Le Hygge:Zusammengewürfelte Gemütlichkeit

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An der Eingangstür des Le Hygge steht in roter Schrift "Leben", an den äußeren Fenstern "Voll schön, dass es dich gibt". (Foto: Florian Peljak)

Wer einen unperfekten, aber heimeligen Ort einer schönen, aber seelenlosen Bar vorzieht, ist im Le Hygge richtig. Wenn die Gläser ausgehen, wird hier Gin Tonic schon mal im Latte-Macchiato-Becher serviert.

Von Jacqueline Lang

Vor ein paar Jahren hat das dänische Wort "hygge" Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gehalten. Ist etwas hyggelig, dann ist es angenehm, gemütlich. Googelt man das Wort, dann findet man Bilder von rustikalen Holzhütten, dicken Wolldecken, dampfenden Teekannen, alles in ein warmes Licht getaucht. Mit diesen Bilder von spießiger Gemütlichkeit hat die gleichnamige Bar im Dreimühlenviertel rein gar nichts gemein und trotzdem - oder vielleicht genau deswegen - ist es im "Le Hygge" unglaublich gemütlich. Hyggelig eben.

Wer sich von den vollgesprühten Fensterfront nicht abstoßen lässt, sondern neugierig durch die Tür geht, auf der in roter Farbe und in Großbuchstaben "Leben" steht, der betritt das Reich von Sobi Darcal. Der großgewachsene Mann mit den wilden, schwarzen Locken dürfte der ein oder anderen vielleicht noch aus dem "Sobicocoa" in der Herzogstraße bekannt sein.

Ähnlich wie in seinem einstigen Laden in Schwabing blickt man auch im Le Hygge auf viele Fotografien an den Wänden, sie sind vornehmlich schwarz-weiß und zeigen schöne Frauen. Kombiniert werden diese Kunstwerke mit unverputzten oder rot gestrichenen Wänden, Kronleuchtern und vielen zusammengewürfelten Sitzgelegenheiten.

Eine Bücherwand trennt die Toilette vom Rest der Bar. (Foto: Florian Peljak)
Sobi Darcal ist der Betreiber der Bar. (Foto: Florian Peljak)
Rote Wand trifft auf unverputzte Wand trifft auf zahlreiche Fotografien und zusammengewürfelte Sitzgelegenheiten. (Foto: Florian Peljak)

Man könnte nun denken, Darcal hätte sich hier ganz bewusst für das seit ein paar Jahren so beliebte Einrichtungskonzept "shabby chic" entschieden, aber ein kurzes Gespräch mit ihm reicht, um zu verstehen: Darcal folgt mit seinem Laden nicht irgendwelchen Trends. Und genau das ist vermutlich das Geheimnis von Le Hygges Gemütlichkeit: Sie ist durch und durch authentisch.

Und so ist hier auch niemand pikiert, dass in den Regalen nicht zig ausgefallene Gin- und Rumsorten aufgereiht sind, mit denen irgendein hipper Barkeeper gekonnt die ausgefallensten Drinks kreiert, sondern der Gin Tonic (7,50 Euro) auch schon mal im Latte-Macchiato-Becher serviert wird, wenn gerade mal wieder alle Gläser aus sind. Dazu passt auch, dass die ausführliche Speisekarte - Darcal serviert ausschließlich vegetarische und vegane Gerichte - per Hand auf karierte Din-A4-Blätter geschrieben ist.

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Orte wie das Le Hygge sind in einer Stadt wie München deshalb etwas Besonderes, weil sie so selten sind. Orte, an denen nicht der Schein, sondern das Sein zählt, muss man in dieser immer teurer werdenden Stadt nämlich tatsächlich länger suchen als anderswo.

Aber Darcal und sein kleines Refugium sind nicht nur der beste Beweis dafür, dass sich diese Suche lohnt. Die vielen vollen Tische sind auch der beste Beweis dafür, dass es in der bayerischen Landeshauptstadt trotz aller Vorurteile genug Menschen gibt, die solch einen unperfekten, aber gemütlichen Ort einer schönen, aber seelenlosen Bar vorziehen.

Oder um es mit den Worten zu sagen, die auf zwei der Fenster gesprüht sind und das Le Hygge einrahmen: "Voll schön, dass es dich gibt".

Le Hygge , Ehrengutstraße 6, 80469 München, Telefon: 0179/4507052, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 16 bis 24Uhr, Freitag 16 bis 1 Uhr, Samstag 10 bis 1 Uhr und Sonntag 10 bis 23 Uhr.

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