Corona-Krise:Obst- und Gemüsekisten zum Mitnehmen

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Die Idee hatte Francesco Fragiacomo schon länger, die Corona-Pandemie hat das Vorhaben beschleunigt: An der Großmarkthalle kann man nun kontaktlos beim "Fresh Drive-In" Gemüse, Obst und Spirituosen einkaufen.

Von Franz Kotteder

Ein bisschen kommt man sich ja vor wie bei den Corona-Tests, zu denen Verdachtsfälle im Auto vorfahren müssen. Männer und Frauen mit Atemschutzmasken warten an der kleinen Lagerhalle, bis man ankommt, lassen sich ein Papier zeigen, verschwinden kurz in der Halle und kommen dann mit mindestens einem Karton zurück. Den legen sie dann in den geöffneten Kofferraum des Autos, und ab geht die Post.

Ja, so kann man in Zeiten der Krise jetzt also auch einkaufen. Man schaltet zu Hause den Computer oder das Tablet ein, öffnet die Homepage www.freshdrive.de und hat derzeit die Wahl zwischen einer Obst-, einer Gemüse- und einer gemischten Kiste, einer Portion Spargel und einer Pasta-Box.

Wahlweise kann man Boxen mit frischem Obst oder Gemüse bestellen. Auch Spirituosen gibt es zum Mitnehmen. (Foto: Catherina Hess)

Zusätzlich gibt es für die Harten, die das Ausgehen in die heimische Bar besonders vermissen, auch noch eine Spirituosenbox. Und Cocktails zum Selbermachen auf der Basis von Getränken des Münchner Gin-Destillierers The Duke und weiterer lokaler Getränkeproduzenten. Hier wählt man aus, klickt an, zahlt per PayPal oder Kreditkarte. Zwei Tage später - bislang mittwochs und samstags - kann man dann alles mit dem Auto an der Großmarkthalle abholen. Die Übergabe erfolgt komplett kontaktlos, ist also auch für ängstliche Einkäufer geeignet.

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Das alles ist eine Idee von Francesco Fragiacomo. Der italienische Nachname heißt so viel wie "Bruder Jakob": Da wird sich Francesco in seiner Kindheit manches Spottlied anhören haben müssen, aber jedenfalls ist aus ihm offenbar ein recht aufgeweckter Geschäftsmann geworden.

Seine Familie ist mütterlicherseits seit 1900 in der Großmarkthalle im Obst- und Gemüsehandel tätig, und sein Vater gründete in den Achtzigern dann eine eigene Firma, die heute Francesco leitet. "Wir sind eigentlich Importeure und hauptsächlich im Großhandel tätig", sagt er, "unsere Kunden liefern dann zum Beispiel an den Einzelhandel und an die Gastronomie aus."

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Die Fragiacomos hatten sich schon länger darüber Gedanken gemacht, an ihrer kleinen Halle an der Oberländerstraße 2, direkt gegenüber der Einfahrt zum Großmarkt, einen Drive-In für ihre Kunden einzurichten. Dann aber kam die Pandemie, und Bekannte fragten an, ob sie bei ihnen direkt an frische Lebensmittel kommen könnten, um sich so den Gang zum Supermarkt zu ersparen. "Da haben wir dann spontan beschlossen", erzählt er, "dass wir das Ganze gleich für die Allgemeinheit öffnen können, um auch anderen Personen, vor allem auch Risikogruppen, die Möglichkeit zu geben, auf diese Weise quasi kontaktlos einzukaufen."

Vor zwei Wochen fingen die Fragiacomos unter dem Namen "Fresh Munich" mit ihrem Drive-In an, die Nachfrage war gleich so gut, dass sie inzwischen nicht nur samstags, sondern auch mittwochs zur Abholung bitten können. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", sagt Fragiacomo, "von Samstag zu Samstag hat sich bisher jedes Mal die Kundenzahl verdoppelt."

Die Idee eines Drive-Ins hatte Frangiacomo schon länger. Die Corona-Krise forderte nun eine schnelle Umsetzung. (Foto: Catherina Hess)

Und wie sieht es nun aus, das Angebot? Beim unangekündigten Selbsttest fanden sich in der Gemüse- wie in der Mixbox jeweils die versprochen gut sieben Kilo Obst und Gemüse (davon eineinhalb bis zwei Kilo Kartoffeln), Knoblauch, Schalotten, Zwiebeln, etwas Ingwer, ein Kopf Bataviasalat, Feldsalat, Rucola, ein Bund Frühlingslauch, Karotten, Strauch- und Cocktailtomaten, eine Avocado. Gegebenenfalls kann man auch Saisonales extra bestellen, wie derzeit Schrobenhausener Spargel, das Pfund zu 7,50 Euro. In der Mixbox sind momentan Äpfel, Birnen, Orangen, Bananen und Kiwi dabei, auch da richtet sich das Angebot nach der Marktlage.

Derzeit kostet die Kiste 19,90 Euro, aktuell bekommt man gratis Münchner Kaffee von der Rösterei Emilo im Filterbeutel dazu. "Freunde von uns", sagt Fragiacomo. So wie die Schnapsbrenner von The Duke, weshalb es eben auch die "Duke-Box" im Angebot gibt.

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© SZ vom 06.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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