Internationale Automobilausstellung:"Wir haben schon den Papst hergeholt"

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Ein Bild von der IAA im vergangenen Jahr in Frankfurt am Main. Die kommenden Ausstellungen werden in München sein. (Foto: imago images/Jan Huebner)

München wird neuer Austragungsort der Automesse IAA - für die Messegesellschaft ist das eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten. Die Veranstaltungsorte werden sich über die ganze Stadt verteilen.

Von Heiner Effern und Christian Rost, München

An Selbstbewusstsein mangelt es den Messeveranstaltern in München nicht. "Wir haben schon den Papst hergeholt", sagt Klaus Dittrich, Chef der Messe München GmbH, wenn man ihn auf Großveranstaltungen anspricht. 2006 feierte Benedikt XVI. eine Freiluftmesse in Riem. Ein Hochamt anderer Art wird es 2021 geben: Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat sich am Dienstag für München als neuen Standort seiner Internationalen Automobilausstellung (IAA) entschieden. Damit setzte sich die bayerische Landeshauptstadt in der letzten Bewerberrunde gegen Berlin und Hamburg durch.

Die IAA wird damit zunächst zwei Mal in den Jahren 2021 und 2023 jeweils Anfang September in München stattfinden. Für die Messegesellschaft ist das eine gute Nachricht in schwierigen Zeiten. Die Angst vor dem Coronavirus hat ihre Bilanz für das laufende Jahr kräftig verhagelt. Vier Messen auf dem wichtigsten Auslandsmarkt der GmbH, in China, mussten ganz abgesagt oder verschoben werden. Und jetzt wurde auch die Internationale Handwerksmesse am Heimatstandort in Riem Opfer der Sorge vor einer Ausbreitung des Virus. Vor diesem Hintergrund ist die Aussicht auf die IAA mit hunderttausenden Besuchern ein schöner Trost: "Wir freuen uns sehr über das Vertrauen, das der VDA uns entgegengebracht hat", so Dittrich.

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Berlin kommt jung und kreativ rüber, Hamburg hat einen Messestandort mitten in der Stadt zu bieten - und doch erweist sich München mit seinem Konzept für die IAA als erste Wahl für den Automobilverband. In der Bewerbung hieß es, dass die Stadt eine "herausragende Infrastruktur" habe, ein "zentraler Forschungs-, High-Tech- und Mobilitätsstandort in Deutschland" sei. Auch der Verweis auf den "einzigen Fünf-Sterne-Flughafen Europas" im Erdinger Moos fehlte nicht. Und natürlich kann es mit der "international geschätzten Lebensart, die durch das Oktoberfest symbolisiert wird", sowieso keine andere Stadt aufnehmen. Zu dieser besonderen Lebensart gehört übrigens auch, dass die bayerische Staatsregierung laut eigenen Angaben "uneingeschränkt" zum Auto steht.

Im kommenden Jahr fährt zwar nicht das Papamobil durch München, aber allerhand andere interessante Vehikel dürften es schon sein. Die Automobilindustrie zeigt ihre neuen Modelle auf dem Messegelände und im Olympiapark, wobei es nicht bei Präsentationen allein bleiben soll. Alle möglichen Formen der Mobilität sollen die Besucher auch ausprobieren können. Der Olympiapark bietet sich laut Eigenwerbung "für das Erlebnis und die Erprobung neuer Mobilitätsangebote" geradezu an - "auch mit Testfahrten hinein in den realen Verkehrsfluss". Ob der Verkehr tatsächlich fließen wird an den Messetagen, muss sich angesichts der üppigen Fahrzeugdichte auf den Straßen der Landeshauptstadt dann noch zeigen. Zweifellos ist es eine hübsche Vorstellung, im neuen E-Mobil über den Königsplatz zu surren.

Im vergangenen Jahr waren die Autos noch in Frankfurt aufgereiht, nun zieht die IAA um. (Foto: Imago)

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) werten die Vergabe der IAA nach München "als wichtiges Zukunftssignal für die Stadt". Die Automobilindustrie sei einer der letzten großen Schlüsseltechnologien Deutschlands, so Baumgärtner. Die Messe München wolle dazu beitragen, dass es mit der Entwicklung neuer Ideen und Techniken auch so bleibe. "Wir werden dafür sorgen, dass die IAA ein ganz neues Format erhält, das uns an die Spitze der modernen Mobilität bringt." Die Zeiten, in denen auf einer IAA nur neue Modelle für den Verkauf präsentiert wurden, seien längst vorbei. München wolle zeigen, "wie sich Autos im Gesamtsystem Mobilität vernetzen lassen". Auch das Rad und der öffentliche Nahverkehr müssten miteinbezogen werden. Doch eines bestätigten die Menschen Jahr für Jahr an den Schaltern der Zulassungsstellen: "Individuelle Mobilität wird nicht verschwinden."

Und die Wirtschaft in München? "Freut sich sehr über den Zuschlag für die Leitmesse der Automobilindustrie", so Ernst Läuger, Präsident des Handelsverbands Bayern. Auch wenn die IAA noch mehr Verkehr nach München bringen wird.

© SZ vom 04.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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