Paketposthalle:Hochhaus-Gegner wollen in die Offensive

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Ex-Stadtrat Wolfgang Czisch (li.) und der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper beim Auftakt der Unterschriftensammlung im vergangenen Mai. (Foto: Stephan Rumpf)

Knapp 20 Aktivisten demonstrieren gegen die an der Paketposthalle geplanten Wolkenkratzer. Die Initiative um CSU-Politiker Robert Brannekämper sammelt seit fast elf Monaten Unterstützer für einen Bürgerentscheid - doch es fehlen noch viele Unterschriften.

Von Berthold Neff

Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, dazu Schneegraupel: Es gäbe besseres Wetter für den Auftakt der Kampagne, mit der es der Verein "Hochhausstop: München den Menschen, Hochhäuser begrenzen" schaffen will, die zwei 155 Meter hohen Türme des Investors Ralf Büschl an der Paketposthalle zu verhindern. Knapp 20 Aktivisten, darunter der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper als Vereinsvorsitzender und sein Vize, der frühere SPD-Stadtrat Wolfgang Czisch, zeigten mit zahlreichen ehrenamtlich gefertigten Plakaten vor dem Rathaus am Marienplatz, was sie von Büschls Plänen halten: rein gar nichts.

"Herr Büschl, wenn Sie München etwas schenken wollen, warum erpressen Sie dann?", ist auf einem zu lesen. Es ist eine Anspielung darauf, dass der Investor die Sanierung der Paketposthalle und ihre vielfältige Nutzung vom lukrativen Bau der Hochhäuser abhängig macht. Das halten die Hochhaus-Gegner für fatal. Der Investor, der allein für die Sanierung der Paketposthalle mit etwa 100 Millionen Euro rechnet, serviere damit den Bürgern und dem Rathaus einen Lockvogel. Von all den Wünschen, die nun unter dem Motto "Eine Halle für alle" gesammelt würden, blieben sicher die meisten unerfüllt.

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Offenbar suche der Investor krampfhaft nach Nutzungen, mit denen er die Sanierung der Halle finanzieren könnte - etwa als Interimsspielstätte der Bayerischen Staatsoper. Brannekämper hält das für illusorisch. Es werde Unsummen kosten, in den Untergrund der Halle eine weitere mit bis zu 3000 Plätzen zu bauen, und vor allem werde es viel zu lange dauern. Für die Staatsoper werde ein solches Ausweichquartier zu spät kommen.

Die beiden an der Paketposthalle geplanten Türme sollen jeweils 155 Meter hoch werden. (Foto: Herzog de Meuron)

Die Aktivisten finden es beschämend, dass die Stadt das Spiel des Investors mitmache und ihn gewähren lasse, anstatt die Entwicklung eines solchen Quartiers selbst in die Hand zu nehmen. Brannekämper: "Der Investor macht die Stadtplanung, die Stadt dackelt hinterher." Wolfgang Czisch hat den Eindruck, "dass viele Münchner schon jetzt empört sind darüber, wie über ihre Köpfe hinweg entschieden wird". Aber, so fügt er hinzu, sie hätten es ja in der Hand, dies alles zu verhindern. Sie müssten nur durch ihre Unterschrift das Bürgerbegehren für einen Hochhaus-Stopp durchsetzen.

Das Sammeln der Unterschriften ist bereits im vergangenen Mai angelaufen. Zentral erfasst sind die Unterschriften noch nicht, aber - so die Aktivisten - mehr als die Hälfte hätten sie schon. Wenn es wieder wärmer wird, wollen die Aktivisten mit Infoständen in die Offensive gehen. Sie sind zuversichtlich, bis zum Herbst die etwa 33 000 Unterschriften sammeln zu können, die für einen Bürgerentscheid erforderlich sind. Sie wollen unbedingt verhindern, dass München eine "städtebauliche Wende zur Wolkenkratzer-Metropole" vollzieht, denn dadurch würden sich "der Charakter und die Stimmung in unserer Stadt dauerhaft und einschneidend verändern". Hochhäuser seien "ohnehin aus der Zeit gefallen", es wäre gerade mit Blick auf den Klimanotstand fatal, so etwas heute noch zu bauen.

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