Wasserversorgung:Lange Leitung

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In Garmisch fürchtet man, dass die Wasserschutzgebiete ausgeweitet werden müssen. (Foto: Günther Reger)

Die Gemeinden Unterhaching, Neubiberg und Neuried warten seit Monaten auf die Bestätigung, dass sie weiter das Trinkwasser aus Garmisch beziehen können. Das dortige Landratsamt sieht keinen Grund zur Eile.

Von Iris Hilberth, Unterhaching/Neubiberg

Wenn man in Unterhaching, Neubiberg und Neuried den Hahn aufdreht, kommt frisches Wasser aus dem Loisachtal heraus. Die Wahrscheinlichkeit, dass das so bleibt, ist hoch. Endgültig geklärt ist der Streit ums Wasser mit dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen aber immer noch nicht. Dabei hatte bereits im November 2019 das Bayerische Verwaltunsgericht der Behörde unterhalb der Zugspitze eine Frist bis zum 31. Juli dieses Jahres gesetzt, um über eine Mitversorgung der Münchner Umlandgemeinden mit Trinkwasser zu entscheiden. Der Termin ist längst verstrichen. Eine Nachricht aus Garmisch gibt es bislang allerdings nicht, was Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer ziemlich ärgert.

"Das ist nicht lustig", sagte der SPD-Politiker in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Eigentlich sollte nur über den Jahresabschluss des Wasserwerks 2019 abgestimmt werden. Doch wenn es in Unterhaching ums Wasser geht, dann kommt man an dem leidigen Thema, dass die Gemeinde von 2026 an auf dem Trockenen sitzen könnte, nicht vorbei. Dass es dazu wohl nicht kommen wird, hatten die Richter den Münchner Landkreisgemeinden signalisiert, die gegen einen Garmischer Beschluss aus dem Jahr 2015 klagten.

Die Gemeinden hatten nachgewiesen, dass es ihnen nicht möglich sei, sich selbst mit Trinkwasser zu versorgen und die Leitungen zu den Stadtwerken München (SWM) zu kappen, die zu 20 Prozent ihr Wasser aus dem Loisachtal bekommen. Unterhaching, Neubiberg und Neuried hatten plausibel und gutachterlich bestätigt dargelegt, dass sie weder durch eigene Brunnen noch durch Wasserlieferungen aus den Nachbargemeinden ihre bevölkerungsreichen Gemeinden ausreichend versorgen könnten. In Unterhaching reichen die Brunnen am Friedhof und Sportpark gerade einmal aus, um dort die Anlagen zu bewässern, eine Probebohrung im Perlacher Forst ergab: alles viel zu trocken hier. Auch die Neubiberger haben keine Flächen, auf denen sie nach Wasser bohren können, die Neurieder hindern mehrere Altlastengebiete daran.

Vor Gericht war also klar, dass die Gemeinden auf das Wasser aus dem Loisachtal angewiesen sind. Bürgermeister Panzer und sein damaliger Neubiberger Kollege Günter Heyland von den Freien Wählern waren sichtlich erleichtert, dass die Wasserversorgung damit offenbar auch über das Jahr 2025 hinaus gesichert ist. Doch die erwartete Bestätigung vom Landratsamt Garmisch dafür blieb einfach aus, und in Unterhaching wundert man sich, warum es so lange dauert. "Jetzt müssen wir wieder in Verhandlungen treten und überlegen, welche Schritte wir juristisch einleiten", sagt Rathaussprecher Simon Hötzl. Schließlich habe es klare rechtliche Zeitvorgaben gegeben, das Gericht habe den Garmischern eh schon eine lange, sehr großzügige Frist von acht Monaten eingeräumt. "Es muss eine Entscheidung her. Wir wissen nicht, woran es hängt", so Hötzl.

Klagen können eigentlich aber nur die Stadtwerke München. Denn das Wasser aus dem Loisachtal beziehen ja nicht die Gemeinden direkt, sondern die SWM. Rund 22 Millionen Kubikmeter im Mittel pro Jahr, in Spitzenzeiten etwa 30 Millionen Kubikmeter Wasser fließen aus den Gemeinden Farchant und Oberau nach München und dort zunächst bis zum Hochbehälter im Forstenrieder Park. Im Loisachtal befürchtet man, dass es noch mehr werden könnte, weil der Ballungsraum München weiter wächst, und dass durch eine Ausweitung von Wasserschutzgebieten die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt würde. Denn Industriegebiete, Straßen und Landwirtschaft sind in solchen Bereichen verboten.

Noch haben die Stadtwerke nichts gegen das Schweigen aus Garmisch unternommen. "Ja, die Entscheidung sollte längst getroffen sein", bestätigt ein Sprecher. Doch habe sich das - offenbar auch wegen Corona - verzögert. "Wir warten darauf", sagt er. Aus dem Landratsamt Garmisch heißt es: "Die von der Trinkwassergewinnung betroffenen Gemeinden im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hatten das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen im Anschluss an die Gerichtsverhandlung gebeten, vor einer Entscheidung noch eine gutachtliche Stellungnahme eines von ihnen beauftragten hydrologischen Fachbüros abzuwarten." Die Vorlage dieses Gutachtens habe sich leider sehr verzögert. Nach Auskunft der Gemeinde Farchant sei aber in Kürze damit zu rechnen.

"Das Landratsamt bedauert die Verzögerung", teilt ein Sprecher der Garmischer Behörde auf Anfrage der SZ mit. "Nachdem die Verzögerung aber kein faktisches Problem für die Versorgungssicherheit bedeutet, sah das Landratsamt auch keine Notwendigkeit, den von der Trinkwassergewinnung betroffenen Gemeinden die Gelegenheit zur Vorlage der Stellungnahme zu verweigern."

© SZ vom 04.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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