Ganztagsbetreuung:Verwaltungskräfte sollen Pädagogen entlasten

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Der Kita-Finder soll besser werden: Kinder sollen den Betreuungsplatz bekommen können, der am besten zu ihnen passt. (Foto: Catherina Hess)

Um den Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung zu erfüllen, braucht München in den kommenden Jahren Hunderte zusätzliche Mitarbeitende. Dabei kämpfen viele Einrichtungen schon jetzt mit Personalproblemen.

Von Kathrin Aldenhoff

Es sind noch knapp drei Jahre, dann gilt der Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung. Von 2026 an haben zunächst Erstklässler und dann in Jahresschritten bis 2029 alle Grundschulkinder unter der Woche einen Anspruch auf acht Stunden Betreuung täglich, die Unterrichtszeit mitgerechnet, und eine Betreuung auch in den Ferien. Um das zu ermöglichen, braucht die Stadt München bis September 2029 zusätzliche 6100 Betreuungsplätze und das Personal dazu: 500 Fach- und Ergänzungskräfte.

Um den Anspruch erfüllen zu können, hat der Bildungsausschuss des Stadtrats nun 112 neue Stellen genehmigt. Dafür stellt er von 2024 an jährlich 6,8 Millionen Euro bereit. Der Großteil entfällt auf Personalkosten, etwa für 75 neue Berufspraktikumsstellen und Verwaltungskräfte an den Standorten des Kooperativen Ganztags (Koga).

"Uns geht es nicht nur darum, den Rechtsanspruch zu erfüllen, sondern vor allem um den Bedarf der Münchner Familien", sagte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) bei der Sitzung des Bildungsausschusses.

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Derzeit gibt es rund 40 000 Ganztagsplätze für Grundschulkinder, etwa 80 Prozent der Erst- bis Viertklässler werden nach dem Unterricht betreut. Die meisten von ihnen in Horten und Tagesheimen, 10 500 Kinder in Mittagsbetreuungen, 6200 im Koga und 3600 im gebundenen Ganztag. Diese Zahlen sollen steigen: "Wir erhöhen das Versorgungsziel von 80 Prozent auf 90 Prozent, um dem Bedarf der Eltern Rechnung zu tragen", sagte Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne).

Verwaltungskräfte sollen angestellt werden, um das pädagogische Personal zu entlasten. Der Beschluss des Bildungsausschusses sieht außerdem vor, dass die Einrichtungen ein Budget für Coaching, Supervision sowie Spiel- und Beschäftigungsmaterial bekommen, und auch der gebundene Ganztag soll finanziell besser ausgestattet werden. Auch die Mittagsbetreuungen, die meist als Elterninitiativen organisiert sind, sollen profitieren, indem der Zuschuss pro Stunde erhöht wird, von 11,76 Euro auf 13,50 Euro. Das allein kostet 600 000 Euro jährlich.

Stadtschulrat Kraus betonte im Bildungsausschuss: "Wir brauchen die Mittagsbetreuungen weiter, wir würden sonst bei der Erfüllung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung scheitern."

"Wir können uns beklagen und empören, aber man muss einfach zugeben: Diese Stadt wächst"

"Diese Erhöhung der Stundensätze war längst überfällig", sagt Marion Rachals vom KKT, dem Dachverband der Elterninitiativen, der auch die meisten Mittagsbetreuungen vertritt. Sie wünscht sich Supervision und Weiterbildungen für deren Mitarbeiterinnen. "Es sind schließlich die gleichen Kinder, die sie betreuen, mit Lernschwierigkeiten und belasteten Eltern."

Schon jetzt kämpfen manche Einrichtungen mit dem Personalmangel. Nicht überall können alle Kinder, die angemeldet sind, auch jeden Tag betreut werden. Wenn mehrere Mitarbeiter krank sind, müssen Buchungszeiten gekürzt werden: Eltern bekommen morgens die Nachricht, dass sie ihr Kind mittags abholen müssen. Manche melden sich als Helfer, damit eine Betreuung aufrechterhalten werden kann.

Besonders heftig war die Situation in der Grundschule am Mariahilfplatz: Den Eltern wurde fünf Tage vor Schulbeginn mitgeteilt, dass ihre Kinder im Kooperativen Ganztag nur im wöchentlichen Wechsel betreut werden können. Die Stadt hatte bis zum Beginn des neuen Schuljahres nicht genug Personal gefunden, zehn Stellen konnten nicht besetzt werden.

Berufstätige Eltern müssen umplanen, flexibel sein. Das führe zu Unannehmlichkeiten und Unsicherheiten für die betroffenen Familien, die darauf vertraut haben, dass ihre Kinder zuverlässig betreut werden, schrieben Elternvertreter an das Bildungsreferat. Daniel Gromotka vom Gemeinsamen Elternbeirat hat aber auch Verständnis für die Stadt: "Wir können uns beklagen und empören, aber man muss einfach zugeben: Diese Stadt wächst. Was sollen sie denn machen."

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