Rathaus:Gülseren Demirel ist neue Stadtchefin der Grünen

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Demirel soll die Grünen inhaltlich und emotional führen. (Foto: Florian Peljak)

Die erfahrene Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel soll die Partei zusammen mit Dominik Krause in die Kommunalwahl führen - die Erwartungen sind hoch.

Von Heiner Effern, München

Die Grünen haben bei den vergangenen Wahlen so manchen Rekord gebrochen, doch einsamer Spitzenreiter sind sie in München in einer anderen Disziplin: beim Wechsel ihrer Stadtchefs. Am Donnerstagabend ist auf einem Parteitag die Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel an die Spitze der Münchner Grünen gerückt. Die langjährige Stadträtin und frühere Fraktionschefin erhielt 89,4 Prozent der gültigen Stimmen. Eine Gegenkandidatin gab es nicht. Demirel folgt Gudrun Lux nach, die im September überraschend zurückgetreten ist. Allerdings muss die Basis nicht lange warten, bis sie wieder eine neue Vorsitzende wählen darf. Die 55 Jahre alte Demirel will nur als Interimschefin einspringen und ihren Posten bei der nächsten regulären Vorstandswahl im kommenden Jahr wieder räumen.

Die erfahrene Stadtpolitikerin wird die Partei gemeinsam mit ihrem männlichen Partner in der Doppelspitze, Dominik Krause, in die Kommunalwahl führen. "Wir stehen vor einer einmaligen Chance in der Geschichte dieser Stadt", erklärte sie in ihrer Bewerbungsrede. "Wir können es schaffen, die stärkste politische Kraft zu werden und die Oberbürgermeisterin zu stellen." Der Kandidatin Katrin Habenschaden versprach sie, mit "vollem Herzen und voller Kraft" für sie zu kämpfen. Schon in ihrer Rede zeigte sie, dass sie in den kommenden Monaten ihre Rolle auch zur Motivation der Partei im Wahlkampf nutzen will. Die Grünen könnten bei der Kommunalwahl viel erreichen, sagte sie, "aber nur gemeinsam."

"Wir freuen uns sehr", sagte Co-Stadtchef Krause, der auch stellvertretender Sprecher der Fraktion ist, zur Wahl Demirels. Nach dem überraschenden Rücktritt von Lux wenige Tage nach der Aufstellung der Stadtratsliste wollten die Grünen keine lange Vakanz an der Spitze. Dort herrscht ohnehin ein Kommen und Gehen wie bei einem Fußballverein mit permanenten Abstiegssorgen. Auch Heidi Schiller, die Vorgängerin von Gudrun Lux, war vorzeitig zurückgetreten. Bei den Männern ist die Lage ähnlich unübersichtlich. 2014 hatte der jetzige Stadtrat Sebastian Weisenburger den Posten als Stadtchef vorzeitig aufgegeben. Ihm folgte Hermann Brem, der 2017 entnervt hinwarf. Sylvio Bohr hielt seine eineinhalb Jahre dauernde Amtszeit bis zum Frühjahr 2019 durch, trat aber aus beruflichen Gründen nicht mehr an. Die Grünen wählten dann mit großer Mehrheit Krause.

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Die Gründe für die häufigen Wechsel folgen jedenfalls von außen betrachtet keinem eindeutigen Muster. Mal waren sie beruflicher Natur, mal zwischenmenschlicher, mal wurde der Stress zu groß. Einen Grund als durchgehenden Faktor kann man im Gegensatz zu leidenden Fußballvereinen jedenfalls ausschließen: mangelnden Erfolg. Tatsächlich ist der Job eines Stadtchefs nicht immer dankbar: viel Arbeit nach innen und wenig Ehre nach außen. Die Zahl der Mitglieder der Grünen in München hat die Marke 2800 passiert, die jüngsten Erfolge wecken auch viele Erwartungen. "Das stellt uns vor große Herausforderungen", sagte Stadtchef Krause.

Gesucht wurde deshalb eine Parteichefin, die im schon laufenden Wahlkampf sofort mitmischen kann, Erfahrung bei möglichen Koalitionsverhandlungen im Rathaus besitzt und die Partei inhaltlich und auch emotional führen kann. All das treffe auf Demirel zu, sagte Krause. Die Sozialpädagogin ist seit 1995 Mitglied bei den Grünen. Von 2008 bis 2018 gehörte sie dem Stadtrat an, die letzten sechs Jahre als Fraktionschefin. Seit der Landtagswahl sitzt sie als Abgeordnete im Maximilianeum. Für ein gutes halbes Jahr will sie nun nochmals einen Schwerpunkt in der Stadtpolitik setzen. "Ich bin wahlkampferfahren, erprobt in Koalitionsverhandlungen und termin-marathon-nervenstark", versprach sie den Mitgliedern in ihrer Bewerbung.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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