Umstrittenes Projekt in der Isarvorstadt:Bäume und Bänke statt Parkplätzen

Lesezeit: 2 Min.

Rund um den beliebten Spielplatz Am Glockenbach sollen Parkplätze wegfallen. (Foto: Baureferat)

Rund um den Spielplatz Am Glockenbach will die Stadt die Straßen umgestalten und dabei Stellflächen für Autos streichen. Einige Anwohner protestieren - doch auch die Befürworter haben sich zusammengeschlossen.

Von Julian Raff

Mit dem Beschluss zur Verkehrsberuhigung der fürs Viertel namensgebenden Straße "Am Glockenbach" hat der städtische Bauausschuss den Schlussstrich unter eine Kontroverse gezogen, die außerhalb der Gremien weiter schwelen dürfte. Gegen die Fraktionen von CSU/Freie Wähler und FDP/Bayernpartei beschlossen die Stadträte, das Straßendreieck um den beliebten Spielplatz bis Ende 2025 für voraussichtlich 4,65 Millionen Euro umgestalten zu lassen und dabei 48 Parkplätze zu streichen. Die Arbeiten sollen im kommenden Sommer beginnen.

Auf den 450 Meter langen Fahrbahnen wird das Kopfsteinpflaster durch Asphalt ersetzt, die Durchfahrtsbreite verringert sich auf vier Meter. Die Münchner Gehwegplatten auf den Trottoirs werden zum Großteil erneuert. Ergänzend zum Bestand können bis zu 17 neue Bäume gepflanzt werden, in deren Schatten neue Sitzbänke aufgestellt werden. Die Fußgängerquerungen werden durch Gehwegnasen um Aufstellflächen für Fußgänger und Radler erweitert. Granitpoller sollen hier verhindern, dass die Flächen zugeparkt werden.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Für einen barrierefreien Übergang werden die Gehsteigkanten an den Querungen auf drei Zentimeter reduziert. Abgesenkt werden die Gehsteige außerdem am Karl-Heinrich-Ulrichs-Platz, der östlich des Spielplatzes als Rondell in die Fahrbahn ragt. So soll vor allem die nord-südliche Fahrradhauptroute durchs Viertel direkt über den Platz geführt werden. Zudem sieht der Plan 170 neue Fahrradständer vor, darunter zahlreiche Abstellflächen für Lastenräder.

Bereits im Jahr 2016 hatten die Stadträte den Grundsatzbeschluss für das Projekt gefasst. Vor einem Jahr begann dann eine scharfe Kontroverse im Viertel und im Bezirksausschuss. Zunächst protestierten dort die Plan-Gegner vor allem gegen die Streichung der - damals nur 38 - Parkplätze und forderten eine Bürgerbeteiligung. An deren Stelle gab es im Oktober 2022 eine Informationsveranstaltung, zwar gut besucht, aber ohne Mitsprachemöglichkeit. Die grün-rote BA-Mehrheit hatte sich hinter die vom Gremium selbst angeregte Planung gestellt und den Vorwurf eines undemokratischen Handelns mit dem Hinweis auf das Wahlergebnis im Viertel von 2020 gekontert.

Für parkende Autos soll bald kein Platz mehr sein. (Foto: Robert Haas)

Der Parkplatzverlust wird, wie das Baureferat in seiner aktuellen Beschlussvorlage schreibt, durch Umwandlung von Mischparkplätzen in reines Anwohnerparken in der Umgebung kompensiert, allerdings nur teilweise: Die Quote der so reservierten Parkplätze bleibt werktags von 9 bis 18 Uhr auf 50 Prozent gedeckelt, ansonsten auf 75 Prozent. Aufgebracht reagierten einige Anwohner auch wegen geplanter neuer Sitzbänke vor ihren Fenstern, weil sie nächtliche Ruhestörung befürchten. Die Bänke würden von den Fenstern weg in Richtung der Hauseingänge gerückt, heißt es dazu in der Vorlage.

Im weiteren Verlauf der Diskussion zeigte sich ein ausgeglichenes Meinungsbild: Im Mai 2022 verzeichnete der BA mehr positive als negative Zuschriften zum Projekt. Kurz darauf meldete sich eine ebenfalls mitgliederstarke Bürgergruppe, die ausdrücklich mehr Aufenthaltsqualität und kühlendes Grün am Glockenbach forderte.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHarald Lesch und Reinhold Messner
:"Wir sind energetisch total verfettet"

Der Wissenschaftler Harald Lesch und der Bergsteiger Reinhold Messner begegnen sich zum ersten Mal. Und die beiden verbindet mehr, als man denkt. Ein Gespräch über Klimawandel, Kunst und die unheilvolle Rolle des Menschen.

Interview von Reinhard J. Brembeck

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: