"Der Wind macht vor den Gemeindegrenzen nicht Halt." So begründet Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats, sich an der neuen Arbeitsgemeinschaft "Arge Wind LKM Südost" zu beteiligen. Grasbrunn tritt damit als dritte Kommune dem Zusammenschluss bei - nach Hohenbrunn, dessen Bürgermeister Stephan Straßmair (CSU) die Arbeitsgemeinschaft initiiert hat, und Neubiberg, das sich bereits am Montag für eine Teilnahme aussprach. Auch in Putzbrunn entschied der Gemeinderat diese Woche. Nach einer kontroversen Debatte und trotz des laut Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) anfänglichen Widerstands von CSU und Freien Wählern stimmte das Gremium mit 15:4 für den Beitritt zur Arge.
Der Verbund aus vier benachbarten Kommunen will künftig strategische Ausbaupläne für Windkraftanlagen miteinander koordinieren und Machbarkeitsstudien sowie Gutachten gemeinsam finanzieren, um Synergien zu finden und zu nutzen. Zuvor hatten sich die Vertreter der vier Gemeinden in einer ersten Sitzung dafür ausgesprochen, den Ausbau von Windkraftanlagen als nachhaltige Energiequelle interkommunal vorantreiben zu wollen. "Wir sind sehr dankbar, dass Hohenbrunn die Nachbargemeinden ins Boot holt", sagt Grasbrunns Rathauschef Korneder.

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Ihm zufolge setzt die Arbeitsgemeinschaft ein klares Signal, dass die Kommunen eine nachhaltige, regionale Energieversorgung sichern und den Weg für einen effizienten Ausbau der Windenergie in der Region ebnen wollten. Die teilnehmenden Gemeinden befänden sich alle unterschiedlich weit in ihren Planungs- und Genehmigungsverfahren; nun gehe es darum, sich über Gestaltungsideen für die betreffenden Gemeindeflächen auszutauschen und die Interessen der vier Nachbarkommunen aufeinander abzustimmen. "Wir binden uns nicht aneinander. Aber da, wo es Sinn macht und wo alle Beteiligten es wollen, kann man Planungen und Machbarkeitsstudien gemeinsam durchziehen", so Korneder. Auch erhoffe er sich im Gemeindeverbund mehr Mitspracherecht, etwa bei den Staatsforsten oder Energieunternehmen, sowie Raum für eine Bürger- oder eine kommunale Beteiligung an künftigen Windkraftanlagen.
Für diese schreitet die Planung in Grasbrunn bereits voran: Seit September hat die Gemeinde vier mögliche Gebiete für Windräder ausgewiesen; den entsprechenden Teilflächennutzungsplan genehmigte das Landratsamt eigenen Angaben zufolge Mitte Januar. Sorge bereitet der Verwaltung jedoch das Wind-an-Land-Gesetz, wonach bis Ende 2027 etwa 1,1 Prozent der Fläche in der Region als potenzielle Gebiete für Windkraft benannt werden müssen, in dem bereits laufende lokale Planungen jedoch nicht berücksichtigt wurden. Um diesem Ziel zu begegnen, hatte der Regionale Planungsverband München (RPV) kürzlich 22 präferierte Vorranggebieten in der Region München benannt - darunter allerdings keine der Grasbrunner Konzentrationszonen.

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Grünen-Gemeinderat Max Walleitner äußerte deshalb in der Gemeinderatssitzung am Dienstag die Befürchtung, dass bisher als Ausschlussgebiete behandelte Flächen in Grasbrunn - wie Wald- und Forstgebiete - doch noch zu Windkraftstandorten auserkoren werden könnten, sollte der RPV bis 2026 ein erstes Teilflächenziel nicht erreichen. Denn dann könnte die Ausschlusswirkung der Windenergienutzung außerhalb der Konzentrationsflächen entfallen und der Ausbau von Anlagen privilegiert zulassen werden. "Ich hoffe sehr, dass die Planung des RBV rechtzeitig fertig wird", so Bürgermeister Korneder. Dessen Zeitplan halte er für "sehr sportlich". Doch er rechne damit, dass bis zum Fristende "noch viel passieren" werde und somit die derzeit für die Windkraft ausgewiesenen Gebiete in Grasbrunn wieder an Relevanz gewinnen könnten. Dafür wolle man bereit sein und deshalb die interkommunale Zusammenarbeit in der "Arge Wind" baldmöglichst ins Rollen bringen.