Testpflicht für Kita-Kinder:Mehr Schutz vor Infektionen - aber auch mehr Aufwand

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Vom kommenden Jahr an müssen auch Kita-Kinder regelmäßig auf eine Corona-Infektion getestet werden. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Von 10. Januar an müssen Eltern in Bayern dreimal pro Woche ein negatives Ergebnis für ihr Kind nachweisen, bevor es in die Kita gehen darf. Doch noch sind viele Fragen ungeklärt.

Von Kathrin Aldenhoff

In einer Pressekonferenz Ende November hatte Ministerpräsident Markus Söder bayernweit PCR-Tests an Kitas angekündigt - die wird es nun nicht geben, aber dafür eine Testpflicht für Kitakinder. Drei Mal wöchentlich müssen Eltern von 10. Januar an ihre Kinder testen und das negative Ergebnis gegenüber der Kita-Leitung nachweisen. Das gilt für Kinder ab einem Jahr. Kinder, die vollständig geimpft oder genesen sind, müssen nicht getestet werden.

"Die Träger der Kitas müssen die Familien informieren, dass sich nun ganz gravierend etwas ändert", fordert Chris Hollmann vom Gemeinsamen Kindergartenbeirat. Und zwar noch in dieser Woche, bevor viele Einrichtungen über Weihnachten schließen. Sonst werde es für die Eltern schwierig, sich rechtzeitig Berechtigungsscheine und Selbsttests abzuholen.

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Für ihn seien viele Fragen noch offen, sagt Hollmann. Zum Beispiel, was mit den Kindern ist, deren Eltern sich weigern, sie zu testen. Werden sie aus der Kita ausgeschlossen? Die Eltern bräuchten außerdem Informationen in ihrer Muttersprache.

Ein Problem sei auch, dass Lollitests nicht in allen Apotheken verfügbar seien. Ist es also im Ausnahmefall okay, sein Kind am 10. Januar in der Einrichtung zu testen, wenn die Eltern keinen Selbsttest mehr bekommen? Hollmann meint: "Es gibt noch viel zu tun bis zum Weihnachtsurlaub."

15 Berechtigungsscheine für 86 Kinder - das zeigt, wo es Probleme geben könnte

Die Diakonie München und Oberbayern begrüßt die Testpflicht, sieht aber einen hohen bürokratischen Aufwand auf die Mitarbeiterinnen in den Kitas und auf die Eltern zukommen. Letztere sollen, wenn sie ihre Kinder in die Kita bringen, glaubhaft versichern, dass ein aktuelles negatives Testergebnis vorliegt. So heißt es im Schreiben des Familienministeriums.

Kitaleiterin Anna Gögelein wird sich also ab 10. Januar drei Mal die Woche von allen Eltern eine Bestätigung geben lassen, dass sie ihr Kind zu Hause negativ auf das Coronavirus getestet haben. Gögelein leitet das Haus für Kinder Messestadt West der Diakonie München und Oberbayern. Ihr wäre es lieber, wenn die Kinder in der Einrichtung getestet würden.

"Unsere Kita liegt in einem Brennpunktviertel. Nicht alle Eltern machen die Tests zuverlässig zu Hause", sagt sie. 86 Kinder besuchen das Haus für Kinder. Und nur für 15 habe sie bisher Berechtigungsscheine ausgefüllt. Weil sie nicht genug Personal hat, um in der Kita zu testen und wohl kein externes Personal dafür in die Einrichtung kommen wird, muss sie sich aber in Zukunft darauf verlassen, dass die Eltern mitmachen.

Daheim testen: Das Bildungsreferat findet die Idee gut

In ihrer Einrichtung seien alle Mitarbeiter geimpft, sagt Anna Gögelein, trotzdem testeten sie sich zwei Mal die Woche, freiwillig. "Für uns ist das selbstverständlich." Eine Testpflicht für die Kinder bringe mehr Sicherheit in die Kitas, glaubt sie. Auch wenn sie deswegen in Zukunft noch mehr Formulare abheften und Testergebnisse dokumentieren muss.

Die Stadt München ist Träger von rund 450 städtischen Kitas. Das zuständige Referat für Bildung und Sport (RBS) hält das Testen zu Hause für die bessere Variante. Die Tests seien insbesondere für sehr kleine Kinder sehr ungewohnte und möglicherweise belastende Handlungen. Es sei absolut sinnvoll, dass diese von engen persönlichen Bezugspersonen im heimischen Umfeld durchgeführt würden.

In den Einrichtungen zu testen, würde Einrichtungsleitungen und Erzieherinnen außerdem vor sehr große organisatorische Herausforderungen stellen. Unter anderem, weil die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten gebracht werden und die Kinder getestet werden müssen, bevor sie die Räume betreten.

Durch die Testpflicht wird nach Einschätzung des RBS mit der Anzahl der Tests auch die Sicherheit in den Einrichtungen steigen. Die vorgesehene Art der Umsetzung sei für Familien und Einrichtungen praktikabel. Auch wenn man sich bewusst sei, dass dies einen zusätzlichen Aufwand für Kinder, Familien und Personal darstellt. Wie das alles konkret ablaufen wird, ist noch nicht ganz klar. Das RBS verweist auf das Familienministerium, das für diese Woche detaillierte Informationen angekündigt hat. An denen werden sich die städtischen Kitas orientieren, teilte ein Sprecher mit.

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