Promi-Tipps für München:Die Woche von Alain Frei

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In seinen Stand-ups spielt Alain Frei gerne mit dem Klischee des Deutschschweizers, er gilt als der "komische Schweizer, der aus einem fernen exotischen Land kommt". (Foto: Jonas Sorgalla)

Der Schweizer Komiker hat eine besondere Verbindung zu München. Hier freut er sich in der Woche vom 29. August bis zum 4. September auf seine Lieblingsplätze in der Stadt.

In Deutschland ist er längst fester Bestandteil der hiesigen Comedyszene und hat diverse Preise abgeräumt, in seinem Heimatland Schweiz ist Alain Frei hingegen kaum bekannt. Vier Soloprogramme hat er in München schon auf die Bühne gebracht, nun kommt er mit seinem fünften in den Circus Krone. "All in" heißt es, und auch hier nimmt der Wahlkölner und ausgebildete Schauspieler die Zuschauer auf charmante Weise mit auf eine Reise durch die Absurditäten des Lebens.

Montag: Bayerische Küche

Typisch bayerische Küche bietet das Wirtshaus "Xaver's" in der Rumfordstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Ab nach München! Diese drei Worte sage ich unglaublich gerne. Ich verbinde als Künstler und als Wahlkölner sehr viel mit dieser Stadt. Und immer, wenn es mich beruflich dorthin verschlägt, versuche ich ein paar Tage dort zu sein und so viel von diesem schönen Fleckchen Erde aufzusaugen, wie es nur geht. Heute ist es endlich mal wieder so weit. Ich setze mich in den ICE und weiß spätestens kurz vor München: Es wird eine besondere Zeit werden. Denn ich darf am Freitag im prestigeträchtigen Circus Krone meine neue Comedy Show "All in" präsentieren. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Der Gedanke, gleich nach der Ankunft mit Münchner Freunden essen zu gehen, beruhigt. Ich mag die bayerische Küche sehr, auch wenn das unglaublich klischeebeladen klingt. Heute probieren wir den saftigen Schweinebraten im Xaver's in der Rumfordstraße im Glockenbachviertel. Hallo München! Besser kann man gar nicht ankommen.

Dienstag: Lieblingskino

Traditionsreich: Das charmante Filmkunstkino "Studio Isabella" zeigt neben ausgewählten aktuellen Filmen auch Werke in Originalsprache. (Foto: Florian Peljak)

Heute besuche ich einen guten Studienfreund in der Ludwigsvorstadt. Wir waren gemeinsam auf der Schauspielschule in Hamburg, neben München und Köln auch so eine Lieblingsstadt von mir in Deutschland. In einer lustigen kleinen WG haben wir dort unsere Zwanziger zusammen verbracht. Es war eine tolle Zeit. Mein früherer WG-Kollege und Tausendsassa Basti Thumulka hat nun aber eine ganz andere berufliche Laufbahn eingeschlagen und an der Ecke Isabella-/Georgenstraße zusammen mit einem Kumpel das sehr charmante "AW Café" übernommen. Dort gibt es den leckersten Cappuccino der Stadt. AW steht für das Architekten-Duo Sascha Arnold und Steffen Werner. Im heutigen Café war ursprünglich mal die Kaffeeküche des Architekturbüros, die morgens zwei Stunden auch für Publikum geöffnet war. Das sieht man dem Laden an. Inzwischen bekommt man hier aber den ganzen Tag über Leckereien, wie zum Beispiel meine geliebten Franzbrötchen. Wenn ich mich mit Basti nicht total verquatsche, will ich abends unbedingt noch in mein Münchner Lieblings-Programmkino "Studio im Isabella", das ist ja gleich ums Eck.

Mittwoch: Gute Aussichten

Am Monopteros hat man einen tollen Ausblick über den Englischen Garten und die Türme der Münchner Innenstadt. (Foto: Robert Haas)

In Köln haben wir den Inneren Grüngürtel mit dem Aachener Weiher. Der ist schön, aber kein Vergleich zum Englischen Garten. Für mich immer ein Highlight, wenn ich hier bin. Ich kann mich dort ohne Probleme einen ganzen Tag lang treiben lassen. Er ist ja groß genug. Ich starte in der Königinstraße und frühstücke erstmal beim Milchhäusl, auch so ein besonderer, charmanter Ort. Dann schlendere ich zum Monopteros, ich mag die Aussicht von dort über die grünen Wiesen und den Eisbach auf die Silhouette der Stadt. Bei einem langen Spaziergang unter den alten Bäumen hier kann ich prima in Gedanken nochmal durchs Programm gehen. Passen die Pointen, die Abläufe, der dramaturgische Bogen? Selbst beim fünften Programm ist es immer wieder aufregend vor der Premiere einer neuen Show. Vorbei am Kleinhesseloher See - Ihr Münchner habt so malerische Orte mitten in der Stadt - spaziere ich in vielen Windungen und Bögen irgendwann Richtung Hirschau, auch so ein leckeres bayerisches Lokal. Nachdenken und Spazierengehen machen hungrig.

Donnerstag: Kaffee über den Dächern

Eine der besten Adressen für ein Frühstück mit Ausblick: Das Café Glockenspiel am Rathaus. (Foto: Stefanie Preuin)

Ich marschier' schon vormittags los zum Marienplatz und setz mich ins Café Glockenspiel. Ich mag den Blick auf das Rathaus und den vielleicht wuseligsten Platz dieser Stadt. Ich kann mich herrlich von den vorbeiziehenden Touristen, Geschäftsleuten und shoppenden Münchnern inspirieren lassen. Je mehr Trubel um mich herum, desto entspannter kann ich mich meinen Gedanken hingeben und mich in meine Texte vertiefen. Feinarbeit. Danach brauche ich Entspannung und schlendere über den Viktualienmarkt, hol mir einen Teller Kartoffelsuppe in der Suppenküche, setz mich danach gleich ums Eck in die Kaffeerösterei, um an diesem lauschigen Platz inmitten des Marktes Cappuccino zu trinken. Dort gibt es außerdem die vielleicht leckersten Florentiner der Stadt.

Freitag: Ein Traum wird wahr

Premierentag! Wenn ich dran denke, wer schon alles unter der runden Kuppel des legendären Circus Krone auf der Bühne stand, dann werde ich ganz schön demütig, dass ich dort heute stehen darf. Für mich geht ein Traum in Erfüllung und es ist etwas ganz Besonderes. "I gfrei mi", würde der Münchner sagen. Schon am frühen Nachmittag bin ich dort, Ortsbegehung, Soundcheck, die Crew begrüßen, Durchläufe besprechen. Die Zeit vergeht im Flug, bis es um 20 Uhr los geht.

Samstag: Cocktails im Kreativquartier

Die Transit Rooftop Bar im Werksviertel lädt mit chilligen Sounds und coolen Drinks zum Entschleunigen. (Foto: Catherina Hess)

Ich schlafe gründlich aus und gehe dann gemütlich frühstücken. Und zwar mit der Süddeutschen Zeitung, der dicken Wochenendausgabe, die ich mir auch in Köln manchmal am Kiosk hole. Heute Abend will ich es ein bisschen krachen lassen. Ich treffe mich mit Freunden in der "Transit Rooftop Bar" im Werksviertel. Jedes Mal bin ich wieder überrascht, wie schnell sich dieses Viertel verändert, was für eine kreative Ecke. Fast untypisch für München, diese bunte Urbanität und die coole Mischung aus Industriecharme und Nightlife. Und ich entdecke bestimmt auch wieder einen neuen Cocktail. Gern auch zwei. Abstürzen will ich aber nicht. Ich muss früh raus.

Sonntag: Schöne neue Ziele

Eine romantische Perle in der Stadt ist Schloss Blutenburg in Pasing, das auch viel Kulturprogramm zu bieten hat. (Foto: Tom Soyer)

Jetzt heißt es Abschied nehmen. Bevor ich in meinen Frühzug nach Köln steige, hol ich mir noch eine echte Münchner Butterbrezn und einen Kaffee. Die gibt es auch inmitten dieses Baustellengewusels am Hauptbahnhof noch. Ich bin schon gespannt, wie das alles aussehen wird, wenn es fertig ist. Auch wenn das noch eine Weile dauern wird. Beim langsamen Rausfahren aus der City sehe ich die Stadt an mir vorüberziehen und mir fallen noch einige Orte ein, die ich beim nächsten Besuch sehen will. Schloss Blutenburg in Pasing gehört dazu, das wird mir von meinen Münchner Freunden immer wieder als eine der romantischsten Perlen der Stadt empfohlen. Der Zug würde hier sogar halten.

Alain Frei wuchs im Schweizer Kanton Solothurn auf. 2004 kam er nach Deutschland. In Hamburg absolvierte er eine Schauspielausbildung, entdeckte danach sein Faible fürs Komödiantische. 2010 sammelte er seine ersten Erfahrungen auf Stand-up-Bühnen, bevor er sich der Comedygruppe " RebellComedy " anschloss. In dieser Multikulti-Truppe aus verschiedenen Comedians unterschiedlicher Nationalitäten gilt er als "Quotendeutscher". Dazwischen tritt er immer wieder in Fernsehformaten wie "NightWash", "Quatsch Comedy Club" oder "Nuhr im Ersten" auf. Seit März 2020 veröffentlicht er jede Woche mit Marvin Endres und seinem Kollegen Salim Samatou den Podcast "Vitamin X".

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