Eins, zwei, drei ...:Ein Ministerium scheitert am Zählen

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Wie viele Grundstücke in Hartmannshofen verkauft wurden? Das wird derzeit ermittelt. (Foto: Robert Haas)

Wie viele Grundstücke in Hartmannshofen hat die Staatsregierung denn nun schon verkauft? Diese simple Frage aus dem Landtag überfordert das bayerische Bauministerium. Dabei wäre es doch so einfach.

Glosse von Bernd Kastner

Wer glaubt, das bayerische Bauministerium heißt Bauministerium, weil es bauen muss, der irrt sich. Zählen muss es in Wirklichkeit, weshalb es Zählministerium heißen sollte. Es versucht Häuser und Grundstücke zu zählen, die nicht mehr da sind oder ungenutzt rumstehen, ob verkauft oder leer stehend. In Hartmannshofen, der Gartenstadt unter den alten Bäumen, kommen sie aus dem Zählen gar nicht mehr raus. Vergangenen Donnerstag war dieser Münchner Wohnwald mal wieder Thema im Landtag, der Haushaltsausschuss wollte wissen, wie es dort, wo der größte Teil der Grundstücke noch dem Freistaat gehört, weitergeht.

Das Zählministerium schickte eine Ministerialrätin mit einer klaren Ansage: Man wisse auch nicht, wie es weitergeht. Dass ein grüner Abgeordneter auch noch wissen wollte, wie viele der einst staatlichen Grundstücke die Staatsregierung schon verkauft hat, war bei diesem Thema wahrlich nicht zu erwarten. Doch wieder war die Antwort aus dem Ministerium klar und ehrlich: "Ich kann's Ihnen nicht sagen", da müsse man erst mal zählen. Seither zählt man im Haus von CSU-Minister Christian Bernreiter.

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Die SZ stellte später am Donnerstag dieselbe Frage, in der Annahme, das Ministerium habe schon ausgezählt. Aber wie denn, es gilt ja, eine zweistellige Zahl zu ermitteln. Man bitte um Verständnis, heißt es, das dauere, aber natürlich werde man die Zahl "schnellstmöglich" nachreichen. Seit Donnerstag machen sie sicherlich Überstunden im Ministerium, vermutlich hat man sogar Zählexperten aus der internen Steuerabteilung abgezogen. Obwohl die dort auch dringend gebraucht werden, um die Grundsteuerklärung fürs Finanzamt fertigzumachen und das Formular "LSAW - Leer stehende Staatliche Anwesen in Wohnungsnotstandsgebieten" - korrekt auszufüllen. Das Tückische ist ja, dass sich die Zahl der ungenutzten Anwesen in Hartmannshofen ständig ändert. 26 "Leerstandsobjekte" waren es vergangenes Jahr, 29 im Sommer, heute sind es 31.

Und jetzt auch noch die Frage, wie viele Grundstücke schon an Private verkauft sind. Die Abgeordneten können natürlich auch selbst zählen, ihnen wurde ein Grundstücksplan von Hartmannshofen präsentiert. Ist eine Fläche ganz weiß, heißt das: verkauft. Ist sie schwarz umrandet und grau gefüllt, gehört sie dem Staat, die Häuser darauf stehen leer und modern vor sich hin. Dass diese Karten aus dem vergangenen Jahr stammen, ist ein Indiz dafür, wie überfordert man ist im Ministerium. Um den Plan zu aktualisieren, müsste man das Zählen unterbrechen.

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