Sensationeller Fund:Überreste der einstigen Münchner Hauptsynagoge in der Isar entdeckt

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Die alte Hauptsynagoge war 1887 an der Herzog-Max-Straße nach Plänen des Architekten Albert Schmid errichtet worden. (Foto: Knorr + Hirth/Süddeutsche Zeitung Photo)

Das Gebäude war 1938 auf Befehl Hitlers abgerissen worden. Nun sind Steine bei Baggerarbeiten an der Großhesseloher Brücke wieder aufgetaucht. Ein besonders wertvolles Stück konnte bereits identifiziert werden.

Von Andrea Schlaier

Bei Bauarbeiten am Isarwehr bei der Großhesseloher Brücke sind Überreste der einstigen Münchner Hauptsynagoge entdeckt worden. In zwei bis acht Metern Tiefe seien Bagger mitten im Fluss auf die Fragmente gestoßen, teilte eine Sprecherin der Stadtwerke München mit. Der Fund gilt als Sensation. Der Direktor des Jüdischen Museums, Bernhard Purin, identifizierte eine alte Gesetzestafel, die in der Synagoge über dem Tora-Schrein gestanden habe und die Zehn Gebote in hebräischer Schrift zeige.

Die alte Hauptsynagoge war 1887 an der Herzog-Max-Straße nach Plänen des Architekten Albert Schmidt errichtet worden. Am 9. Juni 1938 ist sie auf Befehl von Adolf Hitler als eine der ersten Synagogen in Deutschland abgerissen worden. Für die Geschichte des liberalen Judentums in München sei der Fund "emotional sehr bewegend," sagte Eva Ehrlich, Vorsitzende der Gemeinde Beth Shalom. Man hoffe, dass zumindest einer der Steine, der dort gefunden wurde, in die Gemeinde komme. "Der Stein bedeutet für uns ein Zeichen unserer Identität und unserer Tradition."

Experten konnten die Fragmente des Tora-Schreins aus Marmor rasch identifizieren. (Foto: Jüdisches Museum München)
Die Trümmer sind in zwei bis acht Metern Tiefe aufgetaucht. (Foto: Jüdisches Museum München)

Vermutlich in den 1950er-Jahren, so die Stadtwerke-Sprecherin, seien die Fragmente der Hauptsynagoge "für die Behebung von Hochwasser in die Isar eingebracht worden". Aktuell wird an der Stelle am Wehr, das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, der Hochwasserschutz auf den neuesten Stand gebracht. Als die Bagger vergangene Woche auf immer mehr der gut erhaltenen kunstvollen Stücke mit hebräischen Schriftzeichen gestoßen seien, habe man umgehend das Landesamt für Denkmalpflege und das Jüdische Museum eingeschaltet. "Die konnten das gleich identifizieren und waren sehr beglückt", berichtet die Sprecherin. Noch sei unklar, wohin die Fundstücke nun für weitere Untersuchungen gebracht werden.

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