Europas größtes Kulturzentrum:Millionengrab Gasteig: Die Schuldzuweisungen beginnen

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Wie es mit der Gasteig-Sanierung weitergeht, ist noch völlig offen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Münchner Stadtrat hebt das Vergabeverfahren für die Gasteig-Modernisierung auf, weil sich kein Investor gefunden hat. Waren die Probleme schon länger bekannt?

Von Anna Hoben

Soll die Stadt bald erneut nach einem Investor für die Generalsanierung suchen und den Kostendeckel anheben? Soll sie den Gasteig selbst sanieren? Oder muss es doch mit einer Grundsanierung getan sein? Diese Möglichkeiten stehen im Raum, nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass das angestrebte Investorenmodell vorerst gescheitert ist. Es hatte sich kein geeignetes Unternehmen gefunden, das bereit war, das nach eigenen Angaben größte Kulturzentrum Europas für 450 Millionen Euro zu sanieren. Eigentlich sollte das Debakel am Mittwoch im Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung diskutiert werden; auf Antrag der Fraktion CSU/Freie Wähler wurde das Thema in den öffentlichen Teil gezogen.

Dabei griff CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl die Stadtspitze und insbesondere Kulturbürgermeisterin und Gasteig-Aufsichtsratschefin Katrin Habenschaden an. Er halte es für ausgeschlossen, dass die Stadtspitze nicht schon seit etlichen Wochen darüber informiert gewesen sei, dass das Investorenmodell scheitern würde. "Ich frage mich, warum nichts getan wurde", sagte er auch mit Blick auf die Zwischennutzung, die demnächst starten soll.

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Das Modell sei gescheitert, weil sich die Stadt mit der Suche zu viel Zeit gelassen habe und Investoren "jetzt ganz anders reagieren als sie es vor zwei Jahren getan hätten", zu Zeiten niedriger Zinsen. Pretzl kritisierte auch, dass es nun nochmals eine Klimaschutzprüfung der verschiedenen Varianten geben soll - das sei bereits geschehen.

Die Stadtspitze müsse nun eine Ansage machen, "wann es weitergeht und wie". Die CSU stehe zur großen Lösung für die Sanierung, auch wenn es teurer werde. Ein Investorenmodell mit einem höheren Kostendeckel sei "wahrscheinlich das verträglichere Modell". Man müsse die Varianten "dann diskutieren, wenn wir die Rahmenbedingungen kennen", entgegnete Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) - "die Zeit werden wir uns nehmen". Der Stadtrat hat das Vergabeverfahren nun aufgehoben, die Verwaltung soll im nächsten halben Jahr alle Optionen nochmals prüfen.

Pannen hat es in der Planungsgeschichte schon früher gegeben

Bürgermeisterin Katrin Habenschaden verwies auf die Pannen, die es in der siebenjährigen Geschichte der Planung für die Sanierung schon früher gegeben hat, zu Zeiten des schwarz-roten Rathausbündnisses, als der Aufsichtsratschef des Gasteig noch Manuel Pretzl hieß. Man wolle einen "wohlüberlegten Neustart", sagte Florian Roth (Grüne), bei dem sich eine Tendenz zur Generalsanierung heraushören ließ: "Wir wollen, dass der Gasteig den kulturellen Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird." Aber natürlich müsse man sich die verschiedenen Kostenmodelle anschauen.

Die Sache zeige, "wie verfahren eine Geschichte wird, wenn an einem Projekt mit wechselnden Mehrheiten gearbeitet wird", befand Jörg Hoffmann (FDP). Jetzt stehe man vor einem Scherbenhaufen. Er sprach sich dafür aus, weiterhin eine öffentlich-private Partnerschaft zu verfolgen, "da wird in der Regel effizienter gearbeitet".

Dem widersprach Brigitte Wolf (Linke), das Investorenmodell sei eine "brutale Fehlentscheidung" gewesen, der Kostendeckel schon damals zu knapp bemessen. Eine städtische Gesellschaft solle die Projektleitung übernehmen, ihre bevorzugte Variante: die Generalsanierung. Auch Sonja Haider (ÖDP) hält ein Investorenmodell nicht für sinnvoll. Sie prophezeite: "Wir werden noch mal eineinhalb Jahre weiter planen, ohne zu wissen, ob wir es bezahlen können."

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