Mobilität:Der Flexbus kommt an

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Der Flexbus hilft bei der Anbindung des ländlichen Raums im Landkreis München. (Foto: Claus Schunk)

Der Landkreis München entscheidet, ob er den On-Demand-Service über die Pilotphase hinaus fortführen will. Sowohl im ländlichen Raum als auch in der Nacht wird er gut genutzt.

Von Martin Mühlfenzl, Aying/Unterhaching

Dem Vergleich mit der Münchner S-Bahn hält der Flexbus natürlich nicht stand. Nahezu eine Million Menschen nutzen tagtäglich die acht Linien der Schnellbahnen, während seit Oktober vergangenen Jahres bis einschließlich dieses Septembers gerade einmal 40 000 Pendlerinnen und Pendler den neuen On-Demand-Service im südöstlichen Landkreis München in Anspruch genommen haben. Freilich können beide Angebote auch nicht wirklich miteinander verglichen werden, stellt doch das Ruf-System Flexbus eine räumlich begrenzte Ergänzung zum Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs dar. Allerdings eine, die immer beliebter wird. Und der ein Jahr nach der Einführung in einem Zwischenbericht bescheinigt wird, im Vergleich mit anderen On-Demand-Angeboten in Deutschland einen "überdurchschnittlichen hohen Anteil an Stammnutzern" vor allem tagsüber zu haben.

An diesem Donnerstag, 23. November, wird sich der Mobilitätsausschuss des Kreistags damit befassen, ob der Flexbus über die Pilotphase, die Ende 2024 endet, hinaus verlängert wird. Im Tagesservice ist der Bus in den ländlichen Gemeinden Aying, Brunnthal und Sauerlach sowie im Nachtbetrieb im eher urbanen Raum Taufkirchen, Ober- und Unterhaching unterwegs. Eine frühzeitige Entscheidung ist notwendig, heißt es aus dem Münchner Landratsamt, um die Finanzierung mit Fördergeldern durch Freistaat und Bund gewährleisten zu können. Denn billig ist der Ruf-Bus nicht. Bei einer Verlängerung würde er den Landkreis in den Jahren 2025 und 2026 jeweils zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Euro jährlich kosten. Und die Haushaltslage des Landkreises ist mehr als angespannt, für das kommende Jahr gilt es, in den Etatverhandlungen eine Lücke von etwa 50 Millionen Euro zu schließen.

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Wie wichtig das zusätzliche und vor allem flexible Angebot des Flexbusses ist, zeigt sich allerdings in einer Auswertung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes im Auftrag des Landkreises München, die den Kreisräten an diesem Donnerstag vorgelegt wird. Darin wird deutlich, dass es der Landkreis München und der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) binnen eines Jahres geschafft haben, dem Flexbus ein hohes Maß an Bekanntheit verschafft zu haben. Eine "Bevölkerungsbefragung" sowie eine "Nutzerbefragung" unter mehr als 1000 Personen innerhalb des relevanten Gebietes ergab, dass etwa 90 Prozent schon einmal etwas vom Flex-Bus gehört haben. Etwa 20 Prozent der Befragten haben ihn bereits einmal genutzt und weitere 37 Prozent können sich vorstellen, den On-Demand-Service künftig in Anspruch zu nehmen. Insbesondere in der Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen erfreut sich der Flexbus großer Beliebtheit, während er von den Älteren ab 65 Jahren weniger häufig genutzt wird.

Vom Bahnhof Neuperlach-Süd aus soll die U 5 in den Landkreis München verlängert werden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Der Flexbus erfüllt seit seiner Einführung gleich mehrere Funktionen: Er sichert tagsüber die Anbindung des ländlichen Raums im südöstlichen Landkreis München. Zudem verbindet er als tangentiale Brücke die Gemeinden Sauerlach und Aying und entsprechend die S-Bahn-Äste der S3 und S7. Die Strecke zwischen den beiden Orten wird dementsprechend auch am häufigsten genutzt. Nicht zuletzt von Schülerinnen und Schülern aus Aying, die in Holzkirchen das Gymnasium oder die Realschule besuchen, und wegen des lückenhaften Takts auf der S7 ab Kreuzstraße häufig auf die S3 nach Sauerlach ausweichen und dann mit dem Flexbus nach Hause fahren. Das zeigen auch Umfragen unter Schülern und Auszubildenden: mehr als die Hälfte der Fahrten im Tagesservice sind Fahrten zur Schule oder zum Ausbildungsplatz.

Gerade abends und in der Nacht ist der On-Demand-Service für Jüngere aus den Gemeinden Unterhaching, Taufkirchen und Oberhaching eine willkommene Alternative zur S-Bahn. Denn im Nachtverkehr werden auch die S- und U-Bahnstation Neuperlach-Süd sowie der Ostbahnhof angefahren - und die Nutzer kommen auch zu später Stunde von dort aus wieder sicher zurück in den Landkreis München. Und zwar von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens.

Mit der Buchung per Telefon sind nicht alle zufrieden

Gebucht werden kann der Flexbus nach einmaliger Registrierung per App, das Angebot ist komplett in die MVV-App integriert. Es ist aber auch möglich, telefonisch einen Bus anzufordern. Dies kann sogar mehrere Wochen im Voraus geschehen, es besteht auch die Möglichkeit von Dauerbuchungen - auch für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. In beiden Fällen wird dem Nutzer mitgeteilt, wo sich die nächste Haltestelle befindet und wann der Bus kommt. Daten der Verkehrsexperten zufolge erhalten die Nutzer innerhalb einer Wartezeit von etwa 20 Minuten ein Angebot.

Die Umfragen haben ergeben, dass die Zufriedenheit der Nutzer mit dem Flexbus generell sehr hoch ist. Allerdings ist ein Fünftel der Befragten vor allem mit der Buchung per Telefon sehr unzufrieden, die Bestellung per App schneidet hingegen deutlich besser ab. Auch die Verfügbarkeit der Busse weist noch Verbesserungsbedarf auf, ebenso das Kundeninformationssystem und das noch begrenzte Gebiet, in dem die Flexbusse unterwegs sind. Daher wird der Mobilitätsausschuss des Kreistags am Donnerstag auch darüber beraten, ob der Service auf andere Teile des Landkreises ausgeweitet werden soll.

Eine Rolle dürfte bei der Entscheidung über die Fortsetzung des Pilotprojektes sicher auch die gute Integration des Flexbus-Angebots in den bestehenden ÖPNV spielen. Denn sowohl im Tages- als auch im Nachtverkehr nutzen mehr als 80 Prozent der Nutzer bei ihren Fahrten neben dem Flexbus ein weiteres Verkehrsmittel. Die meisten von ihnen steigen entweder von der S-Bahn auf den Flexbus oder vom Bus in die Bahn um. Aber auch andere Busse und die U-Bahn werden intermodal genutzt.

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