Öffnung der Fitnessstudios:"Die Leute sind definitiv heiß"

Lesezeit: 3 min

Weil Fitnessstudios nun unter die Kategorie "Sport" fallen, dürfen sie von Freitag an wieder öffnen. Martin Hartner, Headcoach im "Un1t", plant mit 16 Kunden, alles unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandregeln. (Foto: Stephan Rumpf)

Vergangene Woche herrschte noch Verwirrung über die Vorgaben, nun dürfen Fitnessstudios von diesem Freitag an wieder öffnen. Für einen Besuch sind ein gebuchter Termin und ein negativer Corona-Test nötig - noch.

Von Thomas Becker

Martin Hartner ist das mittlere von sieben Kindern. Wenn er alle Geschwister samt Eltern zum Training mitbringen würde, wäre sein Studio in der Friedenstraße beim Ostbahnhof schon zur Hälfte voll. 16 Kunden empfängt der Headcoach im "Un1t", der Workout Community für Functional Fitness. Seit Oktober hat er das pandemiebedingt nicht mehr getan, doch nun stehen die Zeichen wieder auf Schwitzen und Auspowern. "Seit Tagen haben wir Anfragen, wann's losgeht", sagt er, "die Leute sind definitiv heiß. Die wollen Sport machen, und das ist ja auch gut fürs Immunsystem."

In der Tat scheint erst während der Corona-Krise vielen bewusst geworden zu sein, wie wichtig Fitnesstraining für das Immunsystem ist. Schließen mussten die Studios trotzdem, wie so viele andere Bereiche. Neu ist nun, dass Fitnessstudios nicht mehr unter die Kategorie "Freizeit" fallen, sondern in den Bereich "Sport", und der läuft jetzt mit stetig fallender Inzidenz wieder an, drinnen wie draußen. Voraussetzungen für einen Besuch im Fitnessstudio sind von Freitag an ein gebuchter Termin sowie ein negativer Corona-Test. Oder mit den Worten von Ministerpräsident Markus Söder: "Mit Test und Buchungen und Maske bis zum Gerät, unter dem Motto Click & Fit." Bleibt die Inzidenz unter 50, dürfen auch Ungeimpfte ohne Test trainieren.

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Die Verwirrung der Studiobetreiber um das "Rahmenkonzept Sport" war gewaltig. Zwei Münchner Fitnessstudio-Ketten hatten schon vergangene Woche geöffnet, mussten aber einen Rückzieher machen und erneut schließen. Auch am Tag vor der Wiedereröffnung gibt es immer noch keine verbindlichen Vorgaben, was zum Beispiel die Zahl der Studio-Besucher angeht.

Martin Hartner plant mit 16 Kunden, alles unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandregeln, versteht sich. Sogar im Treppenhaus - sein Studio liegt im zweiten Stock - hat er großflächig die Wartezonen vor der Eingangstür markiert, damit sich die Leute ja nicht auf den Füßen stehen. Drinnen auf den 180 Quadratmetern Trainingsfläche stehen vier neue Luftumwälzer, Kostenpunkt: mehr als 5000 Euro das Stück. Sobald die Sportler loslegen, werden zudem die Fenster geöffnet: Querlüftung. Links vom Eingang sind fein säuberlich Desinfektionsflaschen aufgereiht: "Frisch" und "benutzt" steht auf den Kartons. Jeder Sportler muss sein Trainingsgerät nach Benutzung selbst desinfizieren.

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Da Hartner Equipment wie Kurzhanteln, Kettlebells, Gummibänder und Matten an Mitglieder verliehen hat, damit die zu Hause trainieren konnten, wird es nichts mit dem Start am Freitag. "Das Zurückordern der Materials sprengt jetzt den zeitlichen Rahmen", sagt er, "wir stehen in den Startlöchern für Dienstag. Um 5.45 Uhr geht's los!".

Während des Lockdowns musste Hartner seine zehn Angestellten in Kurzarbeit schicken. Der für 6,50 Euro täglich angebotene Online-Kurs sei zunächst noch gut gebucht worden, "aber irgendwann hatten die Leute keine Lust mehr auf Bildschirm", so Martin Hartner. Es sei "schon schade, wie es gelaufen ist: immer wieder kurze Aufreger, dass es doch wieder losgehen könnte, ein ständiges Stop and Go mit eventuellen Öffnungen. Das war schon ärgerlich. Da hätte ich mir viel Arbeit sparen können", sagt er. Aber er sei ja froh, dass es wieder losgeht, "und das hoffentlich nicht nur für zwei Wochen".

Davon geht auch Joshua Butterhof aus. Er ist Inhaber der Bodystreet-Filialen in Haar und am Friedensengel. Wie in den rund 40 weiteren Franchises in und um München wird in seinen Studios schon seit vergangener Woche geschwitzt. Nach langem Hin und Her wurde das EMS-Ganzkörpertraining, bei dem maximal zwei Kunden nebeneinander trainieren, nicht als Fitnessstudio eingestuft. "Wir arbeiten ja mit Wasser und Strom, und würde man die benutzten Jacken nicht jedes Mal sehr sorgfältig desinfizieren, würde das ganz schnell müffeln", sagt Butterhof. "Wir hatten also schon vor Corona unser Hygienekonzept, haben das aber nochmal überarbeitet und verfeinert." Wer jetzt am Trainingsgerät steht, schnauft nicht den Coach an, sondern eine Plexiglasscheibe, die offene Tür ist nur zwei Schritte entfernt und weht Frischluft herein.

Auch Butterhof versuchte, während der Lockdown-Schließung die Kundschaft durch Online-Kurse und seit März auch mit Outdoor-Training bei Laune und Kräften zu halten. Statt sich wie sonst 20 Minuten am Gerät elektrischen Reizen auszusetzen, bekamen die Kunden ein Training an der zum Teil noch sehr frischen Luft, mit Hanteln und Therabändern - ein Service, der gut ankam, wie Butterhof sagt: "Wir haben während der Pandemie etwa 15 Prozent Kündigungen erhalten, aber mehr als 30 Prozent der Kunden haben komplett weitergezahlt." Auch der Start in der vergangenen Woche sei sehr gelungen gewesen, "besser wie in jedem anderen Monat zuvor - das macht Mut".

© SZ vom 21.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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