Hartmannshofen:Der Leerstand wächst

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Derzeit stehen in Hartmannshofen viele Wohnungen leer, das dürfte sich bald ändern. (Foto: Robert Haas)

Schon 31 Häuser sind jetzt unbewohnt. Der Landtag lädt Oberbürgermeister und Bauminister in den Haushaltsausschuss ein. Die politisch Verantwortlichen sollen sich zur Zukunft der Gartenstadt im Westen Münchens äußern.

Von Bernd Kastner

Der Herbst ist die Zeit des Nebels. In Hartmannshofen, diesem idyllischen Viertel mit sehr vielen alten Bäumen, scheint immer Herbst zu sein - im politischen Sinne. Und so diskutierte im Landtag der Haushaltsausschuss im Nebel über die Zukunft von Hartmannshofen. Dort gehören dem Freistaat 347 Grundstücke, die er einst in Erbpacht vergeben hat und die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten an ihn zurückfallen. Wie weiter umgehen damit? Niemand weiß das so recht. Und so beschließen die Abgeordneten, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) in den Ausschuss einzuladen. Sie sollen den Weg weisen zum Ziel, mehr Wohnraum zu schaffen und zugleich den grünen Charakter zu erhalten, dem Stadtklima zuliebe.

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Während Politik und Verwaltung seit Jahren recht orientierungslos vor sich hin stolpern, wächst in Hartmannshofen der Leerstand. Waren bis Sommer 29 Häuser unbewohnt, sind es jetzt laut Bauministerium schon 31. Sie stehen auf meist sehr großen Grundstücken von weit mehr als 1000 Quadratmetern. Jeden Tag verschlechtert sich ihr Zustand. Zwischennutzung? Ein paar Ideen habe man, aber bisher keine Zwischenmieter, erklärt eine Mitarbeiterin aus dem Ministerium, man müsste sie zunächst herrichten.

Etwa 20 Prozent der Flächen sind bereits an Private verkauft

Staat und Stadt stehen sich gegenseitig im Weg. Dem Freistaat gehören die meisten Grundstücke, die Stadt hat die Planungshoheit. Hartmannshofen ist eine Gartenstadt und soll es bleiben, weshalb das Ministerium mit seinen Verdichtungsideen nicht ans Ziel gekommen ist. Zuletzt habe man der Stadt vorgeschlagen, an den Rändern des Viertels deutlich dichter zu bauen und zugleich den Kern des Gebiets zu schützen. Auch das sei mit Verweis auf den Bebauungsplan abgelehnt worden.

Ernst Weidenbusch (CSU) ist grantig, weil bisher nur Verwaltungsleute mit Verwaltungsleuten geredet hätten: "So kann das nicht weitergehen." Deshalb will er den OB in den Ausschuss bitten, später kommt der Bauminister mit auf die Einladungsliste. Die politisch Verantwortlichen sollen endlich sagen, was sie wollen. SPD-Mann Florian Ritter findet die Idee "blödsinnig". Warum mit dem OB über Hartmannshofen diskutieren, ehe der Verfügungsberechtigte über die Grundstücke, der Haushaltsausschuss, wisse, was er selbst wolle.

Benjamin Adjei (Grüne) will vom Ministerium wissen, wie viele Grundstücke schon verkauft wurden. "Ich kann's Ihnen nicht sagen", antwortet die Frau aus dem Ministerium, da müsste sie erst mal nachzählen. Man könne es aber aus der Karte ihrer Präsentation ablesen. Der Ausschussvorsitzende Josef Zellmeier (CSU) kommt zu Hilfe und schätzt, es dürften um die 20 Prozent der Flächen sein. Ein Konzept für das Viertel gibt es nicht, aber jedes fünfte Grundstück hat der Staat schon an Private verkauft.

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