Sammelaktion:500 Kilo Müll im Englischen Garten - jeden einzelnen Tag

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Die Schlösserverwaltung hat mittlerweile 125 große Müllcontainer aufgestellt - auch die sind voll. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Party-Abfall wird seit der Corona-Pandemie immer mehr zum Problem. Eine prominent besetzte Sammelaktion hat jede Menge Flaschen zutage gefördert - und skurrile Fundstücke.

Von Joachim Mölter

Wenn den Menschen erst einmal eine Sammelleidenschaft gepackt hat, ist er kaum noch zu bremsen, wie der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume und die Münchner Kommunalreferentin Kristina Frank (beide CSU) am Donnerstagmorgen bewiesen. Da waren sie mit einer Riege bayerischer Spitzenpolitiker unterwegs bei einer Müllsammelaktion im Englischen Garten, und sie sammelten noch weiter, als die Mikrofone und Kameras gar nicht mehr auf sie gerichtet waren: Der 1,96 Meter große Blume buckelte sich runter und las einzelne Kronkorken und Papierschnipsel mit der Hand auf, und Frank dehnte ihren Aktionsradius so weit aus, dass sie zeitweilig völlig außer Sicht geriet.

Dafür präsentierte Münchens Müllchefin nach der einstündigen Aktion auf der Wiese zwischen Monopteros und Schwabinger Bach den größten Fund: ein buntes Kindereinkaufswägelchen, das sie vollgestopft hatte mit leeren Pizzakartons, die ebenfalls noch auf dem Weg lagen. Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU) steuerte als außergewöhnliches Fundstück eine fast neue Badehose bei. Ansonsten trugen die etwa 80 mit Handschuhen, Greifzangen und Mülltüten ausgerüsteten Helfer den ganz normalen Partydreck einer Nacht zusammen: Glasflaschen, Pappbecher, Holzbesteck, Plastikfolien, Papierservietten, Styroporschachteln, Zigarettenkippen.

Wenn die CSU beim Pressetermin die Sammelleidenschaft packt (v. l.): Wissenschaftsminister Markus Blume, Staatskanzleichef Florian Herrmann, Münchens Kommunalreferentin Kristina Frank und dazu der Amtschef des Finanzministeriums, Harald Hübner. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Selbst an einem gewöhnlichen Morgen kommt eine halbe Tonne Abfall zusammen, "das ist einfach zu viel", findet Herrmann. Mit der Sammelaktion wollten die CSU-Politiker auf das zunehmende Müll-Problem in einem der größten Stadtparks der Welt aufmerksam machen - sicher nicht ganz zufällig kurz vor der Landtagswahl. "Was da rumliegt, ist auch gefährlich für Tiere und kleine Kinder", mahnt Kommunalreferentin Frank.

"In den letzten zehn Jahren hat sich der Müll im Englischen Garten verdreifacht", sagt Harald Hübner, Amtschef des bayerischen Finanzministeriums, dem die für den Englischen Garten zuständige Schlösserverwaltung untersteht. Der Abfall habe sich besonders während der Corona-Pandemie gehäuft, als sich viele Menschen wegen geschlossener Gaststätten im Freien trafen und dort feierten. Im Spitzenjahr 2021 hinterließen sie dabei 260 Tonnen Müll, 2022 waren es noch 225 - allein im Englischen Garten, wohlgemerkt!

Im Corona-Jahr 2021 kamen 260 Tonnen Müll im Englischen Garten zusammen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
Etwa 80 Menschen beteiligten sich an der Sammelaktion rund um den Monopteros. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

In diesem Jahr hat die Schlösserverwaltung eine private Firma engagiert, die ihr zwischen April und Oktober beim Saubermachen hilft; Kosten: 120 000 Euro. Von fünf Uhr früh an sind die Müllmänner im Englischen Garten im Einsatz. "Wer hier um neun Uhr vorbeikommt, sieht einen anderen Park als um sechs Uhr", stellte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) fest.

Mittlerweile hat die Schlösserverwaltung auch 125 Müllcontainer mit einem Fassungsvermögen von je einem Kubikmeter im Englischen Garten aufgestellt, und obwohl sie oft überquellen und umlagert sind von leeren Flaschen und Kartons, sollen es weder mehr noch größere werden. "Der Englische Garten soll nicht zum Müll-Container-Park werden", sagt Hübner. Die Menschen sollen "schöne Stunden hier verbringen", fügt Herrmann hinzu. Damit der Park ein lebenswerter Ort bleibt, müssten aber auch die Besucher ihren Beitrag leisten, appellierte Blume: "Wer feiern kann, kann seinen Müll auch wieder mitnehmen."

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