Hilfe für Igel:Wie man Igeln im Herbst für den Winter helfen kann

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400 Gramm sollte er schon auf die Waage bringen, wiegt der Igel weniger, sollte man ihn aufpäppeln, sonst wird der Winter gefährlich für ihn. (Foto: dpa)

Bevor sich Igel in der kalten Jahreszeit zurückziehen, müssen sie fressen. Doch die Tiere sind in Gefahr. Mit einem ausgewogenen Menü und ausreichend Laub kann ihnen geholfen werden.

Von Thomas Anlauf

Die Tage werden deutlich dunkler, die Nächte kalt. Für die Igel heißt es nun, sich einen Schlafplatz zu suchen und zu überwintern. Meist schlafen sie in Laubhaufen oder unter dichten Hecken. Doch Martin Hänsel vom Bund Naturschutz in München befürchtet, dass es in diesem Herbst viele Igel in München gibt, die zu wenig Gewicht haben, um die kalte Jahreszeit zu überstehen. Denn der vergangene Winter war viel zu mild, sodass die Igel nicht so tief im Winterschlaf waren und sogar aufwachten. Das hat sie viel Energie gekostet, denn die Igel finden angesichts des Insektensterbens auch immer weniger Nahrung. "Umso wichtiger ist es, den Igeln gute Überwinterungsmöglichkeiten zu schaffen und ihnen zu helfen, mit genügend Speck auf den Rippen in den Winterschlaf zu gehen", sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Bundes Naturschutz.

Hänsel hat in seinem Garten im Münchner Westen selbst beobachtet, wie Igel unter dem vergangenen Winter gelitten haben. Er hatte mehrere Tiere, denen vor Schwäche vermehrt die Stacheln ausgefallen waren. Normalerweise verlieren Igel über den Winter 20 bis 30 Prozent ihres Gewichts, doch wenn sie sich nicht genügend Fettreserven angefressen haben, kann das Winterfasten auch lebensbedrohlich werden. Hänsel rät deshalb, Igel, die jetzt weniger als 400 Gramm Gewicht haben oder nach Wintereinbruch noch immer herumirren, mit Futter und einer Winterbehausung zu helfen. Eine Mischung aus Katzenfutter mit Huhn, angebratenem ungewürztem Hackfleisch, hart gekochtem Ei oder Rührei ergänzt mit Haferflocken, Bananen oder Sonnenblumenkernen gebe den Igeln genügend Kraft, um den Winter überstehen zu können. Milch und Obst bekomme den Tieren allerdings nicht: "Milch verursacht Durchfall, während Obst für die Insektenfresser zu wenig Kalorien enthält", sagt Hänsel.

Während gesunde Igel auf keinen Fall mit nach Hause genommen werden dürfen - die Wildtiere zählen zu den besonders geschützten Tierarten, auch wenn sie in München stadtweit vorkommen -, können Gartenbesitzer kranken und zu kleinen Igeln durchaus Winterquartiere anbieten. Das kann ein Laubhaufen in einer ruhigen windstillen Ecke des Gartens sein oder an Mauern angelehnte Bretter, die mit Laub bepackt sind. Wer einen hilfebedürftigen Igel findet, sollte ihn zunächst auf Verletzungen untersuchen, unterkühlte Tiere kann man beispielsweise mit einer umwickelten Wärmflasche wieder aufpäppeln. Da die Tiere oft Fliegeneier, Flöhe oder Zecken haben, sollten diese möglichst mit einer Pinzette entfernt werden oder die Igel gleich von einem Experten behandelt werden.

Dass es in München so viele Igel gibt, liegt am bedrohten Lebensraum im Umland, wo es mittlerweile zu wenig Unterschlupfmöglichkeiten in Feldgehölzen und Mischwäldern gibt. Zudem ist das Nahrungsangebot in München auch für Wildtiere wie Igel einfach deutlich besser. Trotzdem hat eine bayernweite Zählung beim Naturschutzprojekt "Igel in Bayern" soeben ergeben, dass die Teilnehmer der Untersuchung, zu der der Landesbund für Vogelschutz aufgerufen hatte, so viele Tiere wie seit vielen Jahren nicht mehr gemeldet haben. Doch das bedeutet nicht unbedingt, dass sich die Igelpopulationen ausbreiten. Es kann auch sein, dass viele Beobachter wegen der Kontaktbeschränkungen genauer auf ihre Umgebung geachtet haben oder öfter als früher in der Natur unterwegs waren.

© SZ vom 10.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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