Energiewende:In Windeseile zur Finanzierung

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Im Hofoldinger Forst sollen sich Ende nächsten Jahres drei Windräder drehen. (Foto: Florian Peljak)

Ayinger, Sauerlacher und Otterfinger stürzen sich beim Crowd-Funding für den Windpark Hofolding auf Anteilsscheine. In zweieinhalb Stunden sind sechs Millionen Euro beisammen.

Von Bernhard Lohr, Aying, Sauerlach

Drei Wochen wollte man sich Zeit nehmen. Und dann war innerhalb von zweieinhalb Stunden alles durch. Der Aufruf an die Bürger in Sauerlach, Aying und Otterfing, sich finanziell am geplanten Windpark im Hofoldinger Forst zu beteiligen, hat einen Ansturm ausgelöst. Sechs Millionen Euro wurden auf diese Weise in Windeseile zusammengebracht und fließen in die Gesamtfinanzierung der Rotoren ein, die auf ein Volumen von 26 Millionen Euro kalkuliert ist. Den Aufbau des ersten Windparks in den Landkreisen München und Miesbach treibt die Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH & Co. KG voran. Die Gesellschaft befindet sich in den Händen der drei Gemeinden und stellte zuletzt eine lukrative Verzinsung in Aussicht.

Die drei Windenergieanlagen des Herstellers Enercon sollen über eine Gesamt-Nennleistung von 16,68 Megawatt verfügen und "zukunftssicher und nachhaltig" Strom für etwa 9500 Haushalte erzeugen, wie die Bürgerwind GmbH mitteilt. Der Bau der Anlagen an der Salzburger Autobahn beginnt mit Rodungen in diesen Tagen, für das dritte Quartal kommenden Jahres ist die Inbetriebnahme angepeilt.

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Finanziert wird das über ein Paket aus Bankdarlehen und Bürgerbeteiligung. Letzteres verantwortet im Auftrag der kommunalen Gesellschaft die GLS Bank mit ihrer digitalen Plattform GLS-Crowd. Eine Beteiligung mit Beträgen zwischen 500 und 25 000 Euro wurde ermöglicht. Und sie stand in einer ersten Runde, die im Anschluss an drei Informationsveranstaltungen in den Gemeinden freigeschaltet wurde, nur Bürgern aus den Orten offen. Das hat dann locker gereicht.

"Die große Nachfrage zeigt, dass die Bürger hinter dem Projekt stehen", sagt Ayings Bürgermeister Peter Wagner

Allein Bürger der drei insgesamt 19 000 Einwohner zählenden Kommunen sind nun mit ihren Rathäusern Teilhaber der drei Stromerzeugungsanlagen. Die Bürgermeister sehen darin einen großen Erfolg, der Beispiel geben kann, um die Akzeptanz für Windkraft zu erhöhen. "Die große Nachfrage zeigt, dass die Bürger hinter dem Projekt stehen", sagt Ayings Bürgermeister Peter Wagner (CSU). "Seit über zehn Jahren sprechen wir offen über unsere Planungen und es war von Anfang an klar, dass es eine Bürgerbeteiligung geben soll." Barbara Bogner (UBV), Bürgermeisterin von Sauerlach, spricht von einem Projekt "von Bürgern für Bürger". Die Menschen hätten sich schon bei den Planungen immer mitgenommen gefühlt. Und Michael Falkenhahn (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Otterfing, sagt, die Bürgerinnen und Bürger hätten erkannt, dass die nachhaltige Energiewende "nur gemeinsam funktioniert".

Dieser Eindruck hat sich in den vergangenen Wochen schon bei den drei Informationsveranstaltungen aufgedrängt, bei denen die Bürgermeister gemeinsam mit Planungs- und Projektverantwortlichen vor jeweils großem Publikum den Windpark vorstellten und insbesondere darlegten, wie sich jeder finanziell einbringen kann. Das Geld der Bürger wird in sogenannten Nachrangdarlehen angelegt, was angeblich die Gläubiger im Fall einer Insolvenz besonders schützt. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre, bei einer nicht garantierten potenziellen Rendite von bis zu sechs Prozent.

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