In der Nacht zum Sonntag wird ein rund eineinhalb Kilometer breiter Asteroid die Erde passieren. In einem Abstand von fünf Millionen Kilometern wird das Objekt mit dem Namen "66391 (1999 KW4)" um 1:05 Uhr deutscher Zeit an unserem Planeten vorüberziehen, das entspricht etwa dem 13-fachen Abstand zum Mond.
Mehrmals im Monat registrieren Raumfahrtagenturen wie Nasa und Esa den Vorbeiflug sogenannter erdnaher Objekte (NEOs), allerdings selten von derart großen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird bis zum Jahr 2027 kein so dicker Brocken der Erde so nah kommen wie an diesem Wochenende. Zudem wird der Asteroid von einem kleineren umkreist. Dieser Asteroiden-Mond ist immerhin rund 450 Meter groß und rotiert alle 16 Stunden um das Hauptobjekt. Insgesamt sind rund 20 000 NEOs bekannt, von denen die Esa 860 auf einer Risikoliste führt. Bei diesen besteht ein gewisses, wenn auch meist sehr kleines Risiko, dass sie irgendwann auf der Erde einschlagen.
Obwohl diesmal für die Erde keine Gefahr besteht, organisiert das "International Asteroid Warning Network" (IAWN) eine umfangreiche Beobachtung des Zwillings-Asteroiden. Dutzende große Teleskope sollen sich beim Vorbeiflug auf KW 1999 richten, eine Übung, um potenziell gefährliche Objekte in Zukunft möglichst schnell zu charakterisieren und Informationen weiterzugeben. Zudem dient die Aktion als Vorlauf für die Nasa-Mission "Dart", die 2021 beginnen soll. Dabei soll eine Raumsonde auf dem Asteroiden Didymoon einschlagen, um diesen testweise von seiner Bahn abzulenken.
Auch Hobby-Astronomen sollten mit einigermaßen guter Ausrüstung in der Lage sein, KW 1999 zu entdecken. Die nächste Chance, den Doppel-Asteroiden zu erhaschen, besteht erst wieder 2036: Dann wird ein Asteroid mit Begleiter der Erde sogar noch näher kommen als in der Nacht von Samstag auf Sonntag.