Geplantes Kulturquartier am Tatzelwurm:Unter der Autobahn gibt es Platz für Subkultur

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Die Autobahnbrücke der Nürnberger Autobahn A9 im Münchner Stadtteil Freimann: Unter einer der Auffahrten soll das Projekt entstehen. (Foto: Robert Haas)
  • Um Münchens Kulturangebot zu erweitern, planen Florian Schönhofer und David Süß ein Projekt am Tatzelwurm.
  • Zusammen mit anderen Kulturveranstaltern, Gastronomen sowie der TUM wollen sie neben und in der Autobahnaufahrt Platz für Kreative machen.
  • Für die Umsetzung sind sie in Gesprächen mit Stadt und Bund, denen die Gelände gehören.

Von Laura Kaufmann

Kein Raum für Subkultur, kaum mehr bezahlbare Räume für Kreative, ein Club nach dem anderen schließt. Wie sich die Kreativ- und (Sub-)Kulturlandschaft im frisch angebrochenen Jahrzehnt entwickeln könnte in der Stadt, sehen viele schwarz. Andere hingegen krempeln die Ärmel hoch und schauen - wenn nötig auch mit der Lupe - wo und wie sie noch ein freies Fleckchen zum Gestalten finden. So einer ist zum Beispiel Florian Schönhofer, der das Café Kosmos betreibt und bis vor kurzem auch die viel gelobte Zwischennutzung 404 im Glockenbachviertel. Als er vor einiger Zeit, über ein Jahr ist es her, die Autobahnauffahrt der A9 auf den Tatzelwurm nahm, da kam es ihm: Hier ist doch jede Menge Platz.

Und zwar nicht nur neben der Autobahnauffahrt. Sondern in der Autobahnauffahrt. Unter der Straße, innen drin. "Das ist eine riesige Halle da unten, beinahe wie eine Kathedrale, mit Säulen und der Decke aus Beton - sehr urban", sagt David Süß, Betreiber des Harry Klein, den Schönhofer mit ins Boot geholt hat. Süß war gleich angefixt.

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Die Autobahnauffahrt selbst gehört der Autobahndirektion, also dem Bund. Da gab es erst ein vorsichtiges Herantasten. Das Gelände nebenan aber gehört der Stadt, und die zeigt sich offen. "Es hat Vorgespräche gegeben, die zeigen, dass wir dranbleiben müssen, wir sind da sehr zuversichtlich", sagt Süß. Dass ihr Vorhaben Potenzial hat, zeigt auch die Liste der Unterstützer, die sie schon ins Boot geholt haben: Der Verband der Münchner Kulturveranstalter, das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt und der Architecture Research Incubator der Technischen Universität.

Der Tatzelwurm soll aber nicht das abertausendste Zwischennutzungsprojekt für Kreative werden, sondern "auf mehrere Jahrzehnte" ausgelegt sein. "Wir haben sowohl an die Stadt als auch an den Bund den Wunsch, das Gelände im Erbbaurecht zu bekommen", sagt Süß. Gemeinsam mit anderen Kreativen und Gastronomen wolle man sich dafür als Genossenschaft zusammenschließen. Alles von fünf bis 20 oder mehr Genossen können sich Süß und Schönhofer für die geschätzten 2000 Quadratmeter Nutzfläche vorstellen. Die Einladungen an Interessierte werden gerade verschickt, ein gemeinsames Treffen im Harry Klein folgt.

Süß hat viele Ideen für den Tatzelwurm, der bestens erreichbar an der U-Bahn Studentenstadt liegt. Neben der Halle könnte man auf dem Gelände der Stadt ein ähnliches Gebäude errichten, vielleicht aus Holz, bepflanzt. Auch für solche baulichen Beratungen ist die Technische Universität im Boot. Nachhaltig und zukunftsorientiert soll das Gelände entwickelt werden. Schlussendlich wird das aber die geplante Genossenschaft gemeinsam entscheiden. Innen soll sich eine spannende Bandbreite Kreativ- und Kulturschaffender von Ateliers bis zu Gastronomie tummeln.

© SZ vom 03.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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