Raumfahrt:Der Mann vom Mond

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1972 erkundete Charles Duke als jüngster Astronaut den Mond. (Foto: NASA)

Charles Duke ist einer von vier noch lebenden Astronauten, die auf dem Erdtrabanten spazieren gingen - im Deutschen Museum erzählt er von seiner Mission.

Von Barbara Hordych

Bei der Frage, was seine allererste Empfindung gewesen sei, als er am 21. April 1972 als zehnter "Moonwalker" seinen Fuß in den feinen Sand der Mondoberfläche setzte, muss der 84-Jährige Charles Duke nicht lange überlegen. "No fear", keine Furcht. Und "no danger", kein Gefühl von Gefahr. Im Gegenteil. "A lot of fun", viel Spaß habe es gemacht, "to spring and bounce around", erzählt der vergnügt schmunzelnde Herr mit den silbergrauen Haaren im türkisen Astronautenblouson am Samstag bei seinem Besuch in München. Doch genau jenes Hüpfen und Springen wäre ihm seinerzeit beinahe zum Verhängnis geworden, berichtet er Wolfgang Heckl, dem Generaldirektor des Deutschen Museum, bei der Pressekonferenz im Blitz-Forum.

Inspiriert von den Olympischen Spielen im Jahr 1972, veranstalteten er und John Young, der Kommandant der Mission Apollo 16, die "moon olympics". Durch die verminderte Schwerkraft wiege man ja nur etwa ein Sechstel seines Erdgewichts, erklärt Duke. Also testeten er und John bei einem Hüpfwettbewerb, wer höher springen könne. Duke verlor die Balance, wog doch das Lebenserhaltungssystem auf seinem Rücken so schwer wie er. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich auf seine rechte Seite drehen, den Sturz abfedern und eine Beschädigung des Systems verhindern. "No more moon olympics", habe John zu ihm gesagt, als er ihm aufhalf.

Einen Tag lang ist Duke, der mit seinerzeit 36 Jahren der jüngste von insgesamt zwölf Moonwalkern ist, im Deutschen Museum zu Gast. Rund 50 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung im Jahr 1969, nach mitteleuropäischer Zeit am 21. Juli um 3.56 Uhr. Ein Ereignis, das sich mit den berühmten Worten Neil Armstrongs - "That's one small step for man, one giant leap for mankind", also dem kleinen Schritt für den Menschen und dem Riesensprung für die Menschheit - tief in das kulturelle Gedächtnis gegraben habe, wie Wolfgang Heckl feststellt. Er und sein Bruder wurden damals von der Mutter mitten in der Nacht geweckt, um diesen historischen Moment ebenso wie 600 Millionen Menschen in aller Welt vor dem Fernsehschirm live mitzuverfolgen, erinnert sich Heckl, Jahrgang 1959.

Seine Erkundungen auf dem Erdtrabanten vollzog Charles Duke unter anderem in einem Rover, wie er nun im Deutschen Museum zu sehen ist. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch an der Apollo-11-Mission war Charles Duke bereits beteiligt, er hielt als "Capcom", als Verbindungssprecher zwischen den Astronauten und der Bodenstation in Houston, den Kontakt mit der Besatzung der ersten Mondlandung. "Eigentlich müssten wir alle blau im Gesicht gewesen sein, so sehr hielten wir den Atem an", erinnert sich Duke an die "dead silence", die Stille im NASA-Kontrollzentrum. Die erst nachließ, als Neil Armstrong mit den berühmt gewordenen Worten "Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed" das erfolgreiche Aufsetzen des Landemoduls "Eagle" auf der Mondoberfläche meldete.

Sehr gut erinnert sich Duke noch an die Stimmung in seinem Land in den Jahren zuvor. "Als der russische Kosmonaut Juri Gagarin 1961 als erster Mensch in den Weltraum flog, war das ein Schock für uns", sagt Duke. Präsident John F. Kennedy habe einige Monate später, im September 1962, seine berühmte "Mond-Rede" vor der Rice-University in Houston gehalten, in der er ankündigte, das Wettrennen gegen die Russen um die erste Mondlandung gewinnen zu wollen. Sieben Jahre lang sei sieben Tage die Woche ohne Unterlass an diesem Ziel gearbeitet worden, "monumental efforts", gewaltige Bemühungen, habe es gekostet, um den Wettlauf zu gewinnen. Und das mit einer Technik, die vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, antiquiert gewesen sei, gibt Duke zu bedenken.

Alle Astronauten seien sich bewusst gewesen, dass sie bei diesen Missionen ihr Leben riskierten. Wie seine Frau reagiert habe, als die Nachricht kam, dass ihr Mann zum Mond fliegen solle? Sie sei von Aufregung und Abenteuer erfüllt gewesen, genau wie alle, beschreibt Duke das damalige Lebensgefühl. Schließlich wohnten sie in einem Bezirk, umgeben von Häusern, in denen ebenfalls Astronauten lebten, "everybody was going to the moon".

Seine Frau Dotty, mit der er seit 56 Jahren verheiratet ist, begleitet ihn am Nachmittag ins Forum-Kino, wo Duke vor 650 Gästen - darunter auch Ministerpräsident Markus Söder - die originalgetreu animierten 3-D-Filme der beiden Apollo-Missionen kommentiert. Auf ihnen ist auch der Rover zu sehen, in dem Duke und Young während ihrer drei Tage währenden Mission auf dem Mond kurvten. Ein Modell dieses Autos steht jetzt ebenfalls im Museum.

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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