Wirtschaftliche Prosperität und Nachhaltigkeit sind für viele immer noch Bereiche, die nicht so recht zusammenpassen. Das muss allerdings nicht so sein: Immer mehr Unternehmen erkennen, wie wichtig klimafreundliches Handeln ist. Auch rund um München setzen sich zahlreiche Betriebe für den Umweltschutz ein. Einige von ihnen wurden am Freitagabend in Garching mit dem Zukunftspreis des Landkreises München ausgezeichnet.
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Die Ehrung fand heuer zum ersten Mal statt und geht an Unternehmen, die Verantwortung für eine sozialere, klimafreundlichere Zukunft übernehmen - zum Beispiel durch freiwilliges Engagement für die Umwelt oder durch eine besonders mitarbeiterfreundliche Firmenkultur. Aber auch Initiativen, in denen Ehrenamtliche sich unter anderem für die Energiewende oder nachhaltigen Konsum einsetzen, wurden mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet.
"Verantwortungsbewusstes Handeln und Engagement sind der Quell, aus dem sich unsere Gesellschaft speist", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) bei der Preisverleihung im SCC in Garching, dem Science Congress Center. Die Auszeichnung solle den Gewinnern die Aufmerksamkeit geben, die sie für ihren Einsatz verdienten, gleichzeitig aber auch zum Nachmachen anregen. "Die Verantwortung für eine erfolgreiche Gesellschaft hat jeder einzelne von uns und jeder einzelne kann auch einen Beitrag leisten", so Göbel.
Neubiberger Schüler bewahren für den Pausenverkauf Lebensmittel vor dem Wegwerfen
Mit dem Zukunftspreis gestaltet der Landkreis seine traditionelle Umweltehrung neu und führt sie mit der Corporate-Social-Responsability-Initiative zusammen, die die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen fördern soll. 61 Betriebe und 16 bürgerschaftliche Initiativen bewarben sich nach Angaben des Landratsamts um die Ehrung. Ausgezeichnet wurden jeweils fünf von ihnen, zusätzlich verlieh der Landkreis einen Sonderpreis an den Taufkirchner Sportartikelhersteller Ortovox, der sich durch Kooperationen mit Wettbewerbern bemüht, die von den Vereinten Nationen ausgelobten Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
So vielfältig die Preisträger sind, sie alle eint das Ziel, den Landkreis nachhaltiger zu gestalten: vom Ismaninger Eine-Welt-Handel über die Ideenwerkstätten Klimadialog Oberhaching und Neubiberg for Future bis hin zum Unterföhringer Netzwerk Zukunft UnterFAIRing. Dass gerade jungen Leuten das Thema Umwelt am Herzen liegt, beweist der ebenfalls ausgezeichnete klimafreundliche Pausenverkauf der Emile-Montessorischule in Neubiberg. Bereits vor zwei Jahren seien Schüler auf die Idee gekommen, Lebensmittel zu recyceln, die sonst weggeworfen würden, erzählt Projektleiterin Nicola Eberhorn. Das sei etwa Obst oder Gemüse, das zwar optisch nicht mehr schön anzuschauen, geschmacklich jedoch einwandfrei sei. "Einem Smoothie ist es egal, ob die Banane braune Flecken hat", sagt Eberhorn.
Egal ob die Beschaffung der Lebensmittel oder die Kalkulation der richtigen Menge Wechselgeld - alles organisieren die zehn bis 15 Schüler aus der siebten und achten Jahrgangsstufe laut Eberhorn selbst. Ein Mal pro Woche verkaufen sie ihre ressourcenschonenden Snacks an der Schule, den Gewinn spenden sie an Umweltprojekte. Dass die Schüler sich freiwillig zur Teilnahme an der Aktion entscheiden, bereichert den klimafreundlichen Pausenverkauf, wie Eberhorn findet: "Es ist keine aufgezwungene Arbeit, sie machen das alle leidenschaftlich gern."
Bienenvölker am Firmenstandort, ein Spendenetat für Ruanda und Kinderdörfer in Indien
Auch bei den Unternehmen ist die Bandbreite der Preisträger groß. Neben der kleinen Gräfelfinger Malerwerkstätte Romanow, die sich nach Ansicht der Jury vorbildlich um ihre zwölf Mitarbeiter kümmert, wurde unter anderem auch der Isarland Biohandel aus Taufkirchen für die Förderung fairer Bioprodukte und die Oberschleißheimer Schreiner Group für eine Vielzahl an Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität ausgezeichnet. Bereits seit 2016 ist das Chemie-Unternehmen Aqua-Concept aus Gräfelfing durch Investitionen in Kompensationsprojekte CO₂-neutral. Den Zukunftspreis erhielt die Firma aber auch für ihr soziales Engagement: Mit einem eigenen Etat unterstützt sie etwa Trinkwasserprojekte in Ruanda und Kinderdörfer in Indien.
Eine lange Tradition hat der Klimaschutz bei Leicher Engineering aus Kirchheim, wie Geschäftsführer Christoph Leicher erzählt. Bereits in den 80er-Jahren habe man das Thema für sich entdeckt. Den Zukunftspreis sieht er daher nun als Bestätigung der vielen kleinen Maßnahmen, die man seither umgesetzt habe: Beispielsweise hat das Unternehmen mit einer Server-Umstellung erreicht, dass die Zusammenarbeit komplett papierlos funktioniert. Am Standort in Kirchheim sorgen zudem eine insektenfreundliche Bepflanzung sowie zwei Bienenvölker für mehr Artenvielfalt.
Leicher sieht gerade kleinere und mittelständische Betriebe als Vorbilder in Krisenzeiten: Während sich in der Bevölkerung zunehmend Angst ausbreite, seien stressige Situationen für Unternehmen normal. Man könne auf Erfolge zurückblicken, aber auch Strategien für die Zukunft vorweisen - so könne es gelingen, Zuversicht an die eigenen Mitarbeiter weiterzugeben. Auch in Bezug auf nachhaltiges Handeln könnten Betriebe Verantwortung zeigen: "Es geht darum, den Blick zu erweitern und nicht nur den Fokus auf dem Umsatz zu haben. Wenn viele das tun, können wir Einiges erreichen."