Café Lozzi:Bewährter Alternativ-Chic

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Die Cafébar "Lozzi" in der Pestalozzistraße im Glockenbach-Viertel in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Mit seinen liebevollen Details gleicht der Schanigarten des Café Lozzi einem kleinen Kunstwerk. Die Betreiber sind auch für weitere In-Locations in München verantwortlich.

Von Jacqueline Lang

Es musste alles schnell gehen, als die Cafés und Bars der Stadt wieder zum weitestgehend normalen Betrieb übergehen durften. Denn Zeit - und das gilt wohl in der Krise mehr denn je - ist nun einmal Geld. Und so kann man es kaum einem Betreiber verübeln, dass der Schanigarten vor seiner Tür genauso aussieht, wie das, was er ist: eine in der Eile aus Paletten zusammengezimmerte Behelfsterrasse. Manch ein Betreiber war immerhin noch schnell im Baumarkt und hat ein paar Blumenkübel aufgestellt. Das muss reichen an Dekoration, darf ja ohnehin alles wohl nur bis Ende September stehen, zumindest, wenn sich die Stadt nicht noch erweichen lässt. Aber zwischen all diesen auf die Schnelle errichteten Holzvorrichtungen gibt es eben auch Läden wie das Café Lozzi, dessen Schanigarten eher einem kleinen Kunstwerk gleicht.

Egal, ob man aus Richtung der Holzstraße kommt oder die Müllerstraße vom Sendlinger Tor in Richtung Fraunhoferstraße entlangfährt, das Café Lozzi kann man spätestens, seitdem es einen Schanigarten hat, nicht mehr übersehen. Auch hier wurde das Grundgerüst der freien Sitzfläche aus Paletten erbaut, aber die außen angebrachten Blumenbeete, liebevolle Details wie mit Perlen und Steinchen verzierte Borten, mit Mandalas bemalte Aschenbecher aus Ton und natürlich die über allen Sitzecken angebrachten Deckenlampen, die die Dunkelheit in ein warmes, orangefarbenes Licht tauchen, sie alle zeugen davon, dass hier jemand versucht hat, mitten im Glockenbachviertel einen Ort zum Wohlfühlen zu erschaffen.

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Dass das Areal nicht, wie sonst zu dieser Jahreszeit, hinter Gitter verschwindet, ist ein echter Gewinn für die Stadt - und das, was "Kunst im Quadrat" geboten hat, noch mehr.

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Was einige für alternativ halten mögen für Münchner Verhältnisse, ist in Wahrheit ein ausgetüfteltes Konzept. Das Café Lozzi gehört zum Imperium der Hahn-Brüder. Es wird unter anderem von Julian Hahn betrieben, dem jüngsten der drei. Er ist auch für den Gans am Wasser im Westpark und - ganz neu - das Gans Woanders am Kolumbusplatz mitverantwortlich. Und egal, ob Zirkuszelt, Hexenhaus oder Schiffscontainer, der Mix aus Industrial- und Bohème-Chic zieht sich durch. Was anfangs noch etwas Besonderes war, ist mittlerweile recht erwartbar geworden. Aber der Erfolg aller Locations beweist: Den Massen gefällt es.

Wie immer bei den Hahns soll es auch im Lozzi, das sich selbst als Kulturcafé und Bar versteht, nicht nur um gute Longdrinks - darunter viele auf Basis von Mate oder Matcha - und Rosmarin-Bio-Pommes (3,80 Euro) gehen. Seit vergangener Woche finden deshalb auch ab und zu Workshops und kleine Konzerte im Inneren des Caféss Lozzi tatt. Bei den derzeit meist sommerlichen Temperaturen und in Zeiten der Corona-Pandemie kann man es sich aber auch ganz wunderbar einfach so mit einem Gutmann-Weizen - wer sich traut, auch mit einem Weißbier Hugo oder eben Weißbier Mate (je 4,60 Euro) - im Schanigarten draußen gemütlich machen. Man weiß ja schließlich nicht, wie lange einem dieses kleine Glück noch vergönnt bleibt.

© SZ vom 18.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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