DGB:Gewerkschaften warnen vor Corona-Folgen

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Die vielen Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen sind eine Belastung für die Polizei. (Foto: Robert Haas)

Die Polizei türmt Überstunden auf, muss das Gesundheitsamt unterstützen und Großeinsätze bewältigen. Derweil laufen der Gastronomie die Arbeitskräfte davon.

Von Sven Loerzer

Der Münchner Polizei droht in diesem Jahr eine besonders hohe Arbeitsbelastung. Sie werde wegen der vielen Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen, aber auch wegen vieler Großeinsätze dieses Jahr über zwölf Wochen hinweg "mit Freizeitreduzierung oder Urlaubssperre belastet sein", erklärte Stefanie Tschyschewsky, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in München, bei einer Pressekonferenz des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). Die erhöhten Einstellungszahlen brächten frühestens in fünf bis sechs Jahren Entlastung.

Beim Personalbedarf seien zudem die vielen "polizeifremden Aufgaben" nicht berücksichtigt worden, kritisierte Tschyschewsky. So unterstütze die Münchner Polizei das Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung, unterhalte eigene Impfzentren, sichere Häftlingstransporte und eine neutrale Bewertung von Unfällen für die Berufsgenossenschaften. Hinzu kämen in diesem Jahr Großveranstaltungen wie etwa die Sicherheitskonferenz, die European Championships, der G-7-Gipfel auf Schloss Elmau, die Bauma und möglicherweise das Oktoberfest. Die Arbeitsbelastung steige seit Jahren, "wir sehen das sehr, sehr kritisch".

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Auch die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) warnt vor den Folgen der Pandemie: Diese führe zu einer Abwanderung von Beschäftigten aus dem Gastgewerbe, so Tim Lünnemann. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten habe die Branche bereits verloren. Bei Löhnen von 2300 bis 2400 Euro monatlich gebe es nur ein Kurzarbeitergeld von 1000 bis 1050 Euro.

"Von 1000 Euro netto kann ich in München nicht leben", betonte Lünnemann. Die Verlängerung des Kurzarbeitergelds bis in den Juni sei zwar richtig, "aber wir brauchen auch ein Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200 Euro". Wenn Gastronomie und Hotellerie ihre Qualität halten wollten, seien Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen unumgänglich. Lünnemann erwartet angesichts einer Inflationsrate von 4,9 Prozent ein "sportliches Tarifjahr".

"Wir wollen auch an Betriebe ran, die keinen Betriebsrat haben"

"Hände weg von Arbeitszeit und vom arbeitsfreien Sonntag" bei gleichzeitiger Lockerung der Pandemie-Bestimmungen, forderte die stellvertretende Verdi- und DGB-Chefin Claudia Weber für Notfallkonzepte bei Personalausfällen. Die Bezirksleiterin der IG Bau, Chemie und Energie, Astrid Meier, verlangte eine Energiebeihilfe auch für Facharbeiter. Zudem brauche die Industrie verlässliche Energiepreise.

Sibylle Wankel (IG Metall) nahm die Transformation zu einer klimaneutralen und digitalen Zukunft in den Blick. Dabei gelte es, einen Mittelweg zu finden, um gut bezahlte Industriearbeitsplätze zu halten. Um die Transformation mitgestalten zu können, wünscht sich DGB-Vorsitzende Simone Burger eine rege Beteiligung an den von März bis Mai anstehenden Betriebsratswahlen: "Wir wollen auch an Betriebe ran, die keinen Betriebsrat haben."

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