Everding-Akademie unterrichtet sowie die Choreografin Maida Kasarian.

Die Zeichen stünden also eigentlich gut für einen nach-pandemischen Neuanfang. Wenn da nicht die Kündigung wäre, die Sarré für ihre 300 Quadratmeter großen Akademie-Räume im Werk 1 erhalten hat. Der Dreijahres-Vertrag läuft zum 1. Juli aus, das Gebäude solle saniert werden, wurde ihr gesagt. "Natürlich hatten wir auf eine Verlängerung gehofft, vor allem, weil wir dort auf eigene Kosten umgebaut haben, es war ja ein Loft ohne Wände: Wir haben zwei Säle, zwei kleinere Schulungsräume, Garderoben und einen Aufenthaltsraum eingebaut." Dazu nahm sie andere gemeinnützige Organisationen aus den Bereichen Schauspiel und Tanz als Untermieter auf, "wir nutzten die Räumlichkeiten ja nicht 24 Stunden am Tag".

Juristisch gesehen sei die Kündigung für die Gewerbefläche, die sie aufgrund der Gemeinnützigkeit ihrer Projekte zu einem vergünstigten Preis von 13 Euro pro Quadratmeter mieten konnte, natürlich einwandfrei, räumt sie ein. "Aber ich hätte mir gewünscht, dass nicht schon wieder die Kultur und die Kinder diejenigen sind, die unter dieser Situation leiden müssen", sagt Sarré. Sie hofft sehr, geeignete und auch bezahlbare Räumlichkeiten zu finden. Um mit ihren jungen Bühnentalenten nicht nach Nimmerland verschwinden zu müssen.

Peter Pan, Familienmusical, ab 4 J., 20. - 22. Januar, Alte Kongresshalle, Am Bavariapark 14, www.sarre-musikprojekte.de

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